Unternehmertagebuch #63 – Die Skills des „Führenden“

Über welche Qualitäten sollte ein Unternehmer oder Manager verfügen, damit er einen guten Job machen kann? Was ist nötig, dass er ein „guter Führender“ sein kann? Welche Fähigkeiten und welches Wissen benötigt er? Welche menschlichen Eigenschaften sind wichtig?

In unserer Mentorenbeziehung haben Jakob Lutz von unternehmerTUM und ich gemeinsam dieses nach meiner Meinung absolut schwierige Thema bearbeitet. Hier unsere Erkenntnisse:

  • Fachliche Kompetenz
    Oft wird gesagt, dass ein Top Manager ein Unternehmen jeder beliebigen Branche leiten kann. Oder ein herausragender Projektleiter (project manager) jedes Projekt.
    Das glauben wir nicht. Zwar können sehr begabte Menschen sich sicherlich rasch in jedes neue Fachgebiet einarbeiten. Aber woher soll die fachliche Erfahrung kommen? Gerade bei (erfolgreichen) Gründerunternehmen ist es unvorstellbar, dass der Gründer fachlich vom Geschäft „seines“ Unternehmens nichts versteht.
  • Betriebswirtschaftliche Kompetenz
    Ohne Zahlen geht es nicht …
  • Kenntnis der Innenwelt des Unternehmens
    Den Einstieg von außen in ein völlig fremdes Unternehmen halten wir für problematisch. Gerade bei sehr großen Unternehmen. Man braucht Jahre, um halbwegs zu verstehen, wie ein großer Konzern tickt.
  • Kenntnis der Umwelt des Unternehmens
    Die Branche und ihre Märkte sollte man genauso kennen wie die Positionierung des Unternehmens, die Konkurrenten und die Trends. Das ist alles andere als ein triviales Thema.
  • Die „Skills“:
    Wir meinen, dass einer „guten Führungskraft“ folgende Eigenschaften und Fähigkeiten gut anstehen würden:
    • Weisheit und Lebenswissen (Erfahrung) verbinden.
    • Zivilcourage und Bereitschaft zum konstruktiven Ungehorsam aufbringen.
    • Über Realitätsnähe verfügen – keine groben Wahrnehmungsstörungen haben.
    • Zuhören können und wollen!
    • Ein stabiles Wertesystem entwickelt haben.
    • In der Lage sein, sittlich verantwortete Entscheidungen zu fällen.
    • Über Empathie verfügen.
    • Das richtige Maß an Extrovertiertheit besitzen.
    • Die Kommunikation beherrschen.
      In Wort und Schrift. Das erscheint mir heute oft ein großes Problem.
    • Geschichten spannend erzählen und vortragen.
    • Charisma ausstrahlen.
    • Über die richtige Mischung zwischen modern und konservativ verfügen.
    • Innovation und Kontinuität verkörpern.
    • Delegieren können (Übertragen, loslassen, abgeben).
    • Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden können.
    • Fremdsprachen beherrschen.
      Wahrscheinlich genügt oft englisch. Bei nur regionalem Geschäft wird auch das vielleicht nicht notwendig sein. Andererseits kann man sich Situationen vorstellen, wo regionale Sprachkenntnisse wertvoll sind.
  • Gesetzestreue
    Die wird oft vergessen. Ein Beispiel: In der Regel ist es gut für ein Unternehmen, wenn es sogar sinnlose Gesetz befolgt, auch dann wenn Verstöße dagegen nicht verfolgt und sanktioniert werden (Veröffentlichungspflichten, Datenschutz, Pfandsystem …).

🙂 Ab und zu gibt es beim letzten Punkt einen Konflikt mit Zivilcourage & konstruktivem Ungehorsam. Trotzdem ist auch die Gesetzestreue ein Wert.

Soweit der Stand unserer Arbeit. Aber es geht weiter. Denn:

Wenn ich das alles bis hierher noch mal durch lese, wird mir ganz schwindelig. Das ist sehr idealtypisch und wird so von keinem Führenden erreicht werden. Auch wenn er noch so hart an sich arbeitet, um seine vorhandenen Stärken voran zu bringen und seine Schwächen soweit möglich zu kompensieren.

Aber vielleicht sind die bisher genannten Sachen gar nicht so relevant! Und es reicht aus, wenn der „Führende“ über alle diese Qualitäten eine (gute oder befriedigende) „Querschnittsnote“ bekommt. Die lange Liste enthält doch nur „nützliche bis notwendige“ Bedingungen! Alles richtig und wichtig! Aber reicht das aus?

🙂 Klar wäre es schön, wenn ein paar „Sehr gut“ und nicht zu viele „Mangelhaft“ dabei wären. Aber auch da kenne ich gute „Führende“, denen man in der einen oder anderen Disziplin eine glatte „Sechs“ geben müsste.

Es gibt aber noch etwas anderes, dass eine Führungskraft wirklich braucht. Ich nenne es mal

Empathie & „Psychische Stärke“

An dieser Formulierung müssen wir sicher noch feilen. Aber das ist ein „MUSS“. Vielleicht gewinnen wir so sogar eine hinreichende Bedingung so in etwa wie:

Genau dann, wenn ein Mensch über Empathie, Menschenfreundlichkeit & „Psychische Stärke“ verfügt, hat er die besten Voraussetzungen um eine gute Führungskraft zu sein!
Unter Menschenfreundlichkeit verstehe ich das Gegenteil von (Menschen-)Feindseligkeit.

Wie erwirbt man das aber jetzt? Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, selbst das kann man schaffen. Vielleicht muss man nur versuchen, sein eigenes Maß an Feindseligkeit (das ein jeder hat) zu reduzieren und gleichzeitig frei und unabhängig zu werden. Frei im Sinne von „willens und in der Lage sein, das eigene Leben auch eigenverantwortlich zu führen„.

Aber wir dürfen die Ansprüche nicht zu hoch setzen! Auch wenn mancher von uns idealtypisch gerne so wäre, dürfen wir nicht vergessen, dass wir halt alle immer nur Menschen sind. Mit ihren individuellen und liebenswerten Stärken und Schwächen. Und das ist gut so. Denn:

Übermenschen gibt es wohl nur in Legenden oder sie kommen nur alle paar Tausend Jahre vor.

RMD

P.S.
Alle Artikel meines Unternehmertagebuchs findet man in der Drehscheibe!

2 Antworten

  1. Dear Roland, how do you explain your success as a businessman? Do you have one or two of the above described abilities, or do you have some others that are not in the list?

  2. Hi Chris, ich weiß es nicht. Aber das tut nichts zu Sache.

    Eigentlich geht es in dem Artikel um nützliche, notwendige und hinreichende Bedingungen und Führung.

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