So sieht es in einem deutschen Kühlschrank nach dem Besuch in 86850 Aretsried mit Einkauf beim dortigen „Fabrik-Outlet“ von Müller Milch aus. Da kosten diese Produkte auch mal nur noch einen einstelligen Cent-Betrag, deshalb kauft die sparsame Hausfrau so richtig groß ein.
Man muss dort große Gebinde kaufen, immer ein Dutzend oder mehr. Aber diese Easy-to-eat-Produkte sind dank optimaler Werbung auch total beliebt und gehen weg „wie die warmen Semmeln“.
Es sind Meisterwerke der Lebensmittelingenieurskunst, beliebig lang haltbar, kalorienarm und fettfrei. Es gibt sie ganz ohne Zucker und in vielen Geschmacksvarianten. Sie werden großindustriell aus Zutaten wie Milchpulver, Aromastoffen und Süßstoff, wahrscheinlich mit viel Wasser und wenig Milch in der Joghurtfabrik produziert.
Hinterlistige, zwar nicht abhängig aber doch süchtig machende Kombinationen von Geschmacksstoffen zaubern emotionale Produkte. Bunte Bilder, attraktive Farben und „ernährungswissenschaftliche“ Informationen runden die Verführung ab.
Die Verpackung ist unheimlich aufwendig. Es gibt Sorten, da sind die Zutaten in getrennten Fächern im Plastikbecher, vor Verzehr kann man es dann selber mischen. Die Plastikfläschchen haben einen aufwändigem Alu-Verschluss. Der 6er-Pack ist im Pappkarton-Rahmen. Und auf der Palette sind die Stapel dann noch mit durchsichtigem Plastik „eingewrapt“.
Der Renner sind die ganz kleinen Fläschchen mit 125 Gramm Inhalt. Die Aufschrift klingt sehr gesund. Man kann sie auf einen Schluck leeren. Mit Sicherheit ist die Verpackung teurer als der Inhalt. Ein einziges Hoch auf unsere ex-und-hopp-Welt.
Vor gar nicht langer Zeit war das anders. Wie ich ein Kind war, da gab es noch Milchgeschäfte. Die Frischmilch war frisch und kam aus einem Hahn, mit einem langen Hebel wurde die Milch in die Zink-Milchkanne gepumpt. Heute ist alles Tetrapak.
Das Sortiment im Milchladen war sehr klein. Es gab noch Joghurts, ganz Natur, in genormten Pfandflaschen aus Glas (mit 1/4 Liter Inhalt), die mit einem einfachen runden Pappdeckel verschlossen waren. An bestimmten Werktagen gab es Quark und Buttermilch. Ein paar Käsesorten, das war es.
Wenn man im Sommer die Milch im Freien stehen ließ, so wurde sie innerhalb kurzer Zeit zu Dickmilch, die auch lecker schmeckte. Die Joghurts waren total frisch, wurden aber auch schnell schlecht.
Wenn wir einen Fruchtjoghurt wollten, so mussten wir z.B. Himbeeren pflücken (das war früher auch einfacher möglich als heute) und uns das Himbeerjoghurt selbst zu bereiten. Oder die selbst gemachte Erdbeermarmelade zur Veredelung nutzen. Das war köstlich.
Obwohl immer wieder belächelt und immer noch Lust auf Joghurt habend, habe ich es seit ein paar Monaten geschafft:
Joghurts aus Plastikbechern esse ich nicht mehr!
Ich sehe keine andere Chance, mich gegen die beschriebene Entwicklung zu wehren.
RMD