Politiker und ihre Eigenschaften

Wen wähle ich? Eine komplexe Frage. Oft schwierig. Gerade bei der Wahl?
Meine Empfehlung. Wie immer im Leben: Agil vorgehen. Festmachen, was wichtig ist. Die Auswahl-Kriterien vereinfachen. D.h. möglichst wenig Dimensionen für die Bewertung festlegen, am besten nur zwei.

Das Problem, den oder die richtigen Menschen für besondere Aufgaben zu finden und auszuwählen, hat man in vielen Situationen. Ein schönes Beispiel gibt es zur Rekrutierung von Soldaten. Das bringe ich mal vorab.

Wenn es um Führung geht, lernt man vom Militär!

Zum Agilen lassen wir Graf von Moltke zu Worte kommen (Über Strategie 1871):


»… Kein Operationsplan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit der feindlichen Hauptmacht hinaus. Nur der Laie glaubt, in dem Verlauf eines Feldzuges die konsequente Durchführung eines im voraus gefällten, in allen Einzelheiten überlegten und bis ans Ende festgehaltenen, ursprünglichen Gedankens zu erblicken. Im voraus denken, nicht im voraus disponieren.«


Das beschreibt es wunderschön. Und gilt wohl auch für Unternehmen. Generaloberst Kurt von Hammerstein-Equord, auch ein renommierter Militär-Stratege, legt noch eins drauf. Er empfiehlt seinen Offizieren:


„Machen Sie sich frei von Kleinarbeit. Dazu halten Sie sich einige wenige kluge Leute. Lassen Sie sich aber viel Zeit, sich Gedanken zu machen und sich vor sich selbst ganz klar zu werden. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Gedanken ausgeführt werden. Nur so können Sie richtig führen.“


und empfiehlt weiter


„Ich unterscheide vier Arten. Es gibt kluge, fleißige, dumme und faule Offiziere. Meist treffen zwei Eigenschaften zusammen. Die einen sind klug und fleißig, die müssen in den Generalstab. Die nächsten sind dumm und faul; sie machen in jeder Armee 90 % aus und sind für Routineaufgaben geeignet. Wer klug ist und gleichzeitig faul, qualifiziert sich für die höchsten Führungsaufgaben, denn er bringt die geistige Klarheit und die Nervenstärke für schwere Entscheidungen mit. Hüten muss man sich vor dem, der gleichzeitig dumm und fleißig ist; dem darf man keine Verantwortung übertragen, denn er wird immer nur Unheil anrichten.“


Bewertung und Auswahl sind nie einfach

Menschen wollen den richtigen Handwerker (Friseur, Dachdecker, Fliesenleger, Arzt, Rechtsberater oder Zahnärzte) finden. Oder noch wichtiger, den richtigen Lebens-Gefährten oder -Partner. Der Unternehmer sucht Mitarbeiter und muss unter den Bewerbern auswählen. Die Olympiade kürt den Besten im Sport.
Oder – darum geht es mir in diesem Artikel- um die Auswahl des richtigen Politikers bei einer Wahl durch den Souverän (Staatsbürger).

Es geht immer um die richtige Auswahl. Den richtigen zu finden ist nicht einfach. Man versucht verschiedene Kompetenzen zu bewerten. Wenn es zu viele Dimensionen werden, dann wird es komplex.

Bei der Olympiade im alten Griechenland war es ganz einfach.

Es gab nur eine Dimension – Zeit und Strecke beim Wettlauf, die Entfernung beim Wurf der Scheibe. Bei einer Dimension reicht eine Gerade mit Maßstab zur Abbildung der Ergebnisse aus. Der Pfeil geht von links nach rechts, es gewinnt der, dessen Wert am meisten rechts ist.

Das Militär hat gezeigt wie es geht

Im militärischen Beispiel war es ganz einfach. Oben im Text habe ich es beschrieben. Man beschränkt sich auf zwei Dimensionen, dem Fleiß (faul und fleißig) und der Intelligenz (dumm und klug). Zur Darstellung reicht dann ein Blatt Papier. Zwei Achsen, die sich im rechten Winkel kreuzen, beschreiben das Modell. So erhält man überschaubare vier Quadranten, die es leicht machen, die Kandidaten zu bewerten und einzuordnen. Ein Quadrant ist rot (die dummen und fleißigen), die anderen Quadranten grün. Sie beschreiben wer für den Generalstab, Routine- und Führungsaufgaben geeignet ist,.

Den richtigen Handwerker zu finden ist schwierig

Auf die Handwerker etc. mag ich hier nicht eingehen. Die Damen wissen, wie schwierig es ist, den richtigen Friseur zu finden. Und ich war froh, wie ich endlich den richtigen Wirtschaftsprüfer gefunden hatte.

Mitarbeiter betreffend habe ich eine Reihe von Erfahrungen gesammelt, über die ich in IF-Blog oft geschrieben habe. Die Kurzfassung geht so:

Ein Unternehmen braucht verschiedene Kompetenzen

Beim Start von InterFace habe ich bewußt vor allem Leute gesucht, die fachlich hervorragend waren. Sozusagen Spitzen-Programmier-Nerds. Die Programmier-Kompetenz war die erste und einzigste Dimension, die mir wichtig war. Aber schnell habe ich gemerkt, wie wichtig die soziale Kompetenz ist. Schon waren es zwei Dimensionen. Und wie die Firma gewachsen ist, kamen zwei weitere dazu. Es waren die Vertriebs- und die Führungskompetenz. Das waren dann vier Dimensionen, was die Bewertung schon ziemlich komplex macht.

Es gibt 3 Dimensionen in der Natur

Da denke ich an Linie (Pfeil), Quadrat (Fläche) und Würfel (Raum). Mit diesen Formen kann ich die ersten drei Dimensionen beschreiben. Die vierte Dimension ist die Zeit. Dazu muss ich das Modell dynamisieren, weil ich die Zeitachse mit Bewegung abbilden muss. Mit der fünften Dimension wird es endgültig schwierig. Willy Michl meint ja, dass die 5. Dimension das Gefühl ist? Dann müsse man Schluß machen, damit man nicht wahnsinnig wird.

Im Herbst 2020 sind Wahlen ein wichtiges Thema.

Jetzt bin ich auf der Zielgeraden. Und möchte die Frage beantworten, wie man am einfachsten entscheiden kann, welchen Politiker man wählen soll.

Ich mache es wie beim Militär und beschränke mich auf zwei Dimensionen:
Redlichkeit und Kompetenz. Auf Fleiß und Intelligenz wie beim Militär habe ich verzichtet, weil Politiker mir generell als sehr fleißig vorkommen und fast alle eine besondere politische Intelligenz haben, die mir so ganz anders als andere Formen zu sein scheinen.

Der Fleiß der Politiker

Auf keinen Fall kann man Politikern vorwerfen, dass Sie Arbeitzeit- und Schutzgesetze einhalten würden. Gerade die Spitzenpolitiker arbeiten ruhe- und pausenlos (fast) um die Uhr. Ein 16-Stunden-Arbeitstag – nicht nur zu Wahlkampfzeiten – ist die Regel. In der Partei beim Aufbau der Karrerre ist immer Wahlkampf. Wenn er in Amt und Würden ist und es also geschafft hab, wird von einem ganzen Team fremdgesteuert. Der Terminplan ist dann so eng, dass er nur mit Privat-Jet (= Bundeswehrflieger), Hubschrauber und schnellen Autos klappen kann.

Auch im Alter kennt er keine Ruhe. Noch mit Mitte 70 strebt er nach den wichtigsten Ämtern und kann nicht von der Macht lassen. Solche Personen, gleich ob als langgediente Parteisoldaten oder als populistische Seiteneinsteiger haben keine Chance, die Empfehlung Moltkes zu leben:
Lassen Sie sich viel Zeit, sich Gedanken zu machen und sich vor sich selbst ganz klar zu werden. Zu sehr treibt sie die Karriere oder die Sucht nach der Macht, die Zeit dazu haben sie schlichtweg nicht.

Die Intelligenz der Politiker

In der Regel muss ein Politiker sind ganzes Parteileben danach trachten, in einem ziemlich entpersonalisierten System Karriere zu machen. Dazu benötigt der Politiker eine gewisse Form von Schlauheit. Nur wenn er diese beherrscht, kann er in die Höhen der Partei vordringen und für uns Wähler als Kandidat aufgestellt werden.

Der Kern der Schlauheit ist, dass er Kompromisse schaffen kann, die immer beinhalten, dass er gewählt wird. Nach meiner Theorie wird diese Fähigkeit über viele Jahr eingeübt und stetig weiterentwickelt. Und so beherrschen diese Form der Intelligenz alle erfolgreichen Politiker und „Volksvertreter“ mehr oder weniger gleich gut. Wer dann gewählt wird hängt vom guten Marketing und auch vom Glück ab.

Fleiß und Intelligenz sind also keine guten Kriterien für die Auswahl des Kandidaten, dem man seine Stimme gibt. So suche ich weiter und finde

Redlichkeit und Kompetenz

Ich versucbe meinen Kandidaten nach Redlichkeit und Kompetenz auszusuchen.

Was nenne ich Redlichkeit?

Für mich besteht Redlichkeit aus zwei Eigenschaften:

  1. Kein unverantwortes Geschwätz von sich geben.
    Das bedeutet: Wenn man zu Themen befragt wird, wo man keine Ahnung hat, dies zugeben und „politisch“ herumschwätzen.
  2. Eigennutzen begrenzen.
    Das ist ein großes Thema. Und ich habe ein großes Herz. Und meine nicht die kleinlichen Compliance-Regeln. Vorteilsannahme und die Bevorzugung von Interessensgruppen sollte einfach in einem gewissen Rahmen bleiben. Dazu gehören besonders der kritische Umgang mit dem Lobbyismus und natürlich besonders eine Absage zu Korruption (Deutschland ist im weltweiten Korruptions-Ranking deutlich schlechter als wir es uns einbilden).

Ich glaube, das ist das wesentliche. Moral und Ethik, nationales und liberales Denken und vieles mehr dieser Art hat nichts mit „Redlichkeit“ zu tun.

Was verstehe ich unter Kompetenz?
Ein Politiker sollte eine Führungs-Kompetenz haben. Dazu gehören viele Unterfähigkeiten wie aktuell vielleicht besonders wichtig nicht zu spalten sondern zu einen. Er sollte frei von Dogmen sein.

Jetzt können wir starten und komme dann mit diesen 4 Quadranten in zwei Dimensionen:

A) Unredlich und inkompetent
B) Redlich und inkompetent
C) Unredlich und kompetent
D) Redlich und kompetent

Ja was soll ich sagen:

Kandidaten aus Kategorie A, B und C mag ich aus Prinzip nicht wählen.

So wähle ich Politiker aus Kategorie D. Die aber erscheinen mir selten, zumindest habe ich in meinem Leben nur wenige davon kennengelernt.

Meine Vermutung: Die meisten Politiker sind in Kategorie A, B und C einzuordnen, weil der Selektionsmechanismus in den Parteien ist genau diese Leute befördert. Soll heißen: In den Parteien haben die Kompetenten und Redlichen kaum eine Chance, es zu etwas bringen. Weil die Parteienkultur eine andere sind. Und das Ziel des Parteienmitglied ist, einen Platz in der Oligarchie (der Parteien) zu bekommen, die uns regiert.

Wie könnte man dies verbessern? Die Antwort würde der Demokratie sehr helfen.

RMD

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Eine Antwort

  1. Tja – lieber Roland Du hast wohl in vieler Hinsicht recht, aber zur Entlastung der Politiker sei gesagt, dass deren Tätigkeit wirklich nicht einfach ist: ich seh das allein schon an Carl, wie der ins Grübeln kam, als er einmal kurz ein politisches Amt in Erwägung zog! http://www.if-blog.de/kh/carl-for-president/

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