Donnerstag, 24. März – BIG ISLAND
KAILUA-KONA heißt die Ortschaft, vor dessen „Goldener Küste“ unser Schiff auf Reede liegt. Die Nacht war besser als die Nächte davor, weil wir im Windschatten der Insel gefahren sind. Nur zwischendurch hatten wir starken Schwell.
So klappt das gut mit dem früh Aufstehen. Wir müssen zum „face check“ – einer US-amerikanischen Spezialität. Gleich nach dem Frühstück haben wir einen Ganztagesausflug zu den Vulkanen vor. Wir haben gelernt, dass ein „Hotspot“ die Hawaiischen Insel geschaffen hat. Und das diese nur Vulkane sind, die von diesem einen Hotspot erzeugt wurde. So liegen die Insel von Hawaii wie eine Perlenkette in Richtung der Verschiebung der pazifischen Platte. Und eine neue Insel erhebt sich schon im Meer und wird so in etwa 20.000 Jahren an der Meeresoberfläche erscheinen.
Wir sind auf der größten der Inseln, auf BIG ISLAND. Es ist eine lange Busfahrt hoch zu den Vulkanen. Wir haben einen Frau als Scout. Sie spricht nahezu perfekt deutsch. Sie ist die Tochter eines Mannes von Hawaii und einer deutschen Frau – aus Bayern. Aber sie ist leidenschaftlich Hawaiianern. Und zwar ganz ursprüngliche. Sie spricht nur von „wir“ und meint damit ihre polynesischen Vorväter und -mütter.
Sie hat vieles zu berichten, Fakten und Geschichten. Sie erzählt vom Tod von James Cook auf dieser Insel und vom großen König von Hawaii, der damals begann, sein Reich über die Insel hinweg aufzubauen.
Von der „kulturellen“ und „religiösen“ Verwandtschaft der alten Hawaiier mit den Indianern. Wie sich beide Gruppen im Bestreben einen, die Natur als ein schätzenswertes Gut zu betrachten. Und nicht nur an das Wohl des Menschen zu denken.
Sie spricht über Kulturen, die neu erwachen und Menschen, die neues Selbstbewusstsein gewinnen. Von jungen Leuten, die wieder die austro-polynesische Sprache ihrer Urgroßeltern lernen, die die Großeltern schon nicht mehr so gut und die Eltern kaum mehr beherrschten.
Sie erzählt uns von Sagen, die von Göttern in Hawaii und seinen Liebespaaren handeln. Erzählt uns von den Missionaren und der eigenartigen Gläubigkeit der Hawaiianer.
Sie berichtet von die Krankheiten, die die weißen „Entdecker“ ins Land gebracht haben. Sie spricht von der sich verändernden Ernährung, weil die Leute sich wieder von der Fettsucht befreien wollen, die mit dem westlichen Einfluss kam.
Sie erzählt uns, dass man von der Lava nichts mitnehmen dürfe. Dann würde man die Göttin des Vulkans erzürnen, die verschiedene Gestalten annehmen würde. Mal eine alte Frau. Dann würde sie wieder als junges Mädchen erscheinen – und gelegentlich als Katze. Und Menschen, die etwas mitnehmen, würden vom Unglück verfolgt. Auf dem Postämtern in Hawaii würden sich die Rücksendungen von gestohlenem Lavagestein zu so stapeln.
Sie berichtet vom Raubbau am Sandelholz kurz nach der Entdeckung der Insel. Innerhalb weniger Jahre war es abgeerntet. Über die Fruchtbarkeit der Insel und was im Lauf der Zeit auf der Insel alles so angebaut wurde. Und wie die landwirtschaftliche Strategie heute ausschaut. Von den leckeren Ananas und dem Zuckerrohr. Und dem verbotenen aber doch relevantem Anbau von Haschisch.
Sie spricht über die wirtschaftliche Entwicklung von und dem Bevölkerungsmischmasch in Hawaii. Vom IronMan, dessen Start nur unweit vom Liegeplatz unseres Schiffes liegt und der Hawaii. Von der Bedeutung des Tourismus und von Honolulu, wo die meisten Menschen wohnen.
Die Busfahrt ist lang und sie vertreibt uns die Zeit. Wir versinken in die besondere Landschaft und in ihre Geschichten. Wir machen ein paar Pausen. Eines bei einem Restaurant, wo es ein 7 USD „all you can eat“ Menü als Mittagessen gibt. Alles andere als begeisternd.
Bei einer Kaffeerösterei wird die Kona-Bohne präsentiert. Die Bohnen sehen gut aus, aber der Kaffee schmeckt grauenhaft. Nicht weil die Bohnen schlecht wären, nein es ist nur die schreckliche nordamerikanische Art und Weise der Kaffeezubereitung. Immerhin sehe ich hier das erste Mal im Leben einen Kaffee, der nur aus ganzen Bohnen besteht.
Das schönste waren natürlich die beiden leider viel zu kurzen Spaziergänge im Naturschutzgebiet rund um die Vulkane Maunz Loa und Maunz Kea. An den Bergen, an denen sich Regen und Sonne trennen.
War wieder ein guter Tag. Ein großes Dankeschön.
RMD
Eine Antwort
Nachtrag: Von der tragischen Insel in Hawaii hat uns unsere Führerin auch erzählt. Eine der unbewohnten Inseln der Hawaii-Kette wurde von US Navy und anderen Teilen der Army über Jahrzehnte für Schießübungen vom Meer und aus der Luft genutzt. Auf dieser Insel muss so gut wie nichts mehr heil gewesen sein, als die Zielübungen vor Größenordnung einem Jahrzehnt eingestellt worden sind.
Jetzt haben sie ein Aktionskomitee gegründet, dass alles vier Wochen ein Wochenende auf dieser Insel verbringt. Sie räumen dort die Geschossreste weg, begleitet von einem Spezialisten, die die nicht explodierten Geschosse wenn möglich entschärft.