Einmal den Peloponnes im Frühling mit dem Fahrrad zu umrunden …
Die vierte Woche:
Unsere Tour geht zu Ende.
🙂 Auch diese Fahrt war wieder ein Mal eine unserer schönsten. Und es sieht so aus, dass wir bald durch sind. Denn am Montag (in drei Tagen) bringt uns die Asterion II wieder zurück nach Venedig.
Ein klein bisschen Stolz, dass wir es geschafft haben, mischt sich in die Traurigkeit, dass es bald vorbei ist. Am Samstag haben wir noch einen Ruhetag in Nafpaktos, wo wir heute Nachmittag im schönen Hotel gleichen Namens angekommen sind. Bleibt am Sonntag noch der „Katzensprung“ nach Patras. Dort hoffen wir ja, unsere Fahrkarten zu bekommen, damit wir die Fahrräder dann legal am Mittwoch im Eurocity von Venedig nach München mitnehmen können.
Es war viel einfacher als ich es selber geglaubt hätte. Meister Seneca hat wieder einmal Recht gehabt mit seinem Satz
„Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht, sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig“.
Es ist so einfach: Wir haben es gewagt und sind reich belohnt worden. Und so geht es weiter.
- 22. Tag Diakopto – Rio/Nafpaktos (FR 6.5) 65 km / 390 hm
Heute morgen starten wir zur letzen ernst zunehmenden Tour, auch wenn die Zahlen zeigen, das es auch wieder eine einfache Etappe ist. Wir wollen auf die andere Seite und müssen da den Golf von Korinth bei Rio überqueren. Da gibt es eine sensationelle Brücke und als Alternative immer noch die alte Fährverbindung.
Das Wetter ist angenehm, die Fahrräder laufen gut. Wir verlassen das Alkistis in Diakopto ohne Frühstück und gehen auf Kurs. Am Anfang bauen wir (unfreiwillig) einen Umweg ein, der uns ein paar Kilometer über schlechtere Strassen führt. Dann machen wir Frühstück und machen gestärkt die Kilometer.
Die Wettervorhersage ist schlecht, es gibt eine Warnung vor Gewittern. Wir kommen gut voran, da der Wind kühl ist ziehen wir uns warm an. Nach 50 flotten Kilometern kommen wir auf die Autobahn zur Brücke. Der Wind wird stärker, jetzt kommt er uns vor wie ein Orkan. Da haben wir keine Lust, über die hohe und luftige Brücke zu radeln und bevorzugen die Fähre. Und hoffen, dass das Wetter sich bis zu unserer Fahrt nach Patras am Sonntag beruhigt und wir uns dann nicht fürchten, die Brücke zu fahren.
Die Fähre ist unkompliziert und nach gut einer Stunde sind wir auf der anderen Seite des Golfs. Griechenland fühlt sich hier ein wenig anders an als auf dem Peloponnes.
Noch vor 15:00 checken wir im Hotel Nafpaktos ein Und – haben Hunger.
Nafpaktos ist ein liebenswürdiger Ort mit einem schönen Platz mit vielen Restaurants. Wie in Kalavryta treffen wir viele junge Menschen, die auch angereist sind. Sieht auch wieder aus wie Klassenausflüge. Oder Abschlussfahrten. Vielleicht beginnen in Griechenland bald die Sommerferien?
So kommen wir zu einem noch früheren Abendessen als gestern. Das Essen ist wieder ausgezeichnet. Das liegt auch daran, dass ich vor der Wahl des Restaurants immer durch die Tischreihen gehe und mir anschaue, was auf den Tellern liegt. Und dann vorschlage, wo wir hingehen.
Unsere vollen Mägen machen uns müde und träge.
Also geht es zurück ins Hotel. Ich schreibe meinen Artikel zum heutigen Tage. Für den Abend haben wir noch eine Flasche roten Weins aus Nemea und Nüsse.
Morgen besteigen wir vormittags die Burg von Nafpaktos und streunen nachmittags mit dem Fahrrad noch ein wenig im Umland herum. Und dann kommt wahrscheinlich auch der Abschiedsblues. - 23. Tag Nafpaktos Ruhetag (SA 7.5)
Ich hoffe, ich langweile Euch nicht, liebe Leser. Aber von diesem Samstag gibt es nichts Spektakuläres zu berichten. Er war einfach nur schön.
Das Wetter war gut, der Wind von gestern war noch da, hat aber ein wenig nachgelassen.
Wir sind optimistisch, dass wir uns morgen trauen werden, über die lange und hohe Brücke zurück auf die andere Seite des Golfs, also wieder auf den Peloponnes, zu radeln.
Nach einem soliden Frühstück im Hotel sind wir zu Fuß hoch zur Burg gegangen. Es ging hoch auf gut 200 Meter, wir haben eine gute Stunde gebraucht. Der Eintritt betrug (altersermäßigt) 2 € für jeden von uns. Und es hat sich gelohnt. Die Burg liegt hoch über den Hafen von Nafpaktos. Beides (alter Hafen und Burg von Nafpaktos) waren wie Methoni venezianischen Ursprungs und ähnlich alt. Zwei mächtige Mauern gingen vom Hafen den Berg zur Burg hoch und haben so einen Verbindungs-Korridor zwischen Burg und Hafen gesichert. Auch von den beiden Mauern am Abhang findet man noch Reste.
Beim Abstieg gab es auf zweidrittel Höhe einen „greek coffee“ in wunderbarer Aussicht. Dann ein bisschen ins Hotel und ein wenig auf unserem Balkon ausgeruht.
Dann waren wieder die Räder dran. Wir wollten – ohne Gepäck – nur ein wenig herum radeln, vielleicht in die nächste Bucht – oder so.
Wir sind ja jetzt auf dem Festland und durchqueren eine Landschaft, die sich deutlich anders „anfühlt“ als die auf dem Peloponnes.
Unser Weg führt uns nach Monastiraki. Am Nachmittag kommen wir in diesem wunderschönen Städtchen am Meer an. Direkt am kleinen Hafen, sind drei Tavernen, von denen eine besser als die andere aussieht. Vor allem duftet eine besser als die andere. Wir entscheiden uns für die mittlere und werden köstlich verwöhnt. Und sind froh, dass wir neben einem schönen Tamaras, Patates (fritierte Kartoffeln) und Tomaten-Gurkensalat nur die kleine Fischplatte (und nicht die mittlere oder große) bestellt haben. Denn die war schon gigantisch, mit vielen unterschiedlichen Fischen. Und hat uns so richtig satt gemacht.
Unserem Konto wurden dank dieser Spazierfahrt weitere 23 Kilometer und 120 Höhenmeter gut geschrieben. Bemerkenswert war, dass der Hinweg über den normalen Autoweg (14 km) deutlich weiter war als der Rückweg mit 9 km. Das lag daran, weil wir am Rückweg deutlich kleinere Straßen genutzt haben, die nicht wegen des großen Fluß Mornos einen Umweg ins Land hinein machten sondern den Weg dank einer Furt beträchtlich abkürzten.
Am Abend geht es noch ein wenig spazieren und dann wieder ins Hotel. Morgen früh ist dann nochmal die „same procedure as every day“, also Gepäck und Räder packen, dann kommt der Katzensprung nach Patras und die Reise geht zu Ende. - 24. TAG Nafpaktos – Patra (SO 8.5.) 25 km / 110 hm
Der Katzensprung ist geschafft und wir haben es getan! Will sagen, wir haben die Brücke gemacht. Aber lasst mich berichten.
Das Frühstücksangebot im Nafpaktos war mit wenig Variationen ähnlich wie gestern. So gab es zum Beispiel einen herrlichen Obstsalat an der Stelle, wo gestern der angemachte Tomatensalat stand.
Nach dem Frühstück das übliche, alles Einpacken, Auschecken, Beladen und auf die Räder.
Es ist nur eine kurze Strecke bis Patras, nach dem Kartenstudium voraussichtlich gut 20 km. Das GPS-System liefert andere Werte, anscheinend wird es von der Überquerung des Golfs (mit Fähre oder auf der Brücke) verwirrt. Wir fahren auf einfacher und ebener Strecke mit mäßigem Tempe nach Antirrio (das ist der Ort wo die Fährschiffe anlegen bzw. die Brücke beginnt). Jetzt muss man wissen, dass die – nach unserer Messung 2,8 km lange Brücke – zwei Seitenstreifen für Fussgänger und Radler hat, die sich neben der vierspurigen Autobahn aber außerhalb der Seil-Befestigungen auf beiden Seiten befinden. Diese werden in der Beschreibung als Fuß- und Radfahrweg bezeichnet.
Wir wollen natürlich den auf der rechten Seite nehmen. Der Weg aus Antirrio zur Brücke ist schwer zu finden – und wird dann durch ein Tor versperrt. Es gibt eine Klingel, wir drücken und beschreiben unser Anliegen und das Tor öffnet sich wie von Zauberhand. Hurra, wir sind auf der Brücke. Der Wind ist ein wenig stärker als erwartet und wird – je mehr wir auf die Mitte und dann auf die Südseite zuradeln – immer stärker.
Das GPS zeigt als maximale Höhe gut 50 Meter, die wir hoch in der Luft vom Meeresboden entfernt sind. Auf der Brücke kommt uns eine Gruppe Renn-Radler entgegen, sie winken uns zu und wir ihnen. Wir wunderen uns, dass die auf der Autobahn fahren.
Fußgänger sehen wir keine. Nur eine junge Dame – wohl in der Uniform des Brückenpersonals – kommt uns entgegen.
Als wir die Brücke überquert haben und nur noch die Auffahrtsrampe vor uns haben, wissen wir, warum die einheimischen Radler den Fuß-/Rad-Weg meiden. Denn plötzlich ist Schluss mit dem Fuss-/Rad-Weg. Er wird immer schmäler, wie ein auslaufender Randsteig und mündet schließlich auf die Autobahn. Nur ist da ein zwei Meter hohes Absperrgitter davor.
Am rechten Rand ist auch ein hoher Zaun. In diesem entdecken wir den Einstieg in einen vierstöckigen, frei stehenden Treppenturm konstruiert aus Gitterrosten. Wenn wir nicht umdrehen und komplett zurück fahren wollen, müssen wir da runter.
Also – Räder entladen, Gepäck nach unten tragen und die Räder die Treppenstufen runter hopsen lassen.
Wir wären besser auch auf der Autobahn gefahren. So wie die Griechen. Das wäre gut gegangen, denn im Verhältnis zu Deutschland ähneln die Autobahnen im Peloponnes eher verkehrsberuhigten Bereiche und sind keine Rennstrecken.
Also:
Praktische Empfehlung an Nachahmer – nicht den Radfußweg nutzen sondern die Autobahn!
Wie wir unten sind, fängt es an zu regnen. Wir ziehen die Radklamotten an. Aber Fehlalarm. Es gibt nur ein paar Tropfen und schon ist die warme Frühsommersonne wieder da. Also wieder ausziehen.
Bald können wir die Brücke im Rückspiegel sehen und sind immer noch beeindruckt. Da die Gesamtstrecke so kurz ist, sind wir auch schon kurz nach 12:00 im Hotel Moxi Patras Marina. Das Zimmer ist gleich fertig, wir buchen einen late check out und dürfen morgen bis 17:00 bleiben.
Der Nachmittag bleibt radfrei. Eigentlich wollten wir die Burg besteigen, irren aber durch Patras und landen im Archäologischen Museum von Patras. Ein wirklich sehr beeindruckendes Museum mit vielen hochwertigen Exponaten.
Dann gehts zurück ins Hotel. Unweit vom Hotel ist das Restaurant des Yacht Clubs Patras. Das kennen wir schon länger und schätzen wir sehr.
Ziemlich erschöpft komme ich dort an. Irgendwie war meine Laune heute nicht so gut. Warum eigentlich? Das Ende der Tour und die Rückreise können die Ursache nicht sein? Zu Hause wartet doch viel Schönes auf mich?
Im Restaurant gibt es MAMOS-Bier (die Brauerei hat ihren Sitz in Patras). So gibt es ein Mamos quasi als Aperativo und dann wieder ein ganz tolles griechisches Abendessen. Und die Stimmung wird schnell wieder besser.
Dann wieder zurück ins Hotel und Bericht schreiben. Morgen haben wir einen langen Tag, weil die Fähre erste eine Stunde vor Mitternacht abfahren soll. Vielleicht gehen oder radeln wir auf die Burg von Patras? Schauen wir mal! - 25. TAG Patras – Fähre (MO 9.5.) Abfahrt 23:00
Über Nacht ist mir klar geworden, was mir gestern in Patras nicht gefallen und aufs Gemüt geschlagen hat. Patras ist eine Großstadt. Wir waren jetzt gut drei Wochen in mehr oder weniger einsamen Gegenden und kleinen Städten.
Griechenland ist ein Autoland. Wie die meisten Länder in unserer Welt. Autos sind auf dem Land schon schwer zu ertragen. In Städten wie Patras werden sie unerträglich. Sie beherrschen die . Sie machen die Luft un-atembar, generieren Lärm ohne Ende und zerstören das Stadtbild. Sogar Wohngegenden werden von lebensfeindlichen Abgründen ein- oder mehrspuriger Fahrspuren durchschnitten, in denen ein Höllenfeuer tobt. So ist mir bewusst geworden, dass die Autos in der Stadt eine Ursache für meine schlechte Laune sind. Die Reise war wunderschön und in Deutschland erwarten mich neue und positive Dinge. Aber wenn ich an die Rosenheimer Landstraße, Putzbrunner oder Ottobrunner Straße denke, vergeht mir die Lust heim zu fahren. Wahrscheinlich sind die Autos die größte Geisel der Menschheit. Nur Krieg dürfte schlimmer sein. Da kommt mir wieder ein zynischer und dummer Gedanke:Der mittlerweile ja durchaus wieder wahrscheinlich gewordene große Atomkrieg hätte zumindest ein Gutes: Nach ihm wäre doch ziemlich Schluss mit der Menschheit und auch dem Autowahnsinn. Jetzt gehen wir Frühstücken und dann überlegen wir, wie wir den Tag heute gestalten wollen. Möglichkeiten sind der Spaziergang auf die gestern erwähnte Burg und/oder ein Radausflug nach Rio in ein „Technik Vintage Museum“, das als museum of science and technology firmiert. Frühstück gibt es beim kleinen Café neben an. Dann geht es auf die Räder, das Ziel ist das museum of science and technology in Rio. Nach einer kurzen Radfahrt durch den griechischen Frühsommer kommen wir im Universitätsgelände von Rio an.Das ist ein schöner Campus, an dem das Studieren (und auch das Lehren) richtig Spaß machen dürfte. Wir werden sehr freundlich empfangen und bekommen, obwohl unangemeldet, gleich eine private Führung – das bei freiem Eintritt. Das Museum gehört zur Uni und versucht die technische Entwicklung überwiegend rund und Strom auch für junge Menschen aufzuzeigen. Uns wird wieder einmal klar, wie unendlich weit der Weg von der ersten Glühlampe bis zum Internet war. Unsere Führerin macht Fotos von uns (vor einem IT-Ungetüm) und will mir diese per E-Mail senden. Wir geben eine kleine Spende. Wie unsere Führerin entdeckt, dass wir mit den Rädern da sind, findet sie das sensationell und macht noch mehr Fotos.
Punkt zwölf sind wir wieder im Hotel. Der letzte Ausflug steht an, der Aufstieg zur Burg von Patras. Dann wollen wir die Zeit im Hotel chillen bis zum check-out, anschließend zu unserem Lieblingsrestaurant zur letzten Mahlzeit unserer Reise auf griechischem Boden. Dann zum Hafen, check-in mit der Hoffnung auf eine halbwegs pünktliche Abfahrt. Wir wollen ja unseren Zug am Mittwoch um 13:35 in Venedig erwischen. Die Fähre soll um 7:00 Uhr ankommen, so dass wir mit einer Verspätung bis zu 4 1/2 Stunden gut leben können (Es sind gut 20 km vom Fährenhafen bis zum Bahnhof in Venedig).
Ich habe aber auch schon längere Verspätungen auf griechischen Schiffen erlebt, und dann könnte es mit der Verbindung eng werden. Unser originales Fahrradticket ist übrigens noch nicht im Hotel angekommen, obwohl es vor 11 Tagen in Ottobrunn vor 16:00 bei der Post war. Als EU-Realist hatte ich ja befürchtet ,dass die Post von München nach Patras mehr als zwei Wochen braucht. Wir hatten es trotzdem versucht, weil man es eigentlich nicht für möglich hält. Ich mache mir aber wenig Sorgen, ich habe ja den Zahlungsnachweis und Kopien der Radtickets und Reservierungen der Stellplätze. Und bin auch bereit, die Fahrräder ein zweites Mal zu bezahlen.
Jetzt ist Montag Nachmittag. Wir haben den Aufstieg zur Burg von Patras in Angriff genommen. Und sieht wieder gescheitert. Schuld war Kommot (die GPS-App). Es hat uns einen guten Weg geführt, der dann aber doch nicht so gut war. Er führte und schöne Straßen und Treppen durch Patras bergauf und -ab zum Dasyllio Forest Park. In diesen führte ein zwar ein wenig eingewachsener aber befestigter und großzügig auch mit Lampen ausgestatteter Weg laut Navigation zum Schloss. Dieser Weg endete plötzlich im Nichts. Im Gebüsch ging dann nach links ein schwacher Trampelpfad steil nach oben.
Die Barbara als geübte Kletterin kam auf dem Anstieg ganz gut voran. Ich wollte ihr hinter her, aber da ich a) gut 30 Kilo schwerer als sie, b) kein geübter Kletterer bin und c) meine Schuhe eine sehr glatte Sohle haben, ging es nach wenigen Metern abwärts mit mir und ich war um 5 Schürfwunden reicher …
Da haben wir abgebrochen, sind wieder ins Hotel. Ich lecke meine Wunden, sie werden mit Sprühpflaster verarztet. Der Mittagsimbiss war sehr dürftig, so kommt langsam der Hunger …
Ich melde mich dann das nächste Mal, wenn mein kleines chromebook ein WLAN findet. - 26. TAG Auf der Fähre nach Venedig (DI 10.5.)
Jetzt bin ich schon wieder daheim an meinem schönen MacBook Pro und habe relativ gutes WLAN. Heute und die nächsten Tage werde ich diesen Bericht beenden. Dabei halte ich mich an die von mir vorgegebene Struktur. Also:Ich tue jetzt also so, als ob heute Dienstag, der 10. Mai bin. Und ich auf dem Deck der Asterion II in der Sonne sitzen würde.
Gestern war das Einchecken für uns Radler relativ unproblematisch. Das lag vor allem daran, dass das Schiff ziemlich leer ist. Neben den LKW-Fahrern tummeln sich verblüffend wenig Urlauber auf Deck. Auch das Schiffsrestaurant ist beim Abendessen erstaunlich leer.
Allerdings war die Kontrolle des Gepäcks in Patras genauso streng wie in Venedig. Ich weiß jetzt auch den Grund dafür. Die Dame an der Kontrolle hat mir gesagt, dass die Mitnahme von Camping-Gaz nicht möglich ist und sie unser Gepäck danach untersucht. Auf meine Nachfrage, ob die Autofahrer in ihren Autos Camping-Gaz mitnehmen dürfen, antwortete sie mir „Selbstverständlich“. Weil die ihr Camping-Gaz im Auto lassen würden.
Auch unsere Pässe wurden streng geprüft (da meldet sich wieder meine EU-Skepsis). Gestern ist das Schiff auch nur mit wenigen Minuten Verspätung abgefahren. Das war auch sehr erfreulich (und habe ich selten erlebt). Die vom Sommer her bekannte „türkische Invasion“ in Igoumenitsa hat auch nicht stattgefunden. Der Zwischenhalt in Igoumenitsa war so früh, dass wir ihn verschlafen haben. Und das Schiff ist wieder pünktlich abgefahren. So sind wir optimistisch, in Venedig den Anschluß zum EC 82 zu schaffen.
Auch dank unserer DeLux-Kabine kommt uns die Überfahrt wie ein Seetag einer Kreuzfahrt vor. Das Essen im Selbstbedienungs-Restaurant ist solide griechische Hausmannskost und schmeckt uns. Die Fenster in unserer Kabine gehen raus auf den Bug. Das Schiff fährt nach Westen. So bekommen wir am Abend noch einen wunderschönen Sonnenuntergang geschenkt, den wir aus dem Bett bewundern können.
- 27. TAG Venedig – München EC 82 (MI 11.5.) Abfahrt 13:35
Die Überfahrt läuft ruhig. Wir stellen bald fest, dass das Schiff über Nacht doch wieder kräftig Verspätung gemacht hat. Wir schätzen diese auf zwei bis drei Stunden. Das passt uns gut, denn die fahrplanmäßige Ankunft ist 7:00 local time (8:00 Schiffszeit). Jetzt haben wir noch genug Zeit für unser Luxusfrühstück, können dann gemütlich zum Bahnhof radeln und die Wartezeit auf den Zug wird nicht so lange sein. Also alles perfekt.Die Ausschiffung ist für uns als Radler ideal, wir schaffen es wieder einmal, als erster das Schiff zu verlassen. In Venedig ist die Orientierung nicht ganz einfach. Obwohl die Entfernung in Luftlinie von Fusini (Fährstelle) und Bahnhof (St. Lucia) nur 5 km beträgt, zeigt das GPS launisch und abwechselnd zwischen 20 und 25 km an. Trotzdem kommen wir gut ans Ziel. In Venedig selber ist man mit dem Fahrrad absolut fehl am Platz. Radeln ist unmöglich, die Vaparettos nehmen keine Fahrräder mit und jeder Weg geht über mehr oder weniger hohe Brücken. Da es warm ist, kommen wir ins Schwitzen.
Trotzdem schaffen wir den Weg zum Bahnhof ohne größere Anstrengung und sind gut zwei Stunden vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof St. Lucia in Venedig. Da gibt es ein Bistro, dass ich sehr empfehlen kann. Da gibt es den Cappucino für 1,80 € und das inmitten in Venedig.
Der Zug wird eine halbe Stunde vor Abfahrt bereitgestellt. Es ist eine ÖBB-Garnitur mit schönen alten Schnellzug-Wagen. Einer der Wagen ist zur Hälfte 1. Klasse und zur Hälfte Gepäckwagen. Da sollen die Fahrräder. Die freundliche Schaffnerin (aus Innsbruck) hilft uns sogar beim Einladen der Räder. Alles ist easy, kein mühsames Aufhängen der Räder etc. Dann wurde das Abteil abgesperrt und in München können wir unsere Räder wieder abholen.
Der Zug saust pünktlich durch Italien. Tolles Wetter, schöne Blicke. Man kann sich nicht beklagen, außer das der Speisewagen aus technischen Gründen fehlt. Aber es gibt einen „fliegenden Verkäufer“. Leider geht ihm an diesen warmen Tag das Bier frühzeitig aus.
Dann stoppt der Zug in Matrei, ein gutes Stück vor Innsbruck. Nach 20 Minuten kommt die Durchsage, dass wir eine „Streckensperrung im Raum Innsbruck“ haben und der Zug deswegen nicht weiterfahren könne. Nach weitern 10 Minuten wird angekündigt, dass die Streckensperrung immer noch bestände und der Zug deshalb durch den Inntal-Tunnel an Innsbruck vorbei nach Jenbach umgeleitet wird. Dann geht es flott weiter.
Mit nur 15 Minuten Verspätung kommen wir in München dann doch noch vor 21:00 an. Weil es schön warm ist (und wir ja auch kein gültiges Fahrradticket haben) fahren wir mit dem Fahrrad heim. Es sind vom Hauptbahnhof ja nur 15 km bis nach Hause. München ist lebendig, viele Menschen bevölkern auch am Abend die Innenstadt und feiern das schöne Wetter. Die Fahrt durch das leuchtende München ist ein würdiger Abschluss der Tour. Vor 22:00 Uhr sind wir daheim, machen die Fahrräder leer und gehen nur noch schlafen. - 28. TAG München Sweethome (DO 12.5.)
Heute morgen wachen wir in Neubiberg im eigenen Bett auf. Wir waren vom 9. April bis zum 11. Mai unterwegs.
Das sind 32 Tage. So lange waren wir noch nie weg. Dabei haben wir (die Fähre mitgerechnet) in 23 verschiedenen Hotels geschlafen.
Wir sind langsam gereist; die Rückreise mit Fähre und Zug hat fast drei Tage gedauert.
Trotzdem hängen die Seelen unseren Körpern hinterher. Die Körper sind hier, die Seelen noch auf dem Peloponnes.
Zusammenfassung:
Wir sind auf der Tour gut 1.05o Kilometer geradelt. Als akkumulierte Höhenmeter zeigt der Garmin 9.157 Höhenmeter an. Die größte Höhe war 1205 (in Kosmas). Neben dem Umfall-Schaden zu Beginn der Tour hatten wir nur einen Platten. Und so viele schöne Fahrten, Sichten auf Berge und Landschaften, das große Sortiment von Grün und Blau, die strahlende Sonne, Begegnungen mit Menschen, schöne Hotels, leckere Frühstücke und ausgezeichnete Mittag- und Abendessen. Ein Urlaub auch ohne Zunahme an Gewicht, wie die Waage zu Hause zeigt.
32 Tage Urlaub, das ist persönlicher Rekord. Solange waren wir noch nie unterwegs. Ich möchte anstreben, diesen Rekord zu überbieten.
Ja, es war wirklich Urlaub! Die gut Tausend km bergab und bergauf rund um den Peloponnes waren nicht die große Herausforderung. Da wir uns viel Zeit genommen haben, war es mehr eine Spazierfahrt. Einen großen Beitrag hatten natürlich unsere Fahrräder. Barbaras Silbermöwe und mein London (beide von Utopia) haben geschnurrt wie die Kätzchen und uns wieder mal gezeigt, wie komfortabel das Radfahren mit den richtigen Rädern sein kann.
Und auch das Wetter hat mit gemacht. Nur ein (halber) Regentag, viel Sonne. Und kalt war es nie!
Es war einfach wunderschön!
Jetzt freue ich mich noch mehr auf den Zelturlaub in Mani auf dem Peloponnes mit vielen Kindern und Enkeln – wie jedes Jahr im August/September – und dann natürlich wieder mit den Mountainbikes.
RMD
P.S.
Hier noch die Links auf die 3 ersten Wochen, also der Bericht zur dritten, zur zweiten und zur ersten Woche.