Scheintoderlebnis (Fortsetzung)

Die letzte Neuigkeit betreffend meines Zusammenbruchs war, dass ich am 18. September aus dem Krankenhaus München-Pasing entlassen wurde.  Das war ein Mittwoch. Ein Herbsttag.


Nach 8 Tagen in einer griechischen Intensiv-Station und erfolgreichem Transfer nach Deutschland lag ich jetzt schon wieder 9 Tage in einem deutschen Krankenhaus in Pasing. 

Gestern kam die gute Nachricht. Auf die ich schon lange wartete: Morgen darf ich raus, aus dem Krankenhaus.

Heute früh bin ich um 03:30 morgens aufgewacht. Obwohl ich am Abend davor ganz lieben Besuch hatte. Der Florian ist ein ganz Lieber. Er hatte mir Früchte und viel Schokolade mitgebracht. Und da auch zwei ganz tolle Bücher. Und wir haben ganz lange geratscht.

Es ist kühl und ich muß bis zum Morgen, wenn das große Krankenhaus erwacht, noch ein paar Stunden durchstehen.

In meinem Kopf dreht sich alles um Physiotherapie. Denn heute soll ich um 15:00 entlassen und abgeholt werden. In einem großen starkem Auto, das mich und Barbara von Pasing nach Hause (Neubiberg) bringen soll. Mit der S-Bahn braucht man 1,5 Stunden von Pasing nach Neubiberg. Es ist ein ganz schönes Stück. 

Dort will ich gerne in den ersten Stock kommen. Deswegen Physiotherapie. Und dann auch wieder in der Lage sein, Rad zu fahren. Und dann will ich auch wieder Bier aus dem Keller holen können. Noch bin ich ratlos, wie ich das schaffen soll? Aber es wird so sein, dass meine Reha von zentraler Bedeutung sein wird.

Jetzt am Morgen habe ich aber noch ein anderes Problem. Es ist Herbst – und mir ist kühl. Mich fröstelt. Ich habe Sorge, mich zu Unterkühlen. 

Gott sei Dank sagt das mobile Telefon einen warmen und versöhnlichen Herbsttag voraus. Ich schau mir die Wetterapp an. Das Handy hat noch Strom. Im Gegensatz zur Uhr, die schon lange aufgegeben hat. 

Was für ein Aufwand! 

Die WetterApp macht nicht warm. Aber sie beruhigt! Heute werde ich nicht erfrieren.

Aber was soll ich tun, wenn es kälter wird? Wenn es Winter wird? Eine Schwester rufen und sie bitten, die Wärmepumpe hoch zu drehen? Falls das Krankenhaus eine und Geld für den notwendigen Strom hat. Oder um einen Ofen und Brennmaterial (Holz oder Braunkohle) bitten? 

Ja, wie gut hat man es, wenn man über ein treu sorgend Weib verfügt, das immer für “genügend Holz vor der Hütte sorgt “. 🙂

Oder soll ich nur um eine Strickjacke bitten? Habe ich überhaupt eine dabei? Wenn nicht, wer strickt sie mir?

Jetzt kommt der Winter. Den will ich überleben. Wie soll ich das Holz im Ofen nachlegen,  wenn ich nicht mehr laufen kann? 

Was ist eigentlich wirklich wichtig?

Gut, dass es morgen Mittag im Krankenhaus eine warme Mahlzeit gibt!

Aber morgen werde ich ja aus dem Krankenhaus entlassen…

RMD

ACHTSAMKEIT!
Ich versuche jetzt achtsamer zu sein und mich mehr zu fragen,
WAS IM LEBEN WIRKLICH ZÄHLT?“

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4 Antworten

  1. Hallo lieber Roland !
    Sie machen ja wieder Sachen.

    Als wir uns zum letzten Mal persönlich sahen, wird Ihnen aufgefallen sein, daß ich kaum gehen konnte. Nekrotisierende Pankreatitis, Not-OP, Delirium nach hoher Dosis opioidischer Schmerzmittel, 6 Wochen Intensivstation.
    Ein Muskel (Quadrizeps) außer Betrieb, ins Leben mußte ich zurückkrabbeln.
    Ohne die Hilfe meiner Frau hätte ich keine Chancen gehabt.
    Na, mittlerweile fahre ich längst wieder mit dem Rad, natürlich ohne umweltschädlichen Elektroantrieb.
    Was ich schaffe, das schaffen Sie auch.
    Denn Sie sind stärker als ich und so klug, Ihren Kopf nicht an Betonwänden einzuschlagen.
    Alles Gute, Sie müssen uns erhalten bleiben.

    Ohne Sie wäre diese Welt wieder ein wenig kälter und ärmer.

  2. Liebster Hans, über Ihre liebe Rückmeldung habe ich mich irrsinnig gefreut, Danke, dass Sie zu meinen Lesern gehören! Den Seitenhieb mit den Elektrorädern halte ich gut aus!

    Ihr Schicksal hat mich auch sehr berührt. Wir beide haben viel erlebt und getan. Und sind beide redliche Geister

    Zu unseren Frauen: Könnte gut sein, dass die Barbara mir jetzt schon das zweite mal das Leben gerettet hat. Das erste Mal war das vor 52 Jahren.

    Ihre Gehstörungen sind mir aufgefallen, aber ich hatte keine Ahnung! Und bin entsetzt.

    Ein großes Dankeschön

  3. Die Mama könnte dir ja eine warme Jacke stricken 🙂 ! Dann hat sie gleich eine Beschäftigung, wenn du die Physio machst.
    Wir freuen uns alle sehr, dass du wieder zu Hause bist!

  4. Hallo lieber Roland !

    Ich gehe ja insgeheim davon aus, daß Sie schon die erste „kleine Aufwärmrunde“ nach Kitzbühel hinter sich haben.

    Das mit dem Elektroantrieb sollte kein „Seitenhieb“ sein, angesichts der sinnlosen „E-Mobilität“ und der vermeintlich umweltfreundlichen Bahn stehe ich elektrischen Antrieben skeptisch gegenüber.

    Wichtig für Sie sind jetzt:
    Selbstwirksamkeitserwartung,
    Selbstwirksamkeitserwartung,
    Selbstwirksamkeitserwartung.

    Das hat mir ein genialer, hochgebildeter und brillanter Psychologe und Arzt gesteckt, Dr. Eckhard Roediger, der in Frankfurt praktiziert. Schlicht davon ausgehen, daß Ihre Disposition und die Summe der von Ihnen getroffenen Maßnahmen auch wirksam resp. funktionieren werden.

    „Selbstachtung und Selbstwirksamkeitserwartung“, so seine Worte, „finden Sie bei allen Menschen, die ein biblisches Alter erreicht haben“.

    Meine Frau erlitt Mitte Mai eine Sepsis, sie wollte aber gehen — und so war sie nach genau 24 Stunden tot. Solange Sie kämpfen, überleben Sie, und Sie überleben gut.
    Denken Sie an die torpedierten britischen Seeleute: Die jungen, 25- bis 35jährigen Männer ertranken nach wenigen Minuten im eisigen Atlantik, während erfahrene Seeleute mit mehr als 50 Jahren Erfahrung fünf Mal und öfter aus dem Bach gefischt wurden.

    Tja, und was wir erlebt haben ?
    Ich bin ja immer noch ganz fasziniert von dem autobiographischen Artikel von Klaus Hnlica, ein bißchen
    aus Ihrer Biographie kenne ich auch, und gerade ziehe ich endlich wieder um ins schöne Bayern nach Würzburg und mir gehen all‘ die Dinge durch die Hände, die ich schon gemacht habe.

    Eine Menge, ein Spektrum, ich staune.

    Wenn ich mir jetzt vergleichsweise die „jungen Leute“ ansehe mit ihrer grünen Einheitsmeinung und ihren Einheitsbetriebssystemen und Einheitsrechnern: Gru-se-lig. Ich wollte nicht tauschen.

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