RMD Urlaubstagebuch 2008 #17 Scheiden tut weh!

Porto Ageranos – 5. September

Am Sonntag geht es in Richtung Heimat. Die Gefühle sind gemischt. Vieles wird zu Hause anders sein.

Wenn wir zurück kommen, ist Herbst. Im letzten Jahr hatten wir bei der Heimfahrt ungefähr um die gleiche Zeit Schnee auf dem Brenner. Angekommen in Deutschland war es kalt und nass. Die lange Zeit des Nicht-Sommers liegt vor uns. Wir können uns noch auf einen Altweibersommer freuen, dann geht das lange Warten auf das frische Grün des Frühlings los.

Von Normal Null geht zurück ins Hochland (ab 500 Meter Anbauhöhe darf Kaffee als Hochland-Kaffee bezeichnet werden, Riemerling liegt auf gut 550 Meter 🙂 ).

Da gibt es kein gemütliches Schwimmen im Sonnenschein durch eine lange Bucht im warmen Salzwasser mehr. Ein paar Tage im Hachinger Freibad (fröstelnd) bleiben noch und dann geht es für 8 Monate (!) ins Hallenbad (vom 15. September bis zum 15 Mai). Ist das nicht grauenhaft: in unseren Breitengraden kommen auf knapp 4 Monate Freiluftsaison mehr als 8 Monate Hallensaison. Mai und September sind meistens noch ganz schön durchwachsen.

Die Zeit der reifen und roten Tomaten mit ihrem einzigartigem Geschmack direkt von der Staude, der Melonen vom Feld und zuckersüssen und knackigen Weintrauben frisch vom Rebstock ist vorbei. Daheim liegen bald die Lebkuchen, Dominosteine und Weihnachtsmänner in den Regalen.

Zurück in Deutschland tauschen wir auch das reine „Naturrauschen“ von Wind und Meer gegen das das Kulturrauschen der Großstadt, fortwährend produziert von Auto- und Flugzeugmotoren. Keine feuchte und reine Meeresluft atmen wir ein, sondern müssen uns mit trockener und von Abgasen geschwängerter Stadtluft begnügen. So schön die Einfahrt nach Venedig auch wieder sein wird, so auffällig ist die Smog-Glocke, die man schon weit vom Meer aus sieht.

Und auch nachts werden wir den funkelnden Sternenhimmel vermissen und gegen das durch die ganze Nacht Leuchten am Horizont der großen Stadt tauschen.

Die Radtouren 2008 gehen zu Ende – vielleicht lässt ein „Goldener Oktober“ noch ein paar Ausfahrten mit dem Rennrad zu. Aber dann ist es endgültig vorbei und es geht wieder los, von Ottobrunn nach Unterhaching im Herbstregen, auf Glatteis und gesalzenen Wegen.

Ein wunderschöner Urlaub geht zu Ende. Die Sorgen des Alltags waren weit weg, nun krabbeln sie wieder langsam in den Alltag. Privat sind es die normalen Dinge: Soziale Entwicklung, Beruf und Schule, Angst vor Enttäuschung und Unglück, Anspannung und Stress. Was bringt die Zukunft? Wie geht es mit der Oma weiter, die unter Alzheimer leidet? Was passiert meinen Freunden, die gerade schwere Krankheiten überwunden haben? Gelingen die Dinge im Familien- und Freundeskreis so, wie wir es uns alle wünschen?

Geschäftlich liegt das Jahr 2009 vor uns. Die Planung muss abgeschlossen, strategische Ansätze verfeinert werden. Wir fühlen uns gut. Trotzdem sind es immer dieselben Fragen: Wie wird die Konjunktur? Liegen wir mit unserem Leistungsangebot richtig? Was können wir verbessern? Bleiben uns unsere Kunden treu? Wie gehen die großen Ausschreibungen aus? Finden wir die neuen Kollegen, die wir dringend benötigen? Schaffen wir es, den alten Kollegen zu beweisen, dass wir auch als Arbeitgeber einen guten Job machen?

Und kein Urlaub in Sicht oder Planung. Ist schon ein wenig traurig. Aber es gibt auch viel Schönes: Das Wiedersehen mit den Freunden, die Heimkehr in ein schönes Zuhause, Schafkopf- und Schach-Abende, Haching-Spiele, der Hallenkick am Sonntag, der kuschlige Ofen, schöne Theaterabende, ab und zu ein Video in der Familie am großen Heimkino. Die Barbara freut sich auf vom Sand freie Teller und saubere Füße. Die Sophie freut sich auf den Korbi, der Rupi auf den Basketball, die Simone auf Mammas Essen und ihr Kuschelbett und die Maresa sogar ein wenig auf die Schule.

Aber es bleibt keine Zeit zum Philosophieren. Am Sonntag müssen wir um 12:00 losfahren, der Abbau der Zelte muss dann zügig passieren, es ist also viel zu tun!

Also an die Arbeit!

RMD

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