Am Freitag, den letzten Tag im September, gibt es morgens im Hotel Alpenland in St. Johann i.P. ein richtig delikates Frühstück. Warum schmecken Käse und Wurstwaren immer so gut, wenn wir in Österreich, Italien oder Schweiz auf Urlaub sind?
Liegt es am Vagabundenleben? Oder sind die Lebensmittel in diesen Ländern wirklich besser bei uns? Vielleicht weil wir uns daheim zu Tode sparen? So wie wir Deutschen so ganz besonders tüchtig sind, so dass Rest-Europa mit uns nicht Schritt halten kann?
Aber zurück zum Reisetagebuch:
Kurz nach 9:00 radeln wir die Straße von St. Johann i. P. hoch zur „Tauernschleuse“.Die goldene (noch) Septembersonne lacht schon seit dem Sonnenaufgang. Kein Nebel, kein Dunst.
Und es geht taff aufwärts. Zuerst zu einem Ausgleichsbecken kurz nach Schwarzach. Sehr beeindruckend. Die Österreicher erzeugen ihren Strom überwiegend mit Wasserkraft. So sehen wir auf unserer Radfahrt auch laufend Wasserkraftwerke.
Nach dem Becken geht es immer kräftig auf und ab. Und nach jedem „auf und ab“ sind wir wieder ein wenig höher.
Das kostet Kraft. Vor lauter Schauen auf die Schönheit der Landschaft bemerken wir es kaum. Der Höhenzähler akkumuliert kräftig.
An der Abzweigung nach Villach/Slowenien mündet der schöne Weg wieder in die große Straße. Wir müssen ihr folgen und dabei drei Tunnels durchfahren. Der erste ist kurz und hat eine abgetrennte Spur für Fahrräder und Fußgänger. Nicht schön, geht aber schnell vorbei.
Auch im zweiten ist die Fahrrad-/Fußgängerspur durch ein Geländer vom Autoverkehr abgetrennt. Dieser Tunnel ist über einen Kilometer lang, es geht immer leicht bergauf. Der Tunnel ist gut entlüftet, so dass es mit den Abgasen so halbwegs geht.
Aber der Lärm von Pkws und Lkws ist erschreckend. Die fahren wohl um die 100 km/h, aber jedes vorbei kommende Fahrzeug dröhnt uns in unvorstellbarer Lautstärke zu. Das muss ich für ein paar Minuten aushalten, bis ich halt durch bin. Grauenhaft.
Ich fühle mich wieder in meinem Vorhaben bestätigt, möglichst nicht mehr Auto zu fahren. Irgendwie ist es einfach ungehörig, so viel Lärm zu erzeugen. Sollte man nur im Notfall tun.
Der dritte Tunnel ist eine positive Überraschung: Ganz neu erstellt führt ein getrennter Tunnel für Radfahrer parallel zum großen Tunnel durch die Felswand. Da durch zu sausen macht richtig Spaß. Zukunftsweisend, wie ich finde.
Wir freuen uns, dass die Tunnels hinter uns liegen. Der Radweg wird allerdings steiler. Er geht durch kleine Dörfer, überwiegend nicht an der Straße entlang. In Dorfgastein machen wir eine kleine Pause, dann kommen auch schon Bad Hofgastein und Bad Gastein.
Bad Gastein kurz vor der Tauern-Schleuse mit seinem Wasserfall mitten durchs Städtchen beeindruckt uns. Unheimlich, was da sich an Hotels an die steilen Wände krallt. Und das Wasser geht mitten durch! Der Weg aber ist so steil, da hilft nur noch schieben.
Kurz vor der Tauern-Schleuse machen wir eine kurze Pause. Es ist kurz nach 14:00 geworden. Wir haben Zeit, die Züge fahren stündlich und der nächste erreichbare fährt erst um 15:20.
Es gibt eine Kürbissuppe und ein Bier. Beides ist sehr lecker und tut uns gut.Besonders, weil wir die heiße Suppe und das kühle Bier in der Sonne genießen können.
Dann geht es weiter. Es sind nur noch wenige Kilometer bis zur Verladestation.
Oben angekommen zeigt der Höhenmesser knapp über 1.200 Meter. Ab Böckstein wird es so richtig düster, denn die Verladestation liegt im Schatten der Tauern, die hier Nord und Süden trennen.
Wir warten auf das „Tauern-Auto-Shuttle“, das zwischen Böckstein und Mallnitz auf der anderen Seite pendelt. Wir sind überrascht, wie wenig Pkws anstehen. Die ankommende „rollenden Landstraße“ ist auch fast leer.
Pünktlich geht es ab in den Tunnel. Gut zehn Minuten fährt der leere Zug durch die Röhre. Auf der Südseite scheint die Sonne hell. Hier ist es noch milder als auf der Nordseite. Eine wunderbare Abfahrt liegt vor uns – gut 10 km geht es abwärts, mit immer über 50 km/h. Das Gefälle der fast leeren Landstraße ist perfekt, man muss nicht treten und nicht bremsen. Genußradeln pur.
Nach der schnellen Abfahrt geht es ein paar Kilometer flach. Wir haben wieder einen guten Fortschritt gemacht und beschließen zu übernachten. Beim Gasthof zum Richter in Mühldorf bleiben wir hängen. Es soll heute Abend Wild geben …
In der Tat wurde es ein schöner Abend mit einem traumhaften Hirsch-Steack und -Gulasch. Ein toller Nachtisch und eine perfekte Nacht.
Am Samstag morgen beginnt er, der goldene Oktober. Schon früh empfängt uns die warme Sonne südlich des Alpenkamms. Und ladet uns zum weiter fahren ein.
Auf geht es nach Villach. 56 Kilometer liegen vor uns, laut dem Führer immer sanft bergab.
Ganz so immer bergab war die Fahrt dann doch nicht, und aus den 56 Kilometern sind es gut 60 geworden. Dafür waren die Wege wieder wunderschön, besonders das lange Stück am Ufer der Drau entlang, immer eben oder sanft bergab.
Da wir diesmal recht früh (8:15) weg kamen, trafen wir um 12:30 in der Fußgängerzone von Villach ein. Und hatten wieder mal einen Bärenhunger. Dem konnte erfolgreich mit köstlichen Speisen geholfen werden. Es gab Ravioli mit Steinpilzfüllung und – typisch Österreich – wieder Mal ein leckeres „Wiener Schnitzel“.
Von Villach waren es dann noch mal geschätzte 35 km bis ans Etappenziel. Die allerdings bergauf nach Tarvisio. Das war ein ganz schönes Stück mühsamer als das schnelle Rollen nach Villach.
Der Weg an diesem Samstag war der bisher schönste. Zuerst folgt ein traumhaftes Stück entlang des Flusses Gail.
Dann folgen nur ganz wenig Straßenstücke mit Verkehr. Überwiegend genießen wir gut ausgebaute Radwege und eine Landschaft zum sich dauernd dran erfreuen.
Besonders zu erwähnen ist das Teilstück von der italienisch-österreichischen Grenze am Dreiländereck zu Slowenien bis nach Tarvisio. Wir sind begeistert. Ein „Muss“ für jeden Radler!
In Tarvisio war es die gleiche Prozedur wie jedes Mal: Hotel suchen. Diesmal genügt einmal fragen, wie werden sofort in der Aubergio Haberl fündig.Der Tageskilometerzähler bleibt bei 97 stehen und insgesamt haben wir jetzt bei dieser Tour so ungefähr 360 km auf den Rädern.
Da wir jetzt in Italien sind, gibt es am Abend Pasti und Pizza mit Salat und Rotwein. Und wir haben es nicht bereut und können das Hotel Haberl in Taversio nur bestens weiter empfehlen. Und wir freuen uns auf morgen, auf den ersten Sonntag im Goldenen Oktober.
RMD