Wenn gut verdienende Menschen in Teilzeit gehen, dann bekommen sie in vielen Fällen auch proportional netto weniger Geld heraus – und kosten dem Arbeitgeber pro Stunde mehr.
Woran liegt das?
Ursache ist die Sozialversicherungsgrenze. Derzeit (2011) liegt die Obergrenze bei Renten- und Arbeitslosenversicherung im Monat bei 5.500,00 (jährlich € 66.000 €) im Westen. Im Osten ist sie niedriger, da liegt sie bei 4.800,00 im Monat (jährlich € 57.600,00 €).
Warum eigentlich?
Das soll aber nicht der Gegenstand dieses Artikels sein.
Ein Mensch, der diese 5.500 € (jährlich 66.000 €) im Monat verdient, liegt also genau an der Grenze. Für ihn müssen genauso viel Abgaben für Rente und Arbeitslosenversicherung abgeführt werden, wie bei einem Verdienst von 25 % mehr. Das würde 6875 € (jährlich 82.500) entsprechen, 25 % mehr. Bei Spitzenberatern mit multiplikativen Qualitäten ist ein Zielgehalt um die 80.000 € durchaus realistisch.
Nehmen wir an, ein Berater mit 82.500 Jahreseinkommen (brutto) hat eine 5 Tage-Woche mit 40 Stunden. Er will Teilzeit arbeiten und in eine 4-Tage-Woche wechseln. Also die 40 Wochenstunden auf 32 reduzieren. Dann erhält er angepasst noch 4/5 seines Brutto-Gehaltes (zumindest wird die Teilzeit bei der InterFace so behandelt).
Vom um 1/5 reduzierten Gehalt wird ihm aber absolut genau derselbe Beitrag zur Sozialversicherung abgezogen wie vorher von seinem höheren Gehalt. Die Belastung für die verbleibenden 32 Stunden bleibt also genauso hoch wie früher für die 40 Stunden – und so sinkt sein Einkommen nach Rentenversicherung pro Stunde.
Auf der anderen Seite hat der Arbeitgeber das selbe Problem. Er muss jetzt pro Stunde 1/32 desselben Arbeitgeberanteils kalkulieren, den er früher für 40 Stunden leisten musste. Beim Arbeitgeber erhöht sich so die Belastung durch Sozialkosten pro Stunde um fast ein Viertel.
Jetzt kann es gut sein, dass der Einsatz eines Teilzeitberaters sich schwieriger gestaltet als der eines „normalen“ Vollzeitmitarbeiters. Auch ist wahrscheinlich, dass die absolute Anzahl der Arbeitsstunden für soziale und administrative Teilhabe am Unternehmen mit weniger Wochenstunden nicht weniger werden. Und dazu kommen die sich erhöhende Stundenkosten, dies bei immer knapper werdenden Margen.
Das ist unlogisch, will doch der Gesetzgeber zu Recht Teilzeitarbeit fördern. Deswegen hat er auch entsprechende Gesetze erlassen, die den Arbeitgeber ja verpflichten, den Wunsch nach Teilzeit zu akzeptieren. Und dann wäre doch der Gedanke naheliegend, die Grenzen der Sozialversicherung abhängig zu machen von der Anzahl der Arbeitstunden (Basis 40, bei 20 die Hälfte …).
Früher dachte ich immer, dass das technische Fehler in einem komplizierten System sind. Mittlerweile glaube ich eher, dass das zum einen Absicht vom Staat (warum soll man auf Einnahmen verzichten) und zum anderen das Misstrauen gegen Unterschleif ist – man könnte ja Vollzeitverträge als Teilzeitverträge „türken“, wenn die bei Teilzeit die Sozialversicherungsgrenzen proportional reduziert werden würden.
Ich habe noch so ein Beispiel, wo wahrscheinlich (heimtückische) staatliche Gier Schaden verursacht hat. Wir hatten in der frühen BRD kein so ganz schlechtes Steuergesetz mit einer einfacher Progressionsregel. Leider hat man das mindeste versäumt, nämlich die Steigerungsgrenzen an die Inflation zu koppeln. So kam es dann zu einer Steuerhöhung verursacht durch die Geldentwertung, der sogenannten „kalten Progression„.
Jetzt wäre es das einfachste der Welt gewesen, einfach regelmäßig die Progression entsprechend der Inflation zu verschieben. Aber das wäre zu einfach gewesen – und hätte auch keine (vermeintlichen) Steuerung
3 Antworten
I don’t see the logic in (most of) this complaint. The social payments are there to collect money that is then used to pay pensions and unemployment benefits. Otherwise, people without work would have to be paid out of taxes. One cannot let them starve! These payments are intended to maintain rather less than the standard of living to which the worker was accustomed. But this service from the state is regarded as unnecessary for top earners. They can look after themselves (also with medical insurance). The state does not see a need to maintain a life of luxury for a retired millionaire. People (grouped according to earnings) are supposed to get back roughly what they contribute. Of course the state is happy for people to earn more, because they then pay more tax (at least in theory). It really should not matter (regarding deductions) whether the money is earned in 5 days or 2.
Of course when one looks closely at the laws regarding tax and other pay deductions, one finds all sorts of illogicalities in the details. There are cases where earning a little more results in less money net of deductions. But the general idea is reasonable, although over-complicated.
Lieber Chris,
Du hast nicht verstanden, was ich gemeint habe. Oder willst es nicht verstehen. Oder ich war nicht in der Lage, es klar zu machen, was ich meine. Oder von allen dreien etwas. Dabei habe ich mir diesmal soviel Mühe gegeben…
Ich erkläre es Dir an Deiner eigenen Person.
Wenn Du bei uns mit dem hohen Gehalt angestellt wärst und den gesetzlich unterstützten Wunsch hättest, an Stelle von 40 Stunden nur noch 32 Stunden die Woche zu arbeiten, dann würdest Du anschließend nach Rentenversicherung pro Stunde weniger verdienen als im Vollzeit-Status. Die Kosten unseres Unternehmens für Dich pro Stunde wären aber deutlich höher. Wahrscheinlich wäre die Marge fort. Und ob der Kunde mit weniger als 32 Stunden zufrieden wäre …?
Um zumindest die direkten Kosten gerecht zu machen, gäbe es zwei Lösungen:
a) Man schafft die Obergrenzen ab! Immerhin steigen die Sozialkosten ja nur linear und nicht progressiv im Gegensatz zu den Steuern. Das würde Deinen Millionären nicht weh tun, ich fände es auch gut.
b) Man reduziert die Obergrenzen proportional zur Arbeitszeit. Also bei Halbtags nur die Hälfte etc.
Es ist auch nicht egal, ob das Geld in 5 oder 2 Tagen verdient. Dem praktizierten System folgend verdienst Du halt in 2 Tagen nur 2/5 von dem, was Du in 5 Tagen bekommen würdest.
Auch der Rest an Deinem Kommentar ärgert mich. Ich sehe nicht, wie ein Berater mit Familie in München selbst bei dem wahnsinnig hohen Brutto(!)-Einkommen von 80.000 € im Jahr Millionär werden kann. Bei 35 Jahren Arbeit müsste er jedes Jahr 30.000 € von seinem Einkommen zurücklegen … Das kleinste Reihenhaus kostet hier aber schon 20.000 € Miete im Jahr …
Das Obergrenzengehalt von 66.000 € klingt und ist auch überdurchschnittlich hoch. Und viele müssen in München ihre Familie mit deutlich weniger durchbringen. Den von Dir über die letzten 50 Jahre gepflegten Lebensstandard (Haus, Autos, Kinder …) schaffst Du aber als Angestellter mit 66.000 € nicht mehr – außer Du erbst, hast sonstige Einkünfte oder bist Doppelverdiener.
Mir scheint, dass hier wirklich nicht mehr alles Gold ist, was glänzt. Und ich wundere mich über manches, was in unserer Gesellschaft passiert, nicht mehr, wenn beide Partner mehr als 10 Stunden fünf Tage die Woche in der Arbeit sein sind, um ihren Lebensbedarf decken und den vermeintlich normalen Lebensstandard (Auto, Urlaub) sich leisten zu können.
Aber Teilzeitarbeit wird bestraft …
„It really should not matter (regarding deductions) whether the money is earned in 5 days or 2“. In English, „the“ means something, unlike German where it is just used mainly to provoke foreigners into getting the wrong ending (die,der,das, den, dem, usw.).
So I clearly meant the same amount of money. It would make some sense to grumble about deductions with low yearly earnings, but it would be silly to deduct different amounts for the same earnings just because one works 30 hours and the other works 40.
I disagree similarly with the rest of your arguments.
But I agree that in Europe it has started to get harder to earn a good living. There are plenty of reasons, for instance the growing world population with steadily reducing physical resources, (oil, climate, etc.). The developed world is also experiencing increasing competition from China, India, etc. The alternative would be to be completely unfair to them. We still have the military strength to crush them, but our ethics prohibit this.
Through science and technology, we could cope with all these problems, but we are not able to take rational decisions. Consider the abandonment of German nuclear power, the Stuttgart station mess, and the fact that steadily fewer people are prepared to study what is really useful.
I fear that the situation in N. Africa, the world finance instability and the riots in England are all related to these mounting problems.