Philosophie mit Karimi – Gott 2.0 – Aufklärung – von neuen und alten Göttern – BELANGLOSIGKEIT – VERSACHLICHUNG

Jetzt versuche ich mich an einem (kritischen) philosophischen Essay inklusive einer Analyse des aktuellen Zustandes unseres „Landes der Dichter und Denker“.

Ich weiss, dass dies ein nur kleines aber doch ziemlich kühnes Projekt ist. Denn ich bin kein Philosoph, sondern eher ein Dilettant. So eine Art von dilettantischer Liebhaber der Philosophie, der immer eifrig Kurse zur Philosophie besucht und die Nähe zu Philosophen gesucht hat.

Anmerkung zum Dilettantismus:
Es gibt Disziplinen, in denen ich Dilettanten mehr vertraue als manchem „Experten“.

Ja – ich bin ein Fan von Philosophie! Dies obwohl ich von manchen Philosophen gar nichts halte. Das sind die, die in den Elfenbeintürmen ihrer Universitäten sitzen, dumm daher schwätzen und deren einzige Aufgabe es ist, „neue Philosophen zu machen“.

Von dem Gottvater der Philosophie, dem deutschen Nationalheld KANT, halte ich auch nichts mehr. Dazu kam es so:


Erste Geschichte – zur Philosophie.
Ich war mit einer netten Gruppe in einem eintägigen Philosophie-Seminar. An diesem Tag hatten wir Kant auf unserer Agenda. Als Lektüre lag uns ein Briefwechsel des großen Immanuel mit einem jungen und unbekannten französischen Philosophie-Schüler vor. Mit einem Weinkorken als Handicap im Munde (einer nach meiner Meinung durchaus nützlichen Methode, um beim lauten Lesen Texte besser zu verstehen) haben wir uns den Briefwechsel gegenseitig vorgelesen.

Immanuel Kants Unterschrift – Was würde ein Sachverständiger dazu sagen?

Die Erkenntnis bei mir war frustrierend: Je mehr der Franzose sich mit jugendlicher Frische gegen die teleologische Meinung des alten Immanuel wehrte, (dass man auf gar keinen Fall eine Lüge begehen dürfe), desto mehr wurde Kant zum „alten weißen Mann“, der seinen jungen Briefpartner unsachlich abkanzelte. So dass ich am Abend jede Hochachtung vom „John Wayne der deutschen Philosophie“ verloren habe.


A propos Natonalheld:
Wir bezeichnen uns ja als das Volk der Dichter und Denker. Da gibt es natürlich weitere Nationalhelden, die als Heroen gehandelt werden. In der Schule standen Dichter wie Kleist, Kafka, Schiller oder Goethe und Philosophen wie eben dieser Kant und Nietzsche auf dem Lehrplan. Sie mussten von uns verehrt werden. Für Kritik gab es „Haue“ 🙂 oder schlechte Noten.
Für mich waren diese Personen eher fragwürdige Gestalten, die an abgrundtiefen Psychosen litten. Sogar viele Gedanken des ab und zu großartigen Goethe erschreckten mich mehr als sie Freude machten.
Und – wie bewerten Sie die Herrn Nietzsche zugeschriebene Aussage
„Wenn Du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht!“?


Zweite Geschichte – über Philosophen.

Noch eine Erfahrung mit Philosophen. Mein Freund und Lehrer Rupert Lay erwähnte uns gegenüber häufig einen zentralen Satz, der mich überzeugte. Sinngemäß sagte er:

Wer seine Gewissheit für Wahrheit hält, ist einfach nur dumm!

Diesen Satz schrieb Rupert z.B. auch in seinem Buch „Kerker“ und nannte den uns allen gut bekannten Griechen Sokrates als Quelle. Ein befreundeter Philosoph vermutete, dass dieser Verweis falsch wäre und recherchierte. Er entdeckte (unterstützt von ChatGPT), dass die „wahre“ Quelle der französische Aufklärer Voltaire war und korrigierte den Fehler entsprechend.
Meine „un-philosophische“ Meinung dazu ist, dass es mir völlig egal ist, ob obige Aussage von Sokrates oder Voltaire kommt. Rein philosophisch ist das doch auch sturzegal! Ich persönlich meine, dass eigentlich nur zählt, dass diese Aussage eine wichtige Erkenntnis ist, die jedem halbwegs klugen Menschen gut stehen würde.


Vielleicht machen die beiden Geschichten mein Verhältnis zur Philosophie und den Philosophen klar. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich viel von meinem Lehrer und Freund Rupert Lay halte, der von manchen Philosophen (überwiegend von denen in den Elfenbeintürmen) nicht so als „wissenschaftlicher Philosoph“ geschätzt wird. Ich durfte ja sein Buch
„Im Kerker des Selbstverständlichen – ein Befreiungsversuch“
schon vorab hören. Gedanken aus diesem Werk sind hier enthalten.

Nach dieser langen Vorrede komme ich endlich zum Thema meines Essays: Ich habe die wichtigen Stichworte in der Überschrift zusammengefasst:

Karimi – Gott 2.0 – Aufklärung – neue und alte Götter – BELANGLOSIGKEIT – VERSACHLICHUNG

Ich beginne mit Karimi

Herr Karimi ist ein aktuell sehr populärer islamischer Religionsphilosoph, der an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster lehrt. Bekannt geworden ist er wohl durch seine vollständige Neuübersetzung des Koran und mit Büchern wie
Gott 2.0 – Grundfragen einer KI der Religionen;
er ist auch mit zahlreichen Podcasts, Videos und Beiträgen in den Medien vertreten.

Da sind wir schon bei den Stichworten GOTT 2.0 und Aufklärung.

Jetzt geht es mir um die Folgen der Aufklärung. Da ergänzt sich meine – negative – Bewertung mit den Gedanken Karimis. Auch mir erscheint die von uns so gelobte Aufklärung zwar als für die menschliche Evolution und Zivilisation zwingend notwendig gewesen zu sein – aber auch als für uns alle enorm schädlich. Die Aufklärung hat Wissenschaft und Technologie erst ermöglicht, aber auch völkisches Denken entfacht, dem Nationalsozialismus und zwei Weltkriegen die Tür geöffnet und den Menschen Gott weggenommen. Bei genauer Betrachtung sind die vermeintlichen Heilsbringer Wissenschaft und Technologie auch nur Teil der Gottheit WACHSTUM.

Die verblüffend einfache Botschaft von Karimi ist, dass sich die Menschen in der Zeit der Aufklärung nicht so sehr auf die Vernichtung / Zerstörung des schlechten „Gottes 1.0“, der die drei großen Religionen (JUDENTUM, CHRISTENTUM und ISLAM) unseres Kulturkreises beherrscht hat, konzentrieren hätten sollen sondern sich besser um die Erschaffung eines besseren Gottes 2.0 hätten sorgen sollen.
(HINWEIS:
GOTT hat nicht den Menschen erschaffen sondern die MENSCHEN haben sich ihren GOTT geschaffen).

Und als Beispiel für einen neuen Gott kommt dann eine KI mit dem Namen JESUS, die tatsächlich sehr ansprechende Antworten liefert, dies auch auf schwierige Fragen des Lebens.

Die Aufklärung hat uns neue Götter (wie GELD und WACHSTUM) und Dämone (wie KAPITALISMUS, KONSUM und SHAREHOLDER VALUE) gebracht. Auch neue gesellschaftliche Konzepte  (DEMO-, EIGENTUMS- oder JOBKRATIEN) als neue Selbstverständlichkeiten (alleinig „gute“ Formen von Zivilisation gebracht. Das war ihr Werk. Ähnlich wie der Missionar Paulus mit der Verbreitung des Christentums die ästhetische Welt der griechischen Gottheiten zerstört hat, hat die Aufklärung mit der Religion abgerechnet.

Merke:
INNOVATIONEN ist kreative ZERSTÖRUNG!

Jetzt aber Vorhang auf für

BELANGLOSIGKEIT und VERSACHLICHUNG

Die beiden Begriffe sind besonders relevant in verschiedenen aber verwandten Sprachwelten:

BELANGLOSIGKEIT, wenn es um den personalen Menschen an sich geht und
VERSACHLICHUNG, wenn es um Menschen in sozialen Systemen (wie Unternehmen …) und ihre zivilisatorisch bedingte Ordnung geht.

So meine ich, dass die Beziehungen zwischen Personen (Menschen) nicht durch Belanglosigkeit bestimmt werden dürfen; ich habe sie selbst gefunden bei der kritischen Betrachtung meines eigenen Leben.

Bei Versachlichung gilt, dass Beziehungen zwischen sozialen Systemen und ihren Mitgliedern (Menschen) nicht von dieser gesteuert werden dürfen. Diesen Gedanken habe ich von einem Freund in der Diskussion von Führung versus Management übernommen

Belanglose Kommunikation und wesentlich auf Versachlichung aufbauende Führungsarbeit funktionieren in Unternemen nicht, weil man es mit Menschen zu tun hat!

Das selbe gilt auch für die Politik!

Vielleicht hilft Versachlichung – wie auch Vereinfachung (nach dem Motto „Teile und herrsche!“) beim Lösen von Problemen? Aber Führung durch Versachlichung reduziert in der Politik Volksvertreter auf Funktionäre, in Unternehmen macht sie aus Führungskräften schlichte Manager.

Leider gilt für viele Führende Versachlichung als wichtiges Werkzeug für gute Führung. Das denke ich gar nicht. Weil Versachlichung selten dem Leben gerecht wird.

Führungskräfte schaffen sich so selbst ab – und heraus kommen weitere Fälle von „gut gemeint aber schlecht gemacht“. Und mit der Wirtschaft wie dem Land, dem Geschäft und dem Unternehmen geht es dann abwärts. Und alle wundern sich, wie das passieren konnte? Alle wollten doch nur das Beste?

In diesem – nur schwer zu lösendem Dilemma zwischen Belanglosigkeit und Versachlichung – befindet sich die BRD (Deutschland AG) gesellschaftlich, ökonomisch und politisch. Und ich bin gespannt, wie sie aus dieser Falle wieder rauskommen will?

RMD

P.S.
Die beiden verwendeten Bilder (Gemälde und Signatur von Kant) sind dem Artikel zu Kant in Wikipedia entnommen.

P.S.1
Bei DR. MARCUS RAITNER habe ich ein passendes und heute immer noch aktuelles Zitat von Albert Einstein gefunden:

»Perfektion der Mittel und Konfusion der Ziele kennzeichnen unsere Zeit.«

Einstein wäre bei mir erste Wahl, wenn ich mich für einen Nationalheld entscheiden müßte.

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