Die Welt verändert sich. Manche sprechen von “alter und neuer Welt“. Der stattfindende Wandel wird zentrales Thema des IF-Forum im Jahr 2010.
Die alte Welt hat uns viel Schönes gebracht. Aber wie bei jeder Medaille haben wir auch hier zwei Seiten erlebt. Und so hat uns die alte Welt (zu) viele Probleme bereitet, die wir nicht gleich erkannt haben, die gleichwohl aber von hoher Relevanz für die Zukunft sein werden.
In Stichworten würde ich die alte Welt vielleicht so charakterisieren:
- dominiert von einer “American-European Culture”,
- bestimmt von einer Vorstellung eines “Wachstums ohne Ende”, das leicht erreichbar wäre durch eine Beschleunigung des Fortschritts und permanent voran getriebene Innovation,
- gefüttert vom absoluten Glauben an Fortschritt und an eine Technologie ohne Grenzen, die langfristig in der Lage sein könnte, alle Probleme zu lösen (inklusive Krankheit, sogar mit der Option langfristig vielleicht sogar den Tod besiegen zu können) und
- einer eigenartigen Mischung von Sucht nach maximaler Individualität (Single-Kultur) und dem Streben nach absoluter Sicherheit,
- mit einer Entwicklung zu technischem und sozialem Gigantomismus (nicht nur in der gescheiterten sozialistischen Welt) und von
- sozio-ökonomischen Mega-Systemen mit streng hierarchischer Führungskultur, einem Management, das sich den Markt selbst nach eigenenen Vorgaben schafft und steuert,
- alles unterworfen einer rücksichtslosen Globalisierung, die vor allem von Gewinnoptimierung gesteuert wird und
- vom individuellem Egoismus und hemmungslosem Profitstreben (“Gier”) des Einzelnen wie des Kollektivs lebt,
- mit dem “Shareholder Value” Prinzip als erklärtem obersten Wirtschaftsziel,
- dies unterstützt von einer Konsum-ohne-Ende Mentalität angetrieben von einer unvorstellbaren Marketing- und Markenwelt,
- verzerrt von einer Unmenge von irrationalen Sachzwang-Entscheidungen in einer suprakomplexen und bürokratisch ausufernden Gesellschaft,
- basierend auf fossiler Mobilität und einer rücksichtslosen Plünderung der Umwelt und Natur unseres Planeten mit
- einer gigantischen Verschuldung im virtuellen Wertebereich (Was ist Geld eigentlich).
In der neuen Welt wird vieles anders sein. Wir wissen nicht, wie die neue Welt aussehen wird, liegt sie doch in der Zukunft. Wir sehen nur Zeichen, was beginnt, sich zu ändern:
- Die Einsicht wächst, dass der Mensch trotz des technologischen Fortschritts ein “begrenztes Wesen” bleibt.
- Viele Menschen legen wieder mehr Augenmerk auf die wesentlichen Dinge des Lebens.
- Der Wunsch nach Aufklärung und das eigene Hinterfragen von Selbstverständlichkeiten wird wieder stärker.
- Ein neues Innovationsverständnis entwickelt sich.
- Menschen und soziale Systemen werden sich intensiv auch über große Entfernungen vernetzen.
- So entsteht eine neue Art der Globalisierung.
- Offenheit und Transparenz werden fürs Überleben notwendige Tugenden.
- Die Bereitschaft zum Teilen (nicht nur beim Wissen) wird wachsen müssen.
- Die Entwicklung eines neuen und direkteren Demokratieverständnis basierend auf Vernetzung und Kollaboration wird stattfinden müssen.
- Politisch wird die Welt immer weniger durch nationale Regierungen und multinationale Konzerne sondern durch globale und lokale NGOs bestimmt.
- Auch das Kapital könnte seine Bedeutung verlieren.
- Selbstständigkeit und Eigenverantwortung werden notwendig werden, um die nicht mehr mögliche Rundum-Versorgung abzulösen.
- Wissen wird zum gemeinsamen Gut, das durch Teilen mehr wird.
- Mobilität wird sich verändern, physische Mobilität wird ersetzt werden durch kommunikative und informative Mobilität.
- Schlagworte wie “Schwarmintelligenz”, “crowd sourcing” und “offenes Lernen” werden für unsere Wissenswelt relevant werden.
Aber wir erleben auch neue, hoffentlich nur vermeintliche Bedrohungen:
- Die Hegemonie der Weltmächte sowohl wirtschaftlich wie militärisch wird sich gewaltig verändern.
- Kulturen und Religionen werden weltweit dominieren, die mit unserer eigenen wenig gemein haben.
- Ressourcen werden rasch knapp werden, klimatische Veränderungen werden für viele Menschen völlig neue, wahrscheinlich existenzielle Probleme schaffen.
- Die Entwicklung bei Bildung und Werten wird sowohl weltweit wie regional sehr unterschiedlich verlaufen.
- Global wie lokal wird die Welt ärmer, der durchschnittliche “CO2 Footprint” kleiner werden.
- Dies wird besonders auch die “hoch entwickelten” Teilnehmer des globalen Spiels treffen und eine gefährliche Verschärfung des sozialen Gegensätze mit sich bringen.
Mit den Strategien des letzten Jahrhunderts werden wir den Herausforderungen dieser Zeitenwende nichts entgegensetzen können. Wir müssen uns und vieles bei uns ändern, denn mit fossilem Denken werden wir unsere Zukunft verlieren.
Es wäre schön, wenn wir mit unserem IF-Forum einen klitze-kleinen Beitrag zu einer klugen Veränderung des Bewusstseins von vielen Menschen leisten könnten. So haben wir nach ganz besonderen Referentinnen für unser IF-Forum gesucht. Und es hat geklappt!
Für das erste IF-Forum konnten wir Frau Professor Dr. Kathrin Möslein und Frau Dr. Angelika Bullinger gewinnen. Sie werden gemeinsam am Dienstag, 2. März 2010 bei uns in Unterhaching vortragen. Als Kurzbegriff für den Vortrag haben wir die Begriffe OpenSchool und OpenLearning gewählt. Die beiden Referentinnen werden aufzeigen, wie sich Lehre und Wissenschaft für die neue Welt aufstellt.
Das zweite IF-Forum wird Frau Gabriele Fischer gestalten. Frau Fischer ist die Gründerin und Chefredakteurin von Brandeins, meinem Lieblingsmagazin. Das exakte Thema ihres Vortrages steht noch nicht fest. Ich nehme an, dass Frau Fischer uns über das Leben in Wirtschaft und Gesellschaft der neuen Welt berichten wird. Der Vortrag von Frau Fischer wird an einem Mittwoch im Juni stattfinden (16. oder 23. Juni).
Abhängig von der Zustimmung unserer Referentinnen und Referenten werden wir in Zukunft die Vorträge bei IF-Forum als Video aufnehmen und als “live stream” ins Internet übertragen.
Schon jetzt möchte ich mich bei unseren Referentinnen und allen interessierten bedanken! Und wir laden natürlich wie üblich rechtzeitig ein und werden auch in IF-Blog noch zu den einzelnen Vorträgen extra berichten.
RMD
Eine Antwort
The attempt to characterise “the old world” is terribly negative. Clearly positive aspects, such as advances in living standard, medicine and tolerance are omitted. Questionably positive ones, (e.g. dominance of European-American culture) are formulated to give a negative impression.
The presentation of “the new world” is just the reverse. I would say for instance:-
• There is a growing realisation of the width and depth of human possibilities.
• Many people are losing touch with the important things of life.
• Superstition is again gaining ground.
• Less and less people can understand what is happening in the world.
• Etc. etc.
Regarding threats:-
• I suppose powers of nations will change. They always have done. Probably they will change faster than the Romans and Chinese who were fairly stable for hundreds of years. Probably they will change slower than the Mongols whose huge empire lasted less than 100 years. Alexander’s empire must hold the brevity record.
• We should hope that cultures like ours will dominate.
• Some resources will be scarce.
• We should hope that we Euro-Americans can spread a high level of education.
• We should hope that the world will not get poorer (1 in 7 is starving). Of course the world (for ages) will get poorer in biodiversity.
• The threats are hitting poor nations hardest and this will continue.