Heimreise – 1. Teil (Mittwoch auf Donnerstag 27./28. März)
Ein wenig froh bin ich schon, dass wir wieder heil in Civitavecchio angekommen sind. Zwar war die See selten ruhig und die Überfahrt verlief sehr angenehm.
Wir sind aber auf der Clodia mit Heimathafen Cagliari von der Schiffslinie tirrenia gefahren, und das war ein heißes Teil.
Früher hätte man so etwas einen „Seelenverkäufer“ genannt. Der Zustand von Teilen des Schiffs und auch der Rettungsboote war schon bemerkenswert.
So eine Mittelmeerfähre besteht im Prinzip neben der Technik (Tank und Ballasttanks, Maschine und Technik) aus zwei Teilen.
Die unteren Decks sind ein riesengroßes Parkhaus, in das unheimlich viele Lkw und Pkw reingehen. Die oberen Decks stellen ein großes Hotel dar, ein Deck besteht überwiegend aus Aufenthaltsräumen, einem „Schlafraum“ mit Pullmansitzen, Bars, Kartenraum, Spielkasino und mehreren Restaurants.
So ein Schiff ist in der Regel für 1.000 bis mehr als 2.000 Menschen und bis zu 1.000 oder mehr Pkws zugelassen. Unsere Clodia ist wohl eines der ganz großen Fährschiffe im Mittelmeer. Allerdings leer. Viel mehr als 100 Menschen sind nach meiner Schätzung heute nicht an Bord.
Dementsprechend sind auch ganze Bereiche des Schiffs menschenleer und auch in den restlichen Bereichen verlieren sich die Fahrgäste. Selbst im üblicherweise auf Fähren sehr beliebten Selbstbedienungsrestaurant herscht gähnende Leere, nur ganz wenig Menschen sitzen an ein paar Tischen am Rande des großen Speisesaals.
Das ist so, obwohl unser Fähre mit einer zweiten Verbindung zusammengelegt wurde und wir deshalb heute Nacht zusätzlich Arbatax anlaufen und so in Civitavecchio eine knappe Stunde nach Plan ankommen.
Die meiste „Schiffs-Hardware“, die wir in den Häfen Sardiniens gesehen haben – und besonders die für Fähr- und Passagierverbindungen auch zwischen den kleinen Inseln – schien übrigens ziemlich alt und in keinem guten Zustand zu sein.
Und das mitten in Europa, in einem der reichen Teile der Welt, der EU. Eigentlich würde man so ein Schiff eher in Afrika beheimaten.
Es ist ähnlich wie bei den Zügen des Regionalverkehrs, die wir in Italien genutzt haben. Sogar die modern aussehenden sind mehr als 15 Jahre alt und oft in einem miserablen Zustand. Die Mehrheit der älteren Züge sieht dann noch schlimmer aus. Irgendwie schwer vorstellbar, wie diese ganze Infrastruktur jeweils wieder auf ein vernünftiges Niveau gebracht werden kann.
Mir scheint, dass das Zeitalter der „sinnfreien Mobilität“ (in Anlehnung an eine Aussage von Klaus Töpfer zum „sinnfreien Konsum“) langsam zu Ende geht. Daran ändert auch nichts, dass die Ferien immer noch ziemlich „sinnfrei“ Unmengen von glänzenden, schweren und vor Kraft nur so strotzenden Karossen täglich zwischen Festland und Inseln hin- und herbringen.
P.S.
Dafür konnten wir am Abend auf dem Schiff das Spiel Real – Barcelona und die schönen Tore Messis live in der Bar mitverfolgen. Aber auch das an einem für italienische Verhältnisse ungewöhnlich kleinem Fernseher.