Unternehmertagebuch #8 – Das ethische Unternehmen – Ausblick

Schöner BlickErfolg und Ethik stehen auch bei Unternehmen nicht im Widerspruch. Diese These möchte ich in den nächsten Tagen diskutieren und belegen.

Dabei wäre es falsch, die Frage zu stellen, ob ein Unternehmen „ethisch gut ist“.

Es geht vielmehr darum, ob das Leben in den Unternehmen und die Folgen des Handelns der Unternehmen und ihrer Vertreter „ethischen Maßstäben“ genügen.

Die ungeheure Dynamik, die auf unser Leben und alle soziale Systeme heute einwirkt, betrifft auch die sozio-ökonomischen Systeme genannt „Unternehmen“. So unterliegt auch die Bewertung der „Ethik“ einer permanenten Veränderung.

Ethik ist nichts „Schwarz-Weißes“ ist. Es gibt selten ein einfaches „wahr“ und „falsch“. Die Bewertung der ethischen Dimension von Handlungen ist sehr facettenreich. Trefflich kann man dialektisch streiten, ob eine Handlung „ethisch“ gut ist.

Ethisches Handeln im Unternehmen ist schwierig. Unternehmer und Manager müssen Mehrzielentscheidungen in einem sehr komplexen Umfeld oft unter Zeitdruck treffen, die einer sittlich verantworteten Güterabwägung genügen sollen. Dies ist manchmal alles andere als einfach.

Erschwert wird die „ethische Bewertung von unternehmerischen Handlungen“ auch, da wir in einer Zeit von schneller Veränderung leben. So können Entscheidungen gestern noch ethisch richtig gewesen sein, die heute als falsch und morgen vielleicht sogar als kriminell bewertet werden müssen.

SchönerBlickIISo glaube ich nicht, dass es genügt und gelingt, eine allgemeine „hinreichende Bedingung“ zu finden, an der gemessen werden kann, ob ein Unternehmen ethisch handelt oder nicht.

Deshalb werde ich eine Reihe von „notwendigen Bedingungen“ beschreiben, die ein Unternehmen erfüllen muss, um dem Anspruch eines „ethischen Unternehmens“ genügen zu können. Zu jedem der folgenden genannten Punkte werde ich ab jetzt einen eigenen Artikel in meinem Unternehmertagebuch schreiben:

– Mission und Leitbild (Sinngebung eines Unternehmens)
– Umgang mit Gewinnen
– Hergestellte und angebotene Produkte und Dienstleistungen

– Mitarbeiter
– Kunden
– Lieferanten
– Unternehmenskultur
– Führungskultur
– Kultur von Entscheidungen

– Umgang mit Ressourcen
– Verhältnis zu allen weiteren Stakeholdern

und
– Einhalten trivialer Gebote

Jeder (hoffentlich) kurze Artikel dieser kleinen Serie wird als Inhalt haben: Nur dann, wenn ein Unternehmen dem formulierten Anspruch zum jeweiligen Thema genügt, kann es ein „ethisches Unternehmen sein“.

Schöner Blick III

Das zurzeit so hoch gepuschte Thema „Compliance“ wird nur unter „Einhalten trivialer Gebote“ vorkommen, es hat bei weitem nicht die Relevanz, die es zurzeit zu haben scheint.

Die Summe all dieser notwendigen Bedingungen soll die Vision eines zwar idealtypischen „ethischen Unternehmens“ entstehen lassen, das aber trotz seiner ethischen Qualität (oder vielleicht sogar bedingt dadurch) am Markt sehr erfolgreich sein kann.

Und sicher gibt es noch eine Reihe von weiteren notwendigen und nützlichen Bedingungen, die ich vergessen werde. Ich freue mich schon jetzt auf Ergänzungen und Rückmeldungen.

Aber jetzt muss ich erstmal die nächsten Tage schreiben – jeden Tag mindestens ein Thema, sonst reicht der Urlaub nicht! Und danke fürs Lesen.

RMD

Die Bilder sind dreimal schöner Ausblick von der gestrigen Radtour vom Zeltplatz nach Aeropoli, dann nach Kontronas und zurück zum Wigwam (53 km, gut 1000 Höhenmeter).

3 Antworten

  1. Moin moin,
    ich habe jetzt im Blog einige Male gelesen, dass Sie der Compliance wenig Bedeutung beimessen. Zu der Wirksamkeit von solchen Institutionen in der Praxis weiß ich nichts zu sagen, ich möchte aber anmerken, dass sie insbeonsdere in den USA durchaus wichtig sind.
    Dort kann, im Gegensatz zu Deutschland, Strafrecht auf ganze Unternehmen angewandt werden, dem Unternehmen ist jedoch, ebenfalls im Gegensatz zur Situation in Deutschland, eine Exkulpation möglich, wenn sie effiziente Compliance-Einrichtungen nachweisen können.
    Die Compliance dient dann weniger einer ethisch richtigen Unternehmensführung als viel mehr dem Risikomanagement.

    In Deutschland ist Compliance aufgrund der anderen rechtlichen Lage wohl tatsächlich von untergeordneter Bedeutung, wenn die Tendenz, Strafrecht auf Unternehmen anzuwenden, jedoch auch hier zunimmt, könnte sich das ändern.

    Von daher kann ich Ihrer Einschätzung bezüglich der Compliance nur auf die deutsche Situation bezogen zustimmen. Hier wüsste ich aber auch spontan kein Unternehmen, das z.B. einen Chief Compliance Officer hat, während das in den USA durchaus üblich ist.

  2. Hallo, jetzt fühle ich mich missverstanden.

    Ich messe der Compliance nicht wenig Bedeutung bei, sondern ich halte es für selbstverständlich, dass man sich nicht kaufen lässt und auch selbst nicht versucht, das „Nichtkäufliche“ zu kaufen.

    Nur die überregulierten Maßnahmen, die zurzeit stattfinden, und nach meinem Eindruck nur scheinbar eine neue Korrektheit erzeugen, während der Unterschleif auf anderen Ebenen immer neue Dimensionen annimmt, finde ich verlogen – eine typische Variante von neuer Unredlichkeit.

    Roland

  3. Moin moin,
    Sorry, da hatte ich sie tatsächlich missverstanden.

    Wie gesagt, die Compliance-Progamme jenseits des Atlantiks (und ich nehme an, dass auch die deutschen Compliance-Programme von dort kommen, die USA sind uns in Sachen Compliance und expliziter Unternehmensethik vorraus) haben auch oftmals nicht wirklich das Ziel, zu ethisch korrektem Verhalten zu führen, sondern Strafen abzuwenden.

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