Kleftiko – und am Abend dann im Hospital von Plaka …

Vor zwei Tagen hatte ich meinen Artikel „Nomaden in den Kykladen“ veröffentlicht. Es ging um ein von mir in Milos gefundenem Buch mit dem Titel:
DER ARZT HANS LÖBER
Briefe aus Milos, 1943-1944

Dieser hatte in den Kriegsjahren ein Hospital auch für die einheimische Bevölkerung auf Milos in Plaka begründet. Seine Briefe hatten mich sehr beeindruckt.

Und schon vorgestern war ich dann als „Opfer“ im Hospital zu Plaka. So schnell geht es – und es ging so:

Bist Du in Milos, so ist der Ausflug nach Kleftiko immer ein lohneswertes Ziel.

Am Morgen nach meinem Post ging es per kleinem Schiff zum Ausflug nach Kleftiko. Wir hatten nach unserem Erleben von Griechenland diesmal ziemlich schlechtes Wetter – und sehr starken Wind. So war die Fahrt heftig – wahrscheinlich die heftigste Seefahrt meines Lebens. Auf der Hinfahrt nach Kleftiko ging alles gut. Nach einem schönen und längeren Aufenthalt in der stillen Bucht dort ging es am Nachmittag zurück nach Adamas, dem Haupthafen in Milos.

Die See schien auf dem Rückweg ein klein wenig ruhiger. Dafür fuhr das kleine Schiff jetzt gegen den von der Seite kommenden Wind. Da wir mittags doch einiges getrunken hatte, riskierte ich den Weg zur Toilette im Bug des Bootes. Die Bewegung des Schiffes hatte ich völlig unterschätzt – und so kam es wie es kommen musste, der Seegang liess mich ziemlich heftig im Boot stürzen. Wie man sagt: „Leichtsinn kommt vor dem Fall.“

Dabei verletzte ich mich an der linken Hand, die Kapsel des Ringfingers war wohl ziemlich beschädigt und schwoll heftig an. Eigentlich ist das kein großes Problem – desgleichen ist mir schon öfters passiert und meistens mit nur wenig bleibenden Schäden dann wieder geheilt.

Allerdings trage oder besser trug ich an diesem Finger meinen Ehering. Der ist mir im Laufe der Jahre eh ein wenig eng geworden, so dass er auch bei gesundem Finger nicht mehr abging. Am Abend wurde der Finger dann immer dicker und trotz eines köstlichen Abendessens bekam ich es dann doch mit der Angst zu tun, weil der Ring tief einschnitt.

Jetzt war nicht weit weg von unserem Restaurant ein Goldschmied, bei dem ich Hilfe suchte. Die Chefin dort bemühte sich redlich, mit einer Zange meinen Ring auf zu knipsen, hatte aber keine Chance. Gleich kamen dann noch mehr Griechen dazu und wollten mir helfen. Weil der Finger ein wenig übel aus sah, mussten die meisten Damen ihren Blick mehr oder weniger entsetzt abwenden.

Da die Runde nicht so erfolgreich war, wurde ich dringend ermahnt ins Hospital zu gehen! Ich war skeptisch, war es doch schon deutlich nach 22:00 Uhr. Die fürsorglichen Griechen beruhigten mich aber. Mit dem Taxi wären es nur 5 Minuten nach Plaka, der Arzt dort wäre sehr nett und würde mein Problem ganz schnell lösen.

Da ich irgendwie keinen anderen Ausweg sah, handelte ich wie mir empfohlen und fast befohlen. Ein Taxifahrer brachte mich mit viel Anteilnahme zum Hospital und wartete dort auf mich. Ich wurde von einer freundlichen Krankenschwester empfangen und in zwei Minuten war der Arzt da.

Er war mir schon auf dem ersten Blick hoch sympathisch. Sein fachmännisches Urteil war, dass man den Ring unbedingt öffnen sollte, er machte sich an die Arbeit und nach zwei weiteren Minuten war das Problem gelöst. Dann wurde der Finger noch untersucht und „getaped“ und ich wurde wieder entlassen.

Wie immer in Griechenland war die Gesundheitsvorsorge frei. Da ich gerade das Buch „Der Arzt Hans Löber“ gelesen hatte, das ja in Plaka geschrieben wurde, wollte ich eine kleine Spende machen. Ich erwähnte das Buch meinem Arzt – und er war so erfreut, dass ich dieses Buch kenne, dass er mir gleich ein weiteres schenken wollte. Nur mit großer Mühe gelangt es mir meine Spende los zu werden.

Ich bekam dann das Buch mit einer persönlichen Widmung meines behandelnden Arztes.

Genau so habe ich es Griechenland oft erlebt. Die Menschen sind immer außergewöhnlich freundlich und hilfsbereit. Es gibt Krankenhäuser, die zumindest für die Grundbedürfnisse freie Heilvorsorge anbieten und sich explizit keine Bezahlung erwünschen, weil Helfen sozusagen Ehrensache ist. So war das vor 20 Jahren und ist es Gott sei Dank auch noch heute.

Wie ich aus dem Hospital von Plaka wieder unten in Adamas zurück war, habe ich mich bei allen Menschen, die versucht hatten mir zu helfen, noch mal ganz sehr bedankt. Und alle haben sich so herzhaft und ehrlich mit mir gefreut, dass alles so gut geendet ist. Das habe ich sehr genossen,

Griechenland ist ein besonderes Land. Leider habe das viele Menschen in der EU und in der Administration der BRD nicht begriffen.

Am Tag nach meinem Unfall in Milos wieder gut gelaunt am Strand von Paliochori; am Abend ging es dann weiter mit dem Schiff nach Paros.

Wenn ich daran denke, mir wäre Ähnliches in München passiert. Zum Beispiel im Krankenhaus in Neuperlach hätte das bedeutet: Einen unfreundlichen Empfang, eine längere Wartezeit, eine ausführliche Diagnose (wahrscheinlich inklusive Röntgen und ähnlichem Schnickschnack) und eine Behandlung, die keiner braucht. Und natürlich eine beachtliche Rechnung für unser Gesundheitswesen.

RMD

2 Antworten

  1. I have only good experience of Neuperlach hospital. My broken left kneecap was screwed together so well that it has been at least as good as my right knee.
    I had investigation of heart rythm problems, which gave a much clearer diagnosis than two visits to posh clinics in the Center of Munich.

  2. Jetzt könnte ich eine lange Liste von schlechten Erfahrungen dem entgegen setzen. Besonders bei meinen Kindern und meiner Mutter. Lange Wartezeiten, Fehlbehandlungen, die Aufforderung zur sofortigen Operation mit großem Nachdruck … usw. Aber die Zeit ist zu schade dafür.
    Und: Auch wenn eine Diagnose plausibler erscheint muss sie noch lange nicht stimmen. Meine linke Kniescheibe war auch mal gebrochen und ist ohne Operation wieder wunderbar zusammen gewachsen.

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