Was sind Unternehmer, Manager und Führungskräfte wirklich? Diese zentrale Frage kommt mir immer wieder, wenn ich mein Unternehmertagebuch schreibe.
Aktuell frage ich mich: Ist ein Unternehmer eher ein Hobbygärtner, der einen Garten bestellt oder ist er mehr ein Modelleisenbahner, der jedes Jahr an einer Anlage weiter baut?
Der Modelleisenbahner
Der Modelleisenbahner plant seine Anlage präzise. Er legt fest, ob es eine Winter- oder eine Sommerlandschaft wird.
Dann macht er seine Gleispläne, legt die Epoche für die Züge und Städte fest. Er sucht sich die richtige Spur aus, die zu seinem Keller passt.
Er prüft die Systeme und entscheidet sich für die Art der Steuerung.
Wird er mit echter Oberleitung fahren, diese nur imitieren oder gar ganz auf E-Loks verzichten? Baut er auch Straßen mit Modellautos? Soll in der Stadt eine Straßenbahn fahren und auf den Berg eine Seilbahn gehen? Welche Beleuchtung wird installiert?
Er überlegt sich, ob er die Anlage selbst aus Holz schreinert oder ein fertiges Panorama als Basis verwendet.
So müssen viele Fragen geklärt sein. Dann steht der Plan und er geht ins Modelleisenbahngeschäft (oder ins Internet) und kauft ein. Wenn er kein Geld hat, muss er vorher noch zur Bank, einen Kredit aufnehmen.
Und dann werkelt er sein Leben lang in seinem Keller. Und folgt seinem „Big Picture“, das sich auch gelegentlich verändert.
Die Anlage wächst und entwickelt sich. Wenn er Glück hat, fahren auch bald die ersten Züge. Es wird immer weiter gebaut, fertig wird die Anlage nie. Und wenn er stirbt, dann wird sie fast immer abgewrackt.
Der Hobbygärtner
Der Hobbygärtner hat ein Stück Boden zur Verfügung. Vielleicht gehört es ihm, vielleicht hat er es gepachtet.
Dort legt er seinen Garten an, kreiert Wege und häufelt die Beete an. Er baut sich ein kleines Gartenhaus und besorgt sich Spaten, Rechen und mehr Werkzeug.
Im Lauf der Zeit investiert er in ein Gewächshaus. Er baut Gerüste für die Stangenbohnen und einen Zaun für die Erbsen. Er düngt die Beete und hält das Unkraut in Grenzen.
Die Salatpflanzen kauft er schon fertig auf dem Markt oder züchtet sie im Frühling auf dem Fensterbrett und setzt sie zum richtigen Zeitpunkt in den Garten ein.
Er probiert aus, welches Gemüse und welche Früchte bei ihm an besten gedeihen. Er bildet sich laufend weiter, trifft sich mit anderen Gärtnern. Schritt für Schritt verbessert er die Rahmenbedingungen und erhöht seine Erträge.
Der Garten des Gärtners wird nie fertig. Er lebt. Wenn der Gärtner stirbt, kommt die Natur und der Garten verwildert. Es sei denn, es finden sich neue Gärtner.
Ab und zu wird die Kleingartenanlage in ein Einkaufszentrum umgewandelt und der Gärtner muss sein Reich verlassen.
Ich meine, zum Unternehmertum passt eher das Bild des Hobbygärtners als das des Modelleisenbahners. Vielleicht 66 % Hobbygärtner und 33 % Modelleisenbahner.
Und hoffe, dass meine bildlichen Vergleiche nicht in die Irre führen. Irgendwo ist am Schluss immer noch das Geschäft notwendig, und ganz gleich wie man es macht, ohne Geschäft geht nichts.
Meine Beispiele sollen nur Dinge bildlich klarmachen. Als Basis für eine Diskussion sind sie nicht gedacht und wohl auch ungeeignet.
RMD
P.S.
Alle Artikel meines Unternehmertagebuches findet man in der Drehscheibe.
P.S.2
Für alle Eisenbahnfreunde hier ein wunderschönes Video mit toller Musik (Locomotive Breath Jethro Tull):
Eine Antwort
Ein schönes Gleichnis !