Rotary, Lions, FCB, ADAC, Kirche und Feuerwehr …

Gelegentlich halte ich auch mal einen Vortrag für Rotary oder Lions. Das macht mir immer Spaß, denn ich darf vor Menschen sprechen, die mich verstehen und aus deren Rückmeldungen und Diskussion ich viel lerne.

So habe ich erfahren, dass diese Clubs von ihren Mitgliedern eine verbindliche Teilnahme an ihren Veranstaltungen erwarten. Das geht soweit, dass Mitglieder, die öfters unentschuldigt fehlen, aus dem Verein ausgeschlossen werden.

Zuerst fand ich das ganz schön hart. Nach ein wenig Nachdenken bewerte ich das aber als sehr folgerichtig. Wenn man schon in einem Verein ist, dann sollte man auch am Vereinsleben teilnehmen. Gerade, wenn die Funktionäre des Vereins so tüchtig sind und tolle Veranstaltungen organisieren.

Jetzt habe ich gelesen, dass der große FC Bayern ähnliches plant. Die glücklichen Inhaber von Jahreskarten sollen diese nicht verlängert bekommen, wenn sie nicht bei einer Mindestzahl der Spiele auch leibhaftig anwesend sind!

Man will also nicht mehr nur das Geld, sondern auch die Anwesenheit der Dauerkartenbesitzer. Einfach weil man den Nicht-Inhabern solcher Karten eine Chance geben will, auch Bayern-Spiele sehen zu können. Das finde ich eine kluge Maßnahme – gerade im Sinne eines positiven Image-Marketings.

Denke ich über Vereine und Image nach, dann fällt mir auch gleich ein anderer Verein ein, der zurzeit viel in den Medien ist – der ADAC. Der hat sich doch die Aufgabe gestellt, die Sicherheit seiner Mitglieder im Straßenverkehr zu erhöhen. Um die ist es ja nicht so gut bestellt, haben wir doch immer noch mehr als Dreitausend tödliche Verkehrsopfer jährlich in Deutschland und entsprechend mehr schwere und leicht Verletzte. Dies mit wieder steigender Tendenz!

Da der ADAC ja so richtig stark an Mitgliedern ist, befinden sich auch viele ADAC-Mitglieder unter den Toten und Verletzten. Jetzt könnte (sollte) doch der Verein auf die Idee kommen, nicht nur mit „gelben Engeln“ bei Pannen zu helfen (einem im übrigen sehr kommerziellem Angebot), sondern gegen den vielleicht schlimmsten Schaden vorzugehen, den unser Individualverkehr auch in seinem Kreis verursacht  und versuchen, die Zahl der vielen Opfer des Verkehrs, gleich ob tödlich oder nur schwer verletzt kräftig zu reduzieren.

Um den Blutzoll der „individuellen Mobilität“ also nicht billigend in Kauf zu nehmen, müsste man regelmäßig Vereinsabende machen mit dem Ziel, die vielen Toten und Verletzten und das so alltäglich verursachte schlimme Leid von so vielen Menschen und derer Angehörigen zu reduzieren. Zum Beispiel durch harte Überzeugungsarbeit. Und gefolgt von einer entsprechenden Lobbyarbeit für Maßnahmen für weniger Unfälle im Straßenverkehr.

Wäre das nicht eine schöne Utopie? Die aber nur funktionieren wird, wenn die Leute auch an solchen Veranstaltungen teilnehmen. Also drängt sich der Schluss doch wie von alleine auf: Mitglieder, die nicht gemeinsam mit dem Verein an der Verkehrssicherheit mitarbeiten, werden aus dem ADAC ausgeschlossen! Oder noch besser, alle die nicht bereit sind an dem Ziel mitzuarbeiten, die Menge der Verkehrsopfer drastisch zu reduzieren, werden vom Straßenverkehr ausgeschlossen!

Es gibt noch mehr Vereine, die dem Beispiel von Lions, Rotary oder jetzt auch des FC Bayern folgen sollten. Einer davon ist die katholische Kirche. Wäre es hier nicht sogar logisch und vom Kirchenrecht gestützt, die Mitglieder, die laufend nicht an den der Kirche wichtigen Ritualen wie der Messe mit ihren „heiligen Sakramenten“ teilnehmen, die zentralen Vereins-Dogmen ignorieren, so mehrfach  und laufend „Tod sündigen“ und im religiösen Sinne aber auch gar nichts für das Heil ihrer Seele tun, aus dem Verein auszuschließen!?

Nein, hier wird nicht ausgeschlossen, sondern dieses Verhalten ignoriert und die Kirchensteuer kassiert. Nichtsdestotrotz werden alle Menschen, die im Umkreis einer Kirche leben, ob Mitglied oder nicht, regelmäßig durch lautes und mit unwillkommenen Spam zu vergleichendes Gebimmel zum „Gottesdienst“ gerufen. Das, obwohl, die wenigen Mitglieder, die zur gemeinsamen Vereinsaktivität kommen, nicht wegen des Glockengeläuts den sonntäglichen Kirchgang antreten, sondern weil sie diesen über Jahre hindurch so eingeübt haben.

Die Mitglieder, die nicht hingehen, lässt das Gebimmel gleichgültig. Sie fühlen sich von den Glocken nicht aufgerufen, ihrer Pflicht nach zu kommen. Ab und zu schimpfen sie frecherweise sogar noch über den die Wohnlage schädigenden Lärm (obwohl der ja von dem Verein, dem sie angehören, so ganz selbstherrlich erzeugt wird). Und bleiben im Verein, weil sie die Dienste ihres Vereins ein paar mal im Leben nutzen wollen – als Staffage für besondere Ereignisse wie Hochzeit etc.

Dass der Lärm das eine oder andere Nicht-Kirchen-Mitglied belästigt, das mit dem „heiligen Verein-Gedröhns“ nichts anfangen kann, interessiert niemanden im Land. Dafür wird die Frage eines betroffenen Nicht-Kirchenmitglieds, ob der Ruf zu einer Vereinsveranstaltung auch im 21. Jahrhundert noch durch flächendeckende akustische Signale erfolgen muss, dann als Verstoß gegen die „Glaubensfreiheit“ oder gar als „Verletzung religiöser Gefühle“ diffamiert.

Mein Gedanke: Auch die Kirche könnte ihre passiven und gegen die Vereinsvorgabe handelnden Mitglieder ausschließen. Und die verbleibenden Mitglieder in Zukunft über einen „stillen Alarm“ zu ihren Vereinsveranstaltungen rufen. So wie es auch die Feuerwehr, ein von mir sehr geschätzter Verein, bei ihren wichtigen Einsätzen macht.

RMD

P.S.
🙂 Man merkt schon, dass der Autor schlecht geschlafen hat, weil er zu viel Zeitung gelesen hat und dann auch noch im endlich erreichten Tiefschlaf von lautem sonntäglichem Gebimmel geweckt wurde.

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