Spieltheorie – Das Ultimatumspiel

Das Ultimatumspiel ist eine der praktischen Anwendungen der Spieltheorie für Wirtschafts- und Verhaltensforschung.

Das Spiel geht so:

Ein Empfänger E bekommt einen Geldbetrag z von einem Spender S mit der Auflage,  diesen Betrag z mit einem vorher bestimmten dritten Spielpartner P zu teilen. Zu diesem Zweck muss E den Betrag z in zwei Teile x und y aufteilen. Die Aufteilung darf beliebig sein und wird ganz allein von E bestimmt.

Es gelten also folgende Regeln:

  1. x + y = z
  2. E darf P nur ein ultimatives Angebot machen.
  3. In diesem Angebot muss der Empfänger E den Partner P über das Verteilungsverhältnis offen und kommunikativ normiert informieren.
  4. P darf nur annehmen oder ablehnen.
  5. Wenn P annimmt, dürfen E und P das Geld der von E vorgegebenen Aufteilung entsprechend behalten.
  6. Wenn P ablehnt, ist die Aufteilung nichtig und das Geld fällt unwiderruflich an S zurück.
  7. Verhandlungen zwischen P und E sind unzulässig und führen ebenso zur unwiderruflichen Rückgabe des Geldes an S.

Ein einfaches Spiel. Vielleicht auch wieder ganz hilfreich, um sich modellhaft Gedanken zu machen.

Aber sind die Ergebnisse der durchgeführten Experimente und die daraus gefundenen oder damit bestätigten Theorien wirklich geeignet, belastbare Aussagen und gar möglichst noch mathematisch beschreibbare Theorien über Menschen zu bekommen?

Wie will man Aussagen über individuelle Menschen in verschiedenen Zeiten und unterschiedlichen Gesellschaften wissenschaftlich und objektiv erheben?

Wie stark wirken kulturelle, religiöse oder mediale Einflüsse. Welche Rolle spielt die soziale Prägung? Wie hätten sich die alten Griechen, die Römer, die Menschen in den verschiedenen Epochen im Mittelalter, im 2. Weltkrieg oder in den Jahren danach entschieden?

Wie würden sich heute Menschen in der Arktis, in Afrika, China, Europa, Indien, Japan, Russland oder USA entscheiden. Wie werden sich Menschen in 20 oder 50 Jahren angesichts einer wieder ganz anderen sozialen Umgebung und Prägung entscheiden?

Welche Rolle spielt das Alter und die Lebenssituation der Probanden? Oder die Beziehung zwischen den Probanden?

Ein objektiver Versuchsaufbau ist auch nicht möglich. Ich erlebe immer wieder, dass ein großer Teil der Probanden auf Anhieb die Spielregeln schon intellektuell nicht versteht. Man braucht Probanden, die das Spiel noch nicht kennen. Der Versuch muss im ersten Anlauf ein Ergebnis bringen, eine Reflektion oder Diskussion des Themas verändert die Ergebnisse wesentlich.

Wie erreicht man eine vernünftige Zusammensetzung der Probanden bezüglich ihrer Bedürfnissituation und -struktur? Welche Höhe des eingesetzten Betrages ist erforderlich, um eine ernsthafte Reaktion zu generieren und seriöse Ergebnisse zu bekommen? Wie kann man Verfälschungen durch intellektuelle und emotionale unterschiedliche Kommunikation/Interaktion zwischen den Probanden vernünftig ausschließen? Wie beeinflusst die Tagesform die Entscheidungen der Spielteilnehmer, was bewirken die Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit oder den spontane Einfluss von Lust und Laune ?

Und dann bleibt immer noch das Hauptproblem:

Wie will man so ein Experiment überhaupt bezahlen?

🙂 Bleibt nur zu sagen, dass ich mich für dieses Experiment sehr gerne zur Verfügung stelle.

😉 Ich würde dann auch ankreuzen, dass ich das Ultimatumspiel nicht kenne. Das könnte ich ethisch vertreten, da das Geld ja eh verschenkt wird.
Oder steht da im Kleingedruckten der Teilnahmebedingungen, dass ich bei Falschaussagen das Geld zurück geben muss?

RMD

P.S.
🙂 Dieser Beitrag ist einer von ein paar Artikeln, in denen ich an der Spieltheorie herum nörgele.

2 Antworten

  1. It is an interesting variation on this game to permit some negotiation. In the game as described, I guess E would offer P 20% or so. 30% would be cautious, 10% risky.
    With negotiation, as P, I would say „It must be 50-50, only that is fair“. I would refuse to accept less.
    Can we draw conclusions from this?

  2. Die einzige Schlussfolgerung könnte sein, dass Menschen irrational handeln, weil z.B. ihr Stolz verletzt ist.
    Oder positiv gesagt: Es gibt Menschen, denen Emotionen mehr wert sind, als Geld.

    Siehe auch die (wahre?) Legende, der Lakota-Indianer, die angeblich die Millionen an Entschädigung für Mount Rushmore nicht annehmen, obwohl sie das Geld so dringend brauchen könnten.

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