UTB #62 – Kosten oder Spätrömische Dekadenz

Irgendwie lässt mich der Begriff nicht los …

Denn ich habe unsere Kosten nachgerechnet. Und stelle fest, dass so eine (gute) Woche Radeln durch Korsika alles andere als ein billiger Urlaub ist. Zumindest viel teurer als die üblichen Urlaubsformen. Eine Form von spätrömischer Dekadenz?

Hier die Rechnung:

Allein die Anreise mit dem Zug von München nach Florenz (allerdings im Schlafwagen) und dann weiter nach Livorno, mit dem Schiff von Livorno nach Bastia (Korsika) und zurück sowie der kleinen Schmalspurbahn (CSC) auf Korsika haben zusammen um die 1.000 EURO gekostet.

Die Hotelpreise für ein Zimmer für 2 Personen bewegen sich auf Korsika zwischen 50 und 80 EURO ohne Frühstück, mit Frühstück um gut 10 EURO mehr. Pro Nacht kommt man im April also auf Hotelkosten um die 75 EURO. Im Mai oder im Juni ist das übrigens noch um deutlich teurer.

Das Abendessen auf Korsika ist wie alles andere dort auch nicht billig. Kaum ein Gericht ist unter 10 EURO zu haben, ein Touristikmenu nicht unter 15 EURO, in manchen Orten auch viel teurer. Das kleine Bier ist immer über 3 EURO, die Flasche Wein über 15 EURO. In der Regel zahlt man so bei einem guten Abendessen für zwei locker 50 – 70 EURO, ohne dass es dann noch die teuren Gerichte wären.

Wenn man dann noch tagsüber unterwegs eine Schokolade oder einen Kaffee, am Nachmittag ein Bier, zum Mittagessen eine leckere Quiche von der Boulangerie (Bäckerei) (3,50 EURO) genießen will, ist man schnell am Tage bei Verpflegungs- und Hotelkosten von 150 EURO (oder eher mehr) dabei.

Mal sieben genommen sind das dann 1050 pro Woche, mit den Transportkosten addiert über 2.000 EURO für eine Woche Radeln für 2 Personen.

Ist das eine Form von Spätrömischer Dekadenz?

Jetzt kenne ich mehrere Menschen, die zeitgleich mit uns eine Woche „all inclusive“ in  Ägypten, Tunesien oder der Türkei Urlaub gemacht haben. Für den Flug, ein 4-Sterne-Hotel, Vollpension und freie Getränke haben sie zwischen 399 (last minute) und 499 EURO (normal gebucht) pro Person im Doppelzimmer bezahlt.

Diese Preise sind nach meiner Meinung nur möglich durch eine extreme Ausbeutung von Mensch und Natur sowie einer maximalen Nutzung des globalen Wohlstands- und Einkommensgefälles.

Auch das könnte eine Form von Spätrömischer Dekadenz sein.

Ich habe mich entschieden. Lieber radele ich jeden Tag meine durchschnittlich 80 km und 2.000 Höhenmeter, bevor ich mich wieder in eine abgeschlossene Tourismuswelt begebe. Auch wenn ich es in der Relation als viel zu teuer empfinde. Aber der Individualismus kostet halt seinen Preis.

RMD

P.S.
🙂 Die Bilder sind natürlich alle von Korsika.

2 Antworten

  1. Interesting! Roland and Barbara are lucky that they can do this together. Alone it would not be much fun, and organising a group would not appeal to all. Of course it is healthy, (unless mowed down by a car). A couple of „ghetto“ holidays we had in Turkey, with volleyball, swimming, tennis, etc. were just as healthy. We also made more holiday-friends (but hardly Turks).
    I expect R. and B. exploited cheap fuel less, and so damaged the climate less. As regards exploiting the badly paid local population, remember that the people who are „exploited“, except in special cases, are glad to have these jobs. So only those who donate equivalent sums to the poor of the world have a right to criticise.

  2. Die niedrigeren Kosten der all-inclusive-Anbieter lassen sich wohl zu einem guten Teil auf Auslastungseffekte zurückführen. Der Preisrückgang um 20% bei Last-Minute-Buchung macht doch schon deutlich, wie wichtig Vollauslastung für diese Tourismusanbieter ist.

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