Einmal den Peloponnes im Frühling mit dem Fahrrad zu umrunden …
Die dritte Woche:
- 15. Tag Ruhetag Nauplia (FR 29 . 4.)
In die dritte Woche starten wir mit einem Ruhetag in Nauplia. Nach dem Frühstück im Ilion geht es nach Epidaurus. Und haltet Euch fest, nicht mit dem Fahrrad. Nein, wir wollen einen Tag Abstinenz vom Rad machen. Und nehmen den Bus. Der fährt ein Mal am Tag. Um 10:30 startet er nach Epidaurus, braucht gut 20 Minuten. Zurück geht es um 12:30, so hat man eine und eine halbe Stunde Aufenhalt, genug für die Besichtigung des großen antiken Theaters, für die man laut Reiseführer eine Stunde planen sollte. Und uns bleibt am Nachmittag noch genug Zeit, Nauplia zu erforschen. Das war die Überlegung – und so haben wir es auch gemacht. Der „Ruhetag“ in Nauplia wird zum Highlight. Epidauros ist super. Das Theater ist so groß. Und da wurde früher Theater gespielt – ohne Mikrophone, Verstärker und Lautsprecher. Unfassbar?!
Das Theater ist nicht groß sondern auch schön, da hätte ich richtig Lust mal einen Vortrag zu halten. Z.B. zum Thema, warum agile, lean, open und fast das Leben einfacher macht und man damit erfolgreicher wird. Aber wahrscheinlich hätten die alten Griechen da nur gegähnt, weil denen das schon klar war. Wie hätte Alexander der Große sonst die damals bekannte Welt erobern können?
Oder ich hätte gerne darüber gesprochen, warum Frieden absolut mehr Sinn macht als Krieg. Und man keine Waffen liefern und erst gar nicht herstellen sollte. Aber das hätten die antiken griechischen Krieger wahrscheinlich auch nicht verstanden, genauso wie die meisten Menschen heute?
In Epidaurus ist mir aufgefallen, dass Griechenland bei Eintrittspreisen in Museen eine wohl andere Strategie hat als wir in Deutschland. Der Eintritt beträgt 12 €. Aber bis einschließlich 25 Jahre ist er frei. Für die Alten ab 65 (wie mich) kostet es nur die Hälfte.
Bemerkenswert ist vielleicht noch, dass auf der Rückfahrt von Epidaurus im Bus nach Nauplio wir doch eine Zeit lang die einzigen Fahrgäste waren. Das hat mir gut gefallen, denn wir konnten – mit Maske – in der ersten Reihe sitzen. Und hatten einen großartigen Blick durch die große Frontscheibe auf die Landschaft vor uns.
Wir haben pro Fahrt 2,80 € pro Person gezahlt, also zu zweit hin und zurück 11,20. Auf der Strecke sind noch drei junge Damen zugestiegen, die den Bus für Teilstrecken nutzten. Die haben weniger bezahlt als wir, weil sie dem Fahrer einen Ausweis beim Kauf des Tickets zeigten. Es war ein moderner und großer Bus für insgesamt fünf Fahrgäste, die zusammen weniger als 10 € gezahlt haben. Und auf dem Parkplatz von Epidaurus stehen 100 PKWs. Einen Sinn macht das nicht.
Ähnlich geht es mir übrigens bei der Nutzung von Regionalbussen bei uns im Landkreis. Da bin ich auch oft fast alleine.
Auch der Nachmittag war traumhaft schön. Die Burg von Nauplia ist auf einem Berg, der sich als Halbinsel ins Meer verlängert.
Um diese Halbinsel führt ein wunderschöner Spazierweg. Die Runde haben wir gemacht, bis wir wieder am Hafen waren.
Nach dem Abendessen ging es zum zentralen Platz von Nauplia. Da waren zwei Straßenmusiker, eine Frau und ein Mann. Die Frau hat zur Gitarre des Mannes die mir nicht bekannten aber vertrauten melancholischen griechischen Lieder gesungen, deren Texte ich zwar nicht verstehe, die ich aber trotzdem so gern habe.
Die Musik war wie eine wunderschöne Untermalung des bunten Treibens auf diesem schönen Platz. Im Gegensatz zu den antiken Schauspieler in Epidaurus hatten unsere Straßen-Künstler aber eine portable Lautsprecher-Anlage dabei.
Eine gute Nachricht kam dann auch noch aus München. Unsere Fahrrad-Tickets für die Heimfahrt waren heute im Briefkasten und sind aktuell schon in der Post auf dem Wege zu dem Hotel, in dem wir am Schluss der Tour in Patras schlafen wollen. Und einen Scan der Fahrkarten haben wir auch bekommen und für den Notfall ausdrucken lassen.
Morgen geht es in die Weinregion Nemea. Das Hotel dort haben wir schon gebucht. Die weitere Tour wollen wir ab dem 1. Mai wieder „agiler“ gestalten, d.h. unter anderem die Übernachtung erst am Tage der Anreise organisieren. - 16. Tag Nauplia – Nemea (SA 30. 4.) – 41,9 km / 520 hm
Nach wieder einem schönen Frühstück und dem (fast) täglichen Gepäck-Packen-Ritual sind die Räder kurz vor 10:00 bereit zur Weiterfahrt nach Nemea, wo wir ja schon ein Appartement im Nemeapolishome gebucht hanen. Die Abfahrt heute Morgen verzögert sich, da an diesem Tage in Nauplia die Yachtmesse beginnt, von der ich schon berichtet habe. Der Eintritt zu den Messeständen und Schiffen am Hafen war frei. So nehmen wir uns die Freiheit, unsere Fahrräder durch die „reichen und schönen“ Messebesucher durchzuschieben. Es ist beeindruckend, wie die Riesen-Yachten von ihren Mannschaften dem Publikum präsentiert werden. Ich fühle mich, als ob ich in Saint Tropez oder Fürstentum Monaco wäre (so wie ich mir das zumindest vorstelle).
Dann verlassen wir das Gelände. Ich will noch zwei ausgestellte Schnellzugwägen der schon lange stillgelegten Schmalspurbahn fotografieren. Der Wege dorthin führt vorbei am Samstag-Markt, bei dem wir prompt hängen bleiben.
Selten habe ich einen solch langen Markt, der so reichhaltig mit frischen Gemüse und leckeren Früchten ausgestattet ist gesehen, wie hier in Nauplia.
Da muss ich mir auch fünf Orangen als Reiseproviant kaufen. Dann mache ich noch ein Foto vom Schnellzugwagen – und endlich geht es los.
So schön Nauplia ist, so leidet es auch unter Unmengen von Autos. So braucht es doch ein wenig, bis wir auf einem Track waren, der halbwegs angenehm war.
Die Fahrt wird immer besser, und wir bewegen uns gemütlich vorwärts und machen ein paar kurze Pausen gemacht. Irgendwann kommen wir auf eine gut ausgebaute und extrem befahrene Straße, auf der es konstant bergauf geht, dies mit einem Gegenwind, der mir wie eine Wand vorkommt.
Deswegen weichen wir auf einen auf meinem alten GPS-System angezeigten Track aus. Der ist nahezu frei von Autos, aber ansonsten ziemlich heftig. Steinig, sandig, mit vielen starken Steigungen gespickt. Auch der Gegenwind bleibt uns treu.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob er wirklich ans Ziel führen wird. Aber Ende gut, alles gut. Nach zirka 15 km kräftiger Anstrengung – wie immer in schönster Landschaft – unter queren wir die große Autobahn von Tripoli nach Korinth, die wir schon oft mit dem Auto befahren haben. Von daher ist uns Nemea als Autobahnausfahrt bekannt. Und siehe da, der Weg wird sehr angenehm und wir noch vor 16 Uhr rollen wir in Nemea ein. Unser Hotel finden wir nicht auf Anhieb. Aber unser Wird findet uns – denn wir haben ja geschrieben, dass wir mit dem Fahrrad kommen. Und er hat uns auf dem Fahrrad gesehen und dachte, dass wir das sind. Der Empfang ist so freundlich wir immer.
Durchschnaufen, Duschen, Umziehen und um 17:30 sitzen wir in einem phantastischen Lokal und genießen die Atmosphäre einer ganz normalen griechischen Kleinstadt, von Nemea.
Wir bestellen eine kleine Portion roasted porc, einen greek salad, ein Tsaitsiki und „patates“ (Pommes frites). Die Portionen sind so groß, dass wir froh sind, dass der Wirt die Kartoffelspeise vergisst, so pappsatt sind wir.
Dann geht es wieder zurück in unserer Appartment, das einen Größe und Ausstattung hatte, dass man in München wohl derzeit eher mehr denn weniger als 500.000 Euro dafür ausgeben müsste. Und hier gibt’s das für eine Nacht für unter 50 €, inklusive Willkommens-Wein und -Nüssen und Zutaten für ein Frühstück für zwei. Und ich kann nur berichten, dass der lokale Wein in Nemea sehr gut schmeckt.
Morgen wird es nach Isthmia gehen. Die Strecke soll morgen ähnlich lang werden, aber deutlich weniger Höhenmeter haben. Aber es wird viel mehr Bergab-Meter geben, die mir heute schon ein bisschen gefehlt haben.
Wir haben das Hotel für morgen dann doch noch heute reserviert, denn es scheint in Griechenland so zu sein, dass wenn der 1. Mai auf einen Sonntag fällt, der Feiertag am Montag nachgeholt wird. Und es ein langes Wochenende gibt. - 17. Tag Nemea – Isthmia (SO 1. 5) – 48 km / 370 hm
In unserem schönem Appartement im Nemeapolishome haben wir gut geschlafen und sind vernünftig aufgewacht. Das Nemeapolishome kann ich in Nemea nur empfehlen, es war unheimlich vollständig und praktisch eingerichtet. An alles haben die Vermieter gedacht.Wir starten mit „same procedure as every day“ und packen unser Gepäck. Dann gehen wie in das Bar/Café unseres Wirts und trinken dort unser morgendliches Standardgetränk, einen greek coffee sweet double. Dazu teilen wir uns drei griechische Mini-Süssigkeiten. Das Mahl ist nicht reichhaltig, aber für den ersten Nach-Frühstücks-Hunger haben wir noch vier Orangen und einen Apfel im Gepäck.
Die Räder waren über Nacht in einem leerstehenden Haus in der Nähe untergebracht. Gemeinsam mit unserem Wirt holen wir die Räder und satteln sie mit unserem Gepäck.
So starten wir schon vor 10 Uhr in Richtung Isthmia. Die Runde ist von der Entfernung und Aufstiegen nicht so herausfordernd. Die 670 hm bergab machen sie noch angenehmer.
Wir bauen noch einen Besuch des antiken Nemeas ein. Dort sehen wir ein großes antikes Stadion für bis zu 40.000 Zuschauer- in wunderbarer Lage. Der Zugang der Athleten erfolgte durch einen langen Tunnel. Es ist ein magischer Ort.
Dann kommt doch wieder eine Teilstrecke, die wir mit den schweren Rädern sehr konzentriert befahren müssen. Trotzdem kommen wir kurz vor zwei in unserem Hotel an. Diesmal sind wir im King Saron in Isthmia, einem Resort am Meer. Das King Saron ist so ein Touristen-Ghetto.
Alles ist in Ordnung, die Freundlichkeit am Empfang ist wie jetzt schon gewohnt sehr groß. Wir haben ein Economy-Zimmer gebucht und bekommen ohne zu fragen einen Upgrade für ein Zimmer mit Seeblick. Und einen guten Stellplatz für unsere Fahrräder.
Ich sitze jetzt auf dem Balkon, träume noch von der tollen Stimmung in der antiken Arena von Nemia, schreibe an meinem Artikel und höre die französische Animation vom Pool (und ihre Musik).
Die Orangen und der Apfel sind schon aufgegessen. Leider gibt es erst um 19:00 Abendessen, und langsam kommt der Hunger. So müssen wir noch knapp zwei Stunden warten, weil wir aus unserem Resort nicht mehr raus wollen. Aber auch das werden wir überleben.
Jetzt machen wir uns noch ein wenig Gedanken, wie wir unsere beiden Reserve-Tage am besten einsetzen.
Hier auch der Zwischenstand:
Bis heute sind wir 736 Kilometer unterwegs und haben 7.395 Höhenmeter geschafft. - 18. Tag Isthmia – Melissi (Mo 2. 5.) 40 km / 150 hm
Unser Hotel King Saron ist Teil einer Clubkette von TUI France namens Marmara. Es besteht aus einem Riesengebäude und einer großen Anlage. Schon beim Abendessen in einem großen Saal mit langem Buffet kommt es uns ein bisschen „strange“ vor. Eine eigenartiges Schauspiel der Animation am Eingang zum Speisesaal war auch schon ein wenig verwirrend. Das Abendessen war nicht schlecht, aber letzten Ende doch ein misslungener Versuch internationale Küche (indisch, japanisch, italienisch …) mit griechischer Küche zu verbinden.
Abends ging dann richtig die Party los, es klang irgendwie nach einer französischen Wiesen.Das Frühstück war auch ein wenig seltsam. Es gab nur Filter-Kaffee und ein großes Buffet, dass mich nicht begeisterte. Keinesfalls schlecht, aber nicht unser Geschmack.
Die Wettervorhersage für den auf den 2. Mai verschobenen Maifeiertag war vernichtend, das Wetterradar zeigte eine ziemlich dunkle Wolke, die sich den ganzen Tag über den Peloponnes und Isthmus von Korinth bewegte und die Höchsttemperatur am Tag war mit niedrigen 15 Grad angegeben (wie hatten die letzten Tage um die 25 Grad).
Also mussten wir uns entscheiden: „Spendieren“ wir einen Reservetag und verlängern wir einen Tag im King Saron?
Die absolute Mehrheit war für weiterfahren.
Deshalb „same procedure as every day“, also Packen, Fahrräder satteln, bezahlen … Kurz vor 10 Uhr ging es los in Richtung Xylokastro.
Vorsorglicherweise haben wir die Bekleidung auf den zu erwartenden Regen eingestellt. Wir machen einen kleinen Umweg und fahren vom King Saron in Richtung des berühmten Kanals. Über eine schmale Zugbrücke geht es über den flachen Teil des Kanals an seinem Ostende. Zurück ans Südufer fahren wir dann auf der Landstraße über die auch wegen der Möglichkeit des Bungee-Jumping im Kanal von Korinth bekannten Brücke. Der tiefe Einschnitt des Kanals an dieser Stelle beeindruckt uns immer wieder. Nicht weit weg sieht man die parallelen Eisenbahn- und die Autobahnbrücken.
Wir sind da schon öfters mit Auto, Bus, Zug und zu Fuß rüber, aber noch nie mit dem Fahrrad!
Die erste Stunde auf dem Rad war trocken und hat Spaß gemacht. Die Südküste des Isthmus ist sehr bebaut, wir sehen viele Ferienhäuser aber auch Fabriken und Industrie-Anlagen. Es geht immer am Ufer entlang. Die Straßen sind geteert aber überwiegend im schlechten Zustand.
Dann beginnt es zu regnen. Der Regen wird immer stärker. Griechische Straßen können mit dem seltenen Regen nicht so gut umgehen. Das Wasser fließt nicht schnell genug ab und staut sich in den Straßen. Das ist für den Fahrradfahrer gar nicht gut, weil er die Schlaglöcher nicht mehr sieht. Und so macht es öfters mal „Plumps“. Bei dem Regen macht auch das Fotografieren keine Freude mehr.
Trotzdem macht das Radeln an sich Spaß. In Melissi – fünf km vor und Teil von Xylokastro – kommt das erste Hotel, dass uns bei der Tourenplanung gefallen hat. Das könnte ein Ziel sein.
Zur späten Mittagszeit kommen wir dort an, werden freundlich empfangen, bleiben dort und gehen gleich mal Mittagessen. Es gibt gegrillten Kalamari auf Spinat, einen griechischen Salat und Fava. Uns wird es wieder warm. Wir machen einen Nachmittagsschlaf.
Während ich hier texte hört draußen der Regen auf und die Sonne kommt wieder raus. Wir wollen uns von der Hotelterrasse die Gegend anschauen. So beende ich für heute das Schreiben und freue mich auf morgen. - 19. Tag Melissi Ruhetag (DI 3. 5.)
Am Morgen scheint Sonne wieder. Unsere Sachen sind wieder trocken. Da es gestern im Hotel Lido gut war, testen wir das Frühstück. Alles passt, also bleiben wir noch einen Tag hier!
Am Vormittag nehmen die Räder (diesmal nur mit wenig Gepäck, vor allem der Werkzeugbeutel und Wasser muss dabei sein). Wir wollen das Theater von Sikyona besuchen. Das ist um die 15 km weit weg und 250 hm hoch. Es muss erst in jüngerer Zeit ausgegraben worden sein.
Wir haben ein wenig Pech – am Dienstag ist das Museum geschlossen. Aber das Theater kann man sehen und es ist in echt sehr viel grösser als es auf dem Bild wirkt.
Wir merken heute aber auch, dass 250 schnelle Höhenmeter auch ohne Gepäck anstrengend sind. So bummeln wir auf der Rückfahrt zurück und gehen dann in unserem Hotel zum Mittagessen. Es gibt aber nur einen griechischen Salat und ein Tsaitsiki. Mit vier wunderbaren Scheiben in Olivenöl getoasteten Brot. Das macht satt , so dass wir bis zum Beginn des Abendessens um 19:00 gut durchhalten.
Der heutige Dienstag ist ja ein Ruhetag. Dem wollen wir jetzt gerecht werden. Das Foto zeigt den Blick vom Liegestuhl. Meine mittlerweile schmutzigen Barfußschuhe von Leguano stören den schönen Ausblick.
Die Speisekarte des Lido zum Abendessen ist nicht groß, aber die Küche sehr gut. Auch die Weinauswahl ist klein, der Wein aber exzellent. So mag ich es.
Wir planen noch ein wenig. Morgen wollen wir nach Diakopto durchfahren. Wir gehen von zirka 50 km und 260 hm aus. Klingt nach einer gemütlichen Tour. Und dann einen Tag in Diakopto bleiben. Also Ruhetag.
Zum Zwischenstand: Der Garmin zeigt heute um 18:45 akkumuliert (natürlich ohne die Busfahrt und diverse Spaziergänge) 787 Kilometer und 7.737 Höhenmeter an. So wie es ausschaut werden wir untern 1.000 und 10.000 bleiben. - 20. Tag Melissi – Diakopto (MI 4. 5.) 50 km / 190 hm
Wir haben wieder einen sonnigen Morgen. Es gibt ein gutes Frühstück, alles wie gestern. Aber heute geht es weiter.
Vom Wetter und den Zahlen her sollte es ein gemütlicher Tag werden. Wir sind von der Schönheit des Golfs von Korinth und den Bergen an den Ufern begeistert. Es gibt Autos, aber die Verkehrsdichte hält sich in Grenzen. Die Straßen sind auch besser als gestern. Und die Landschaft öffnet sich immer wieder neu für uns. Es ist traumhaft. Alles ist wunderbar,
Nur der Westwind kühlt uns ab und bremst. Wir müssen uns warm anziehen und gegen den Wind treten. Zwei Pausen sind nötig. Wir stärken uns mit „greek coffee“ und den köstlichen Orangen, die wir gestern auf unserem Ausflug gekauft haben.
Kurz nach 14:00 kommen wir in Diakopto an. Da wir hier schon öfters waren, kommt uns alles sehr vertraut vor. Im Hotel „Alkistis“ waren wir noch nie, es macht einen guten Eindruck.
Morgen werden wir Kalavryta besuchen. Das ist einer der vielen Orte in Griechenland, die die deutsche Wehrmacht bei der Bekämpfung von Partisanen im zweiten Weltkrieg platt gemacht hat. Und viele Menschen (nicht nur Männer) von deutschen Soldaten erschossen wurden. Um für Partisanenüberfälle Rache zu üben.
Es gibt in Diakopto eine Zahnradbahn, die die Menschen in das Bergdorf Kalavryta schafft. Die Stadt ist Teil der Schisportregion des Peloponnes und ist ein touristisches Highlight. Der Zug ist deshalb oft ausverkauft.
Morgen am Donnerstag planen wir ja unseren Ruhetag und wollen mit Eisenbahn nach Kalavryta fahren. Also versuchen wir als Erstes dafür die Tickets zu kaufen. Es klappt. Jetzt radeln wir noch ein wenig bergauf, neben der Eisenbahnstrecke (Schmalspur) her und dann noch ein bisschen am Strand entlang.
Dann kaufen wir noch ein bisschen Proviant für die Tour am Freitag, die wieder ein wenig länger werden wird. Am frühen Nachmittag gehen wir zu unserem Lieblingsgriechen in Diakopto zum Essen. Er lädt uns in die Küche ein, wir suchen uns zwei leckere Hauptspeisen aus und genießen den ausklingenden Nachmittag.
Wie wir mit dem Essen fertig sind, beginnt es zu regnen. Also fahren wir ins Hotel.
Im Hotel ist das wifi eine Katastrophe. Wir machen tethering, aber das ist auch unerfreulich langsam. Also höre ich auf zu schreiben und mache morgen weiter. - Zum Zwischenstand: Der Garmin zeigt heute um 18:45 akkumuliert (natürlich ohne die Busfahrt und diverse Spaziergänge) 787 Kilometer und 7.737 Höhenmeter an.
- 21. Tag Diakopto Ruhetag (DO 5. 5.)
Heute ist der letzte Tag der vierten Woche. Das heißt, dass ich dieses Dokument heute Abend schließen und dann morgen ein neues mit der vierten Woche beginnen werde.
Heute werden wir die zweite Nacht im Alkistis in Diakopto verbringen und morgen weiterfahren. Wie geplant nehmen wir den Zug um 9:52 nach Kalavryta. Zuvor gibt es ein kleines Frühstück – „greek coffee“ und Schokoladen-Croisant – in der Nähe des Bahnhofs.
Der Zug ist bis zum letzten Platz ausgebucht. Das liegt auch daran, dass Schulausflug angesagt war und mindestens zwei Schulklassen in Bussen angekarrt wurden und einen ganzen der drei Wägen des Zuges komplett füllten.
Die kleine Zahnradbahn in Schmalspur kämpft sich den Berg hoch und wir versuchen unsere dicken Hinterteile richtig einzusortieren. Uns gegenüber sitzen zwei wirklich dicke Griechen. Wir bewundern sie, wie sie zu zweit Platz finden, es macht es uns aber auch nicht leichter, unsere Beine unterzubringen. Da wir ganz am Ende des Zuges sitzen, können wir durchs Zugführerabteil raus auf die Geleise und kühne Streckenführung schauen, was den Blick noch imposanter macht.
Mit dem Wetter haben wir auch wieder Glück – es ist passt alles und wir haben ein tolles Erlebnis. In Kalavryta angekommen gehen wir spazieren und besuchen den Startpunkt, an dem wir vor einigen Jahren zu unserer Wanderung durch den Peloponnes auf dem E4 aufgebrochen sind. Diese war für mich ein großes Erlebnis.
Das Kalavryta auch ein Schisportort ist merkt man um diese Jahreszeit aber nur an ein paar Schischulen und Sportgeschäften, die in der Sommersaison geschlossen sind.
Wieder runter fährt der Zug um 13:37, so dass wir noch Zeit haben für einen Kaffee und den Besuch des Museums, dass die Erinnerung an das Geschehen im zweiten Weltkrieg wach hält. In ihm wird den dokumentiert, wie grausam (und sinnlos) die Eroberungsfeldzüge 1944/45 waren und welche unrühmliche Rolle dabei auch in Kalavryta deutsche Soldaten und Generäle gespielt haben.
Mich trifft das besonders, weil ich weiß, dass mein Vater in 6 Kriegsjahren auch im Mittelmeerraum unterwegs war. Er hat aber nie mit uns darüber gesprochen, wo und in welcher Rolle er genau unterwegs war. Und was er da gemacht hat? Das war ein Tabu in der Familie.
Ich kann mir gut vorstellen, dass er auch in Griechenland und auf dem Peloponnes mitgemischt hat. Und fühle mich dann doch ein wenig schlecht, wenn ich an solchen Orten bin.
Auf jedem kann ich den Besuch des Museum in Kalavryta nur empfehlen.
Pünktlich zur Abfahrt des Zuges sind wir am Bahnhof und haben großes Glück, unsere Plätze sind wieder am Ende des Zuges mit der wundervollen Aussicht auf die Schienen und die einzigen freien Plätze im Zug sind unseren Plätzen gegenüber. Den Komfort genießen wir auf der einstündigen Abfahrt und sind dann um zirka halb drei (14:30) wieder unten.Das Wetter ist immer noch toll und schön war – und es wird auch bis zum Sonnenuntergang so bleiben. Wir besorgen uns noch zwei Bier (Mamos – unser griechisches Lieblingsbier) für den Abend. Diese kommen in unseren Kühlschrank. Dann radeln wir fast ziellos an der Küste entlang. Dabei entdecken wir eine Taverna (im Hotel Panorama Kalavryta), in der wir schon mal waren und wo es uns damals ganz besonders gut geschmeckt hat. Es ist gerade 16:00 und so kommen wir wieder zu einem frühen aber ausgezeicheten Abendessen.
Dann wird noch ein wenig durch die Gegend geradelt und heim ins Hotel. Ich schreibe meinen Bericht zum heutigen Ruhetag und werde noch ein paar Bilder eín fügen. Dann werde ich dieses Dokument schließen und mein Mamos öffnen und genießen.Zum Stand:
Der Garmin zeigt heute akkumuliert (natürlich ohne die Fahrt mit Bus und Eisenbahn und die diversen Spaziergänge) 853 Kilometer und 8.016 Höhenmeter an.
Morgen geht es weiter Und dann kommt ein neues Dokument zur vierten und letzten Woche (hier der Link) und für alle, die es interessiert, hier auch die Links zur zweiten und ersten Woche!
RMD