Politische Bildung ist ein immer noch gefördertes aber doch ziemlich vergessenes Thema in der aktuellen Bundesrepublik. Und wohl auch ein Anachronismus. Passiert doch die wirkliche Meinungsbildung bei uns nicht mehr in den Parteien und deren „Stiftungen“ sondern in barcamps „auf der Straße“.

Ich kenne zwei parteinahe Stiftungen, das ist die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS – CSU) und die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES – SPD). Beide laden mich regelmäßig ein und und ab und zu, wenn mich das Thema interessiert, gehe ich dann auch hin.

😉 Wobei anzumerken ist, dass die Treffen sich insofern voneinander unterscheiden, dass die der HSS besser organisiert sind und dort auch das Essen sehr gut schmeckt. Bei der FES gibt es meistens gar nichts zu essen und die Organisation ist nicht so perfekt. Vielleicht ist das ein Grund, warum die CSU in Bayern so eine große Mehrheit hat und die SPD kaum einer mehr wählt.

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Am Dienstag, den 4. November bin ich einer Einladung der FES (SPD) gefolgt. Weil dort der Film „WORK HARD, PLAY HARD“ gezeigt wurde. Das ist ein Dokumentarfilm von Carmen Losmann über unsere moderne Arbeitswelt, den ich schon lange mal sehen wollte. Ausserdem war das persönliche Erscheinen der Regisseurin Carmen angekündigt.

Ich wollte sie gerne persönlich kennen lernen, auch um ihr vom Projekt „Augenhöhe“ berichten zu können.

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Kurz gesagt: WORK HARD, PLAY HARD ist ein toller Film mit einer klaren Botschaft. Für einen Dokumentarfilm ist er extrem spannend. Und hat richtig gut ins Arena (Hans-Sachs-Straße 7, 80469 München) gepasst, einem wunderschönen Kino im wunderschönen Glockenbach-Viertel. Und Carmen Losmann, Regisseurin des Filmes war wie angekündigt auch da.

Es gab anschließend eine Diskussion mit Stärken und Schwächen. Mir fällt es immer schwer, nach einem aufregenden Erlebnis souverän zu debattieren. Trotzdem war es ein guter Abend. Vor allem, weil Carmen auf unheimlich sympathische und eindringliche Art und Weise uns ihre Bewertung des Status unserer Wirtschaft erläutern konnte.

Aber dann mussten wir schnell raus, weil das Kino ja wieder in den Regelbetrieb wechseln musste. Im Gedränge des Gegenverkehrs war es nicht möglich, eine Nach-Diskussion mit Menschen zu führen, die in der Diskussion durch vernünftige Beiträge aufgefallen waren. Das hätte ich als echt nützlich empfunden.

Das aber nur als Feedback für die Veranstalter. Vielleicht sollten diese beim nächsten Mal ein oder zwei Tische im benachbarten Kneipenviertel reservieren und so die Besucher dazu animieren, noch ein wenig weiter diskutieren zu können.

Bei der Veranstaltung hat aber auch wieder so richtig „die alte Welt“ um die Ecke geschaut. Denn am Anfang musste man die Teilnahme auf der Teilnehmer-Liste durch Unterschrift bestätigen. Im Gegensatz zu manch Datenschutz-Protagonisten habe ich da kein Problem. Ich finde, wenn ich zu einer Veranstaltung der SPD- und Gewerkschaft-nahen FES gehe, muss ich auch dazu stehen und dann soll es auch ein jeder wissen dürfen. Genauso wie wenn ich Gast bei der Konkurrenz (HSS) bin.

Die Erklärung des Moderators aber bei der Begrüßung vor dem Film für die Unterschriftenaktion war, dass die Unterschrift notwendig sei. Die FES wäre ja als „meinungs-bildende“ Organisation staatlich gefördert und sie müsse deshalb die Teilnahme der „jetzt politisch gebildet gewordenen Menschen“ (mein wording)“ nachweisen, damit sie auch weiter gefördert werden würde.

Der Moderator war übrigens ein freiberuflicher „Dialektik-Trainer“, der für die FES und vor allem für Gewerkschaften arbeitet. Von irgendwas muss halt ein jeder leben.

Ich finde, dass diese Förderung von „politischer Bildung“ entweder abgeschafft oder das Geld allen denen gegeben werden sollte, die für die Entwicklung von gesellschaftlichen Kontext arbeiten. Und da kenne ich viel gut besuchte barcamps und ähnliche Bürgerveranstaltungen, zu denen viele Menschen strömen, obwohl dort nicht so tolle Filme gezeigt werden und es dort auch kein so gutes Essen wie bei der HSS gibt.

Dieser Tage wird ja viel an die „wir sind das Volk“-Zeit erinnert. Könnte gut sein, dass demnächst die regierenden Parteien und ihre Anhängsel auch in der BRD den Ruf hören werden: „Wir sind das Volk“.

Ich freue mich jetzt aber erst mal über die Bekanntschaften, die ich an diesem Abend gemacht und die Erkenntnisse, die ich gewonnen habe und werde in den nächsten Posts den einen oder anderen Gedanken von diesem schönen Abend einbinden.

RMD

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