Unternehmertagebuch #121 – Kochrezept für Unternehmens-Gründer

AGIL und trotzdem LEAN auf der MS EUROPA – schon ein wenig her.

Ganz so einfach ist es nicht, denn für Gründungen gibt es keine Patentrezepte. Aber es gibt Kriterien, an denen man sich orientieren kann. Dazu hier ein paar Gedanken, besonders zum von Banken und Investoren wie auch im Wettbewerb erwarteten Businessplan. An was man beim Schreiben desselbigen denken sollte.

Der Text basiert auf meinen Erfahrungen, die ich bei eigenen Gründungen gemacht habe aber auch auf dem, was ich als Juror bei Business-Plan-Wettbewerben und aus dem mal mehr und mal weniger intensiven Dialog mit Start-Ups unterschiedlichster Art gelernt habe.

Ich empfehle ein Vorgehen in drei Schritten. Viele Gründer gehen in der falschen Reihenfolge vor und denken zuerst Mal zum Beispiel über die Rechtsform des Unternehmens nach. Was am Anfang aber eine untergeordnete Rolle spielt. Wichtiger ist, wie man es schafft, rechtzeitig „die nötigen Rechnungen“ zu schreiben.


Notwendige Voraussetzungen für eine Gründung sind:

  • Das Team,
    Ich meine dass man mindesten zu zweit starten sollte und drei Partner die beste Anzahl für eine Gründung ist.
  • Die Idee,
    ohne diese (oder noch besser) mehreren davon macht eine Gründung eh keinen Sinn
    und
  • Eine tolle Story,
    die das Ganze stützt und leben darf.

Zur Story gehören auch ein (Arbeits-)Name und (Vorab-)Logo des zu gründenden Unternehmens bzw. zu startenden Projektes. Team und Idee sind Teil der Story.

In die Story gehört auch die Beschreibung der besonderen Kompetenzen, die die Gründer auszeichnen. Die Gründer müssen erzählen können, wo sie sich wirklich spitzenhaft auskennen und wen sie in diesem Umfeld so kennen. Ein paar gute Freunde (oder Bekannte) sollten es schon sein, die man als Kunde, Partner oder wie auch sonst als Unterstützer bezeichnen kann. Wenn es da sogar schon ein kleines Netzwerk gibt, das den Gründern beim Erreichen ihrer Ziele hilft, um so besser.

So sollte die Story auch das „gestern, heute, morgen“ und das „was, wie, warum, wieso, weshalb“ gerne auch ein wenig narrativ beleuchten.

Es geht also darum, mit und in der „Story“ klar zu machen, warum das ganze erfolgreich sein wird. Erst wenn die „Story“ rund ist und Zuhörer überzeugt, macht es Sinn, mit dem Business Plan zu beginnen, dessen Quelle zum Teil die „Story“ sein wird. Anders funktioniert es nicht. 

Hier liste ich mal die üblichen Kriterien auf, die ein guter Business Plan erfüllen sollte und in welchen Schritten dieser angegangen werden könnte. Und warum die Reihenfolge dabei wichtig ist.

So sollte ein Business Plan nach meiner Empfehlung in (drei) Stufen entwickelt werden. Die folgenden Punkte können den Gründern helfen, ihr Tun zu ordnen. So wie sie dem Juror und/oder Investor helfen, den Inhalt des Plans zu verstehen und seine Qualität zu erfahren. Und so die Erfolgschancen ein wenig besser einzugrenzen.

Diese Kriterien helfen aber auch dem Gründer, quasi im „Selbstcheck“ seine Idee und seinen Plan auf Schwachpunkte zu überprüfen. Und auch dabei, sich die besonderen Stärken seiner Idee und seines Plans bewusst zu machen, die ihm ja selber oft nur intuitiv klar sind. Er muss sie aber formulieren können!

Das von mir beschriebene Vorgehen ist ziemlich ausgereift und hilft Klarheit über das beschriebene Geschäftsmodells zu erlangen und die Wahrscheinlichkeit für das Gelingen des Vorgehens zu erhöhen.

Freilich entbindet es die Gründer nicht,das Geschäftsmodell dann sehr „agil“, „schlank“ und pragmatisch zu implementieren und rasch die konkreten Erfolge zu suchen.

Das heißt:
Trotz gründlichem Nachdenkens muss das Vorgehen bei einer jeden Gründung schlank (lean) sein und das „Ausprobieren“ einen hohen Stellenwert haben.

Jetzt aber zum „Business Plan“ und seinen drei Stufen:

Der Businessplan sollte in der ersten Stufe enthalten:

Eine präzise Zusammenfassung, die die Attraktivität der Geschäftsidee und ihre relevanten Aspekte klar vermittelt.

Die verständliche Beschreibung des erwarteten Kundennutzen und die Differenzierung im Wettbewerb der geplanten Produkt/Dienstleistung.

Die Bewertung des vorhandenen Marktes und Wettbewerbs muss im Businessplan absolut nachvollziehbar sein.

Die Maßnahmen, die für erfolgreiches Marketing und Vertrieb zwingend erforderlich sind, müssen konkret beschrieben sein. Prinzipien wie
aida = attention, interest, desire, action (Marketing)
oder
4 ps = product, price, place, promotion (Produkt-/Dienstleistungsangebot)

sind hilfreich.

Die geplante Geschäftssystematik und die vorgesehene Organisation (Aufbau und Ablauf) muss in ausreichender Tiefe beschrieben sein und einleuchten.

Chancen und Risiken gibt es immer. Eine gründliche Untersuchung und Bewertung muss dazu vorhanden sein.

Auch die erste Stufe eines solchen Geschäftsplan sollte einen ordentlichen Gesamteindruck machen – aber auch die Kompetenz und Leidenschaft der Gründer transportieren. Dieses Dokument darf aber kein theoretisches Werk sein – es sollte auf Gewissheiten verzichten, mit Zahlen eher sparsam sein, und Raum fürs Ausprobieren von Ideen schaffen.

Wenn all das gelingt ist, ist viel erreicht.

Erst für die zweite Stufe sind erforderlich:

Die Kaufmännische Planung und die Beschreibung von „operativen Maßnahmen„. Beides macht erst Sinn, wenn die erste Stufe zufriedenstellen abgeschlossen ist. Das gleiche gilt für die konkrete Organisation, sprich den Aufbau des geplanten Unternehmens und die Vorstellung über den Ablauf der Prozesse des Unternehmens.

Erst in der dritten Stufe sind dann relevant:

Erst wenn die Ergebnisse von Stufe 1 und 2 klar sind, sollten die Gründer sich Gedanken über die Rechtsform und die Satzung des zu gründenden Unternehmens machen. Das ist meistens ein triviales Thema und aus Sicht eines echten Unternehmer eigentlich nicht so wichtig. Ziemlich wichtig sind jetzt aber die konkreten Finanzpläne sowohl zur Start-Kapitalisierung und für die konkrete Finanzierung. Wobei diese eher den Charakter einer Simulation haben, die die Frage beantwortet, unter welchen Bedingungen / Annahmen ein erfolgreiche Start möglich ist und nicht und kein „planwirtschaftliches Papier“ sein darf.

Übrigens: Der berühmte „Pitch“ ist dann nur der Extrakt aus „Story“ „Business Plan“ – dies so kurz und einfach wie möglich.


So würde ich allen Gründern empfehlen, die schon einen Businessplan geschrieben haben, diesen auf diese Kriterien mal hin zu prüfen. Und meine, dass es da in vielen Fällen einigen Verbesserungsbedarf geben dürfte. Und denen die gründen wollen, entweder auf einen Businessplan ganz zu verzichten und auf ihren „gesunden Menschenverstand“ zu verlassen – oder wenn es die Umstände erfordern, bei der Erstellung des Dokuments meine Stufen und Kriterien zu bedenken.

RMD

P.S.
Alle Artikel meines Unternehmertagebuchs findet man in der Drehscheibe!

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