Heute höre ich in den Nachrichten des Bayerischen Rundfunks wieder mal von den wirtschaftlichen Problemen der großen Kaufhäuser. Die Sorge ist groß:
Wie werden sich unsere Innenstädte verändern? und
Was passiert mit den Arbeitsplätzen in den Kaufhäusern?
Das treibt mich um. So liefere ich noch einen Nachtrag zur Blogparade #remoteworks für den Blog Führung erfahren von Marcus.
Wenn Leben nicht Sterben will, muss es sich stetig Verändern und Erneuern.
Das ist ein permanenter Prozess, den wir Evolution nennen – und der mittlerweise wesentlich – zumindest auf der Erde – vom Menschen bestimmt wird. Das belegt das Anthropzän, über das ich hier schon viel geschrieben habe.
Im meinem ersten Artikel zu #remoteworks habe ich die Chance einer positiven Veränderung unserer Gesellschaft durch eine Dezentralisierung der Arbeit beschrieben.
Ich wollte klar machen, dass „auf dem Land“ Gebäude leer stehen, die man in wunderbaren Büroraum oder Geschäfte verwandeln kann. Brauche ich die Einkaufstempel und Bürosilos in den Mega-Cities wirklich? Oder sind das nicht Prestige-Symbole einer überholten Gesellschaft? Und gehört Arbeit wie Versorgung mit Waren nicht auch dezentralisiert? Die Lieferung von Waren bis ins Wohnzimmer oder in die Küche ist die konsequenteste Form von dezentraler Güterversorgung. Und im weitesten Sinne Teil von #remoteworks.
Das entbindet uns natürlich nicht von der Pflicht – beim aktiven Einkauf wie beim passiven – auf den sinnvollen Umgang mit Ressourcen zu achten. Und da kann man vieles mit kluger Organisation“ effizient und resilient“ realisieren, so auch die Liefervariante z.B. mit kluger Organisation der „letzten Meile“.
Nimmt Mobilität ab, kommt der Wandel
Natürlich werden sich unsere Großstädte durch „remoteworks“ verändern. Nach meiner Wahrnehmung gibt es in den Zentren wie München deutlich mehr Bürofläche als Verkaufsfläche. Was ist so schlimm, wenn beides weniger wird? Und so Raum fürs Wohnen entsteht? Ohne dass wir weiter Verdichten und Versiegeln müssen.
Auch die Gemeinden in den Regionen werden sich weiter verändern. Die Schlafstädte könnten ein Auslaufmodell sein. Die großen kollektiven Pendelbewegungen, am (oft sehr) frühen Morgen hinein in die große Stadt und oft am (auch späten) Arbeiten sind nicht gut für die Lebensqualität.
Vielleicht sind die auch die Mega-Malls, Outlet-Agglomerationen, Konsumtempel, Legebatterien-Hotels und Büro-Silos Auslaufmodelle wie die Schlaf- und Trabantenstädte. Mir waren sie noch nie besonders sympathisch.
Ein Plädoyer für Lebensqualität
So sehe ich den Wandel in den Zentren wie in den Regionen positiv. Besonders wenn es uns gelingt, die Mobilität besser zu organisieren. Will heißen: Weniger Giftstoffe in der Atmosphäre, weniger Lärm und auch weniger Tote und Verletzte. Dafür mehr Raum für die Menschen und mehr Grün. Fürs Mikro- Makroklima.
Fürs Leben
So toll ist es nicht, wenn man Montag bis Freitag nur mühsam seine paar Stunden Schlaf bekommt, weil man den Tagesabschluss aus Übermüdung vor dem Fernseher verbringt. Und vor der Glotze einschläft und sich spät ins Bett schleppt. Morgens um sechs klingelt dann der Wecker und zwingt einen raus aus dem Bett, hinein ins Auto oder zum Zug. Im Stau oder in der S-Bahn verschwendet man eine Stunde und hält sich mit dem unvermeidbaren Coffee2Go mühsam aufrecht.
Arbeiten fürs große Glück am Wochenende
Und dass alles um am Samstag und Sonntag sein Glück auf Schipisten oder beim Surfen am Gardasee zu suchen. Man erzeugt dann noch mehr Stress, um sich von der Arbeit zu erholen und sein Glück in der Freizeit realisieren dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Was bedeutet: Jede Woche fünf Tage Sinn entfremdete Arbeit, das Leben findet am Wochenende und in ein paar Wochen des Ausnahmezustand im Urlaub statt.
Nicht nur Kaufhäuser leiden unter dem Wandel
Das Klagen um die Kaufhäuser kann man erweitern. Müssen nicht auch die Hotels sich verändern? Was passiert, wenn es weniger Geschäftsreisende gibt – und auch der Tourismus nicht mehr ganz so reibungslos funktioniert? Weil wir ja nicht nur wegen Corona weniger fliegen sollten, sondern für unseren Planeten und unsere Zukunft? Und was passiert mit den großen Konzernzentralen, die oft Tausende von Mitarbeitern beherbergen?
Arbeiten im Hotel oder Kaufhaus
#remoteworks funktioniert in der Verwaltung eines Konzerns. Nicht so bei den meisten Berufen im Hotel und Kaufhaus nicht. Aber gerade diese Mitarbeiter kommen aus den Schlafstädten. Für sie ist das Pendeln besonders hart, weil sie keinen 8:00 bis 17:00 Job haben. Im Gegensatz zu ihren Kollegen in den „Weiße Kragen“-Berufen können sie nicht im Home-Office bleiben.
Andererseits gehen viele davon aus, dass diese Tätigkeiten eh in Zukunft Roboter machen werden. Dann sind die Arbeitsplätze aber auch weg.
Ich meine, ein Wandel der Innenstädte unserer Mega-Cities von Verkaufs-, Büro- und Hotelflächen wieder zu Wohn- und Lebensraum ist zwar eine wesentliche aber überwiegend erfreuliche Veränderung. Da Innovation unter dem Strich immer „kreative“ Zerstörung bedeutet, brauchen wir für den Wandel Mut, Intelligenz und eine verantwortungsvolle Geisteshaltung.
RMD