Projekt ≠ Projekt.
Projektmanagement ≠ Projektmanagement.
Stefan Hagen hat in seinem PM-Blog einen Artikel mit obiger Überschrift veröffentlicht, der für mich so etwas wie ein „revolutionärer Meilenstein“ in der Betrachtung von (Projekt) Management ist.
Stefan räumt da durch aufgeklärte Aussagen mit manchen Glaubenssätzen (Dogmen) des Projekt Management aus dem vergangenen Jahrhundert (Jahrtausend) gründlich auf.
Dieser Artikel hat mich begeistert, so habe ich ihn auch gleich in pm-blog.de kommentiert. Meine Anmerkungen gebe ich hier sinngemäß aber noch mal (deutlich) verändert wieder.
Zuerst zitiere ich aus Stefans Artikel:
„Wir tun so, als ob es eine einheitliche Definition von “Projekt” oder “Projektmanagement” gäbe. Dies zu glauben, ist absurd“.
Nicht nur mit diesem Satz trifft Stefan den Nagel auf den Kopf. Stefan stellt in seinem Artikel viele gute Fragen – und gibt erste Antworten. Es ist alles so verständlich, dass man geneigt ist, sich zu fragen, warum denn noch so viele Manager an den alten Dogmen festhalten.
Die Antwort erscheint mir klar. Dogmen, auch wenn sie noch so überholt sind, haben einen großen „Vorteil“:
Sie machen das Leben für uns Menschen einfacher, besonders wenn es um die Bewertung von komplexen bis paradoxen Situationen geht. Basierend auf Dogmen kann man ohne viel Nachzudenken quasi nach „Schema F“ entscheiden. Der in Entscheidungssituationen oft sehr einsame Mensch findet Halt und reduziert so seine natürliche (und gesunde) Unsicherheit.
Dogmen entlasten auch unser Gewissen. Auch wenn das Ganze schief geht, haben wir ja „alles richtig“ gemacht. Haben wir doch genauso wie gehandelt, wie wir es gelernt haben: Konform dem entsprechenden Standard, für den wir ja erfolgreich zertifiziert wurden. Also sind wir am Scheitern und/oder den schlimmen Folgen des Projektes unschuldig …
Das oft eingeübte Handeln nach Dogmen schützt uns und macht das Leben einfacher. Verantwortung wird abgegeben an eine als übergeordnet akzeptierte Instanz eines vielleicht plausiblen Regelwerks. Das kommt quasi „von oben“ und wird schon stimmen. Oft wird man sogar von einem anonymen System dazu gezwungen und kann eh nicht viel machen.
So darf man sich nicht wundern, dass Glaubenssätze und Dogmen bei vielen Menschen sehr beliebt sind. Die dürfen nur nicht beginnen, die Dogmen zu hinterfragen. Dann verlieren sie oft ganz schnell den Glauben an die Welt und es ist Schluss mit lustig. Also besser nicht viel nachdenken …
Denn:
Glaubenssätze sind fast immer starr und überholt. Sie werden dem dynamischen und doch sehr komplexen realen Leben wie auch den Bedürfnissen der Menschen in sozialen Gemeinschaften nicht gerecht. Und das gilt dann meistens auch für auf solcher Basis erfolgte Entscheidungen und Handlungen.
Voraussetzung für „richtige“ Entscheidungen und „gutes“ Handeln sind Menschen, die über eine gute Ausbildung, das richtige Quantum an Lebens-Erfahrung, eine hohes Maß von Autonomie gepaart mit Zivilcourage (Bürgermut), die Bereitschaft zur Übernahme von Eigenverantwortung und einen gesunden Menschenverstand verfügen.
Genau dies fordert Stefan in meiner Lesart für Projekt Management ein!
Autonomes, eigenverantwortliches und „gutes“ Handeln fällt aber nicht vom Himmel. Nicht bei (Projekt) Management und nicht im Leben.
So ist für mich die größte Herausforderung für uns Menschen, willens und fähig zu sein (zu werden), unser Leben eigenverantwortlich zu führen. Und dies sittlich verantwortet nach Werten, die allen Menschen gemein sind, wie die Goldene Regel oder die UNO-Charta.
Und wie fürs Leben allgemein gilt dies auch für unsere „Sub-Leben“ in Rollen wie Projekt Manager, Führungskraft, Unternehmer, Partner, Familienvater, Funktionär, Politiker, also generell im Rahmen des sozialen Zusammenleben in Gemeinschaften („communities“).
RMD
P.S.
🙂 Im Artikel habe ich schweren Herzens verzichtet, die Dogmen (Glaubensätze) der katholischen Kirche als Beispiele anzuführen …
2 Antworten
Danke für die Blumen!
@stefan: Es sind keine Blumen. Sondern ein aufrichtiges Kompliment. Zusätzlich sprichst Du mir in vielen Punkten aus dem Herzen …