Im letzten Post habe ich begonnen unter dem Titel Unterwegs in Mittelamerika über meine letzte Reise durch die Karibik zu berichten. Eine der für mich schönen Überraschungen war es, dass ich dort drei Staaten gefunden habe, die keine staatliche Vernichtungsmaschinerie haben, auch Armee oder Militär genannt.
In der Tat ist einer meiner Träume, in einem Land zu leben, dass bewusst auf eine Armee und die dazu gehörende Elemente wie Waffenindustrie, Wehrpflicht und/oder Söldnertum usw. verzichtet. In einem Land ohne Kriegs- oder Verteidigungsministerium und ohne Soldaten, die Maschinen bedienen und deren Aufgabe es ist, Menschen zu zerfetzen und Städte zu zerstören.
Ich finde es ja immer noch schade, dass die Adenauer-Administration gleich nach dem 2. Weltkrieg gezielt und heimlich auf eine Wiederbewaffnung hin gearbeitet hat, obwohl der Deutsche Bundestag in seiner ersten außenpolitischen Debatte am 24. und 25. November 1949 eine nationale Wiederbewaffnung abgelehnt hat. Siehe dazu auch den Artikel zur Himmeroder Denkschrift (und da besonders den Teilartikel zur Himmeroder Expertengruppe).
Zitat dazu aus Wikipedia:
Adenauer hatte im Mai 1950 unter größter Geheimhaltung eine Dienststelle unter Leitung seines militärischen Beraters, General Gerhard Graf von Schwerin, einrichten lassen. Sie trug die Bezeichnung Zentrale für Heimatdienst (ZfH) und wurde beauftragt, ehemalige Generalstabsoffiziere, Generale und Admirale der drei Wehrmachtsteile auszuwählen, die als „unbelastet“ galten und von denen einige im weitesten Sinne dem militärischen Widerstand gegen Hitler zuzurechnen waren. Aus ihnen sollte ein Gremium deutscher Experten für militärische Expertengespräche mit den Alliierten entstehen. Sie sollten auch gegenüber alliierten Verhandlungspartnern auftreten können. Trotzdem ist an der Auswahl einzelner Teilnehmer heftige Kritik geübt worden.
Am 25. April 1953 war Adenauer dann am Ziel und die Wiederbewaffnung der BRD war beschlossene Sache. Wahrscheinlich auch als Reaktion darauf wurde am 18. Januar 1956 in der DDR die Nationale Volksarmee (NVA) gegründet.
Aber zurück nach Mittelamerika:
Von Belize wusste ich schon, dass das Land keine Armee hat. Überrascht war ich aber doch dass dies auch für Costa Rica und Panama gilt. Bei einer Diskussion brachte ich schon vor längerem Belize als Beispiel für ein Land ohne Armee. Damals haben meine Gesprächspartner dieses Beispiel damit demontiert, dass Belize ja nur eine (verkappte) Kolonie der USA wäre.
Insofern habe ich mir vorgenommen, mit den Leuten vor Ort über das Thema #NoArmy und Vormacht der USA zu reden. Und ich war überrascht, wie sehr alle meine Gesprächspartner in diesen drei Ländern das Nichtvorhandensein einer Armee als etwas sehr Positives empfunden haben.
Trotzdem konnte ich mir als Möglichkeit vorstellen, dass der CIA diese Länder reagiert. Die Menschen dort aber, die ich gesprochen haben, haben das bestritten. Sie haben immer einen sehr unabhängigen demokratischen Eindruck gemacht, betont dass ihr Land mit allen anderen Ländern in Mittelamerika wie auch in der restlichen Welt in Frieden leben würden.
Auch wirtschaftlich ist mir keine amerikanische Dominanz aufgefallen. Die Autos, Busse und Lkws waren wie überall aus Asien und der EURO wurde genauso gerne genommen wie der USD.
Besonders gut hat uns in Costa Rica unsere Führerin bei unserem Ausflug von vom Puerto Limón die Situation erklären können. Sie ist 1981 bei einer Urlaubsreise in Costa Rica hängen geblieben. Heute lebt sie als junge Großmutter mit großer Familie und arbeitet unter anderem in gemeinnützigen Gruppen, die einen sanften Tourismus unterstützen wollen, der das Geld der Touristen auch in die richtigen Hände bringt.
Aber auch in Belize war es spannend. Hier war habe ich wahrgenommen, dass noch sehr viel britischer Kolonismus lebt. Belize war auch das einzige Land auf unserer Reise gewesen, in dem die Autos links gefahren sind. In Panama habe ich einen richtigen gesunden National-Stolz wahrgenommen. Zumindest gefühlt waren die Menschen und das Land alles andere als von den USA gesteuert.
Aber selbst, wenn es dem nicht so wäre, mir persönlich wäre es immer noch lieber ein wenig von den Amis kolonisiert zu werden und dafür keine Armee haben zu müssen.
So sind die drei Länder für mich wieder zu validen Bespielen geworden, dass es ohne Armee auch geht und wahrscheinlich viel besser als mit. Und so ist für mich die Puente de las Américas zu einem Symbol der Hoffnung für eine friedliche Zukunft ohne Waffen geworden.
RMD