Ein Reisebericht der anderen Art (8).
Sein gestern bin ich wieder in München. Und wieder im Alltag angekommen. Aber ich habe noch so viele schöne Erinnerungen von unserer Reise im Zarengold-Express im Kopf, die ich zumindest zum Teil aufschreiben möchte. Anschließend will ich noch von der Fortsetzung unserer Fahrt im chinesischen Zug berichten und von kleinen aber für mich wichtigen Erlebnissen in China.
Nach Ankunft in Peking hatten wir noch zwei Tage im chinesischen Alltag, die ich intensiv genossen habe. Ein echtes Kontrastprogramm zur sibirischen und mongolischen Welt. Und dann – nach drei Nächten in Peking – hat uns unser gastgebender Sohn noch für vier Tage nach Sanya entführt. Da war wieder alles anders, und auch da gibt es einiges aufzuschreiben. Letzten Freitag war Schluß und der A380-Riese hat uns angenehm und wohlbehalten von Peking nach München gebracht.
Aber jetzt geht es erst noch mal nach Sirbirien.
Irkutsk war einer der Höhepunkte unserer Reise. Dort hatten wir ein besonders ausführliches Programm und haben eine Nacht im Hotel Irkutsk geschlafen. Während dessen der Zug schon mal voraus zum Baikal-See fuhr.
Irkutsk liegt an der Angara, dem einzigen Abfluss des Baikal-See. Dieser See ist ein Superlativ – was Größe und Wasserreichtum angeht. Deswegen wird er von den Einheimischen auch nur als das Meer bezeichnet. Es lohnt sich, den Link zum See nachzulesen.
Neben den obligatorischen Stadtführungen und einer Anfahrt zu einem beliebtem Aussichtspunkt an der Angara hatten wir ein besonderes Erlebnisse. Es war ein Ausflug aufs Land an die Angara, diesmal in Richtung Baikalsee. Dieser wurde mit einem Abendessen bei einer „sibirischen Familie“ verbunden.
Nach einem Wald- und Uferspaziergang wurden wir in eine Art Datscha eingeladen. Die Einladung galt nur für unsere „Gruppe BLAU„, die anderen Gruppen wurden an diesem Abend anders unterhalten.
Zuerst sollten wir ein typisch sibirisches Mahl – von ganz privat gekocht – vorgesetzt bekommen. Anschließend durften wir unseren Gastgebern beliebig Fragen stellen.
Zum Mahl kann ich nicht mehr sagen, als dass es wohlschmeckend war und sehr authentisch geschmeckt hat. Die Fragestunde wurde dann spannend. Die Familie hat sehr ehrlich geantwortet. Eigentlich lebt sie in Ikurtsk, wo auch die Kinder zur Schule gingen. Nur im Sommer weichen sie ab und zu in ihre Datscha aus. Und mit solchen Bewirtungsaktionen wie der unseren würden sie halt ein wenig Geld dazu verdienen, um sich die Datscha leisten zu können.
Die Datscha stand übrigens nicht in der ersten Reihe und war eher bescheiden. Die Häuser in der ersten Reihe am breiten Fluß der Angara mit den schönen Blicken sahen so richtig nach (sehr) reich und (sehr) schön aus. Die haben sicher auch keine zahlenden Gäste eingeladen.
Da es am Abend noch früh war, hat uns der Bus vor dem Bierhaus abgesetzt. Das war ein dem Hofbräuhaus nachempfundener Bierkeller – zentral in Irkutsk gelegen. Dort machten wir einen großen Bogen um das bayerische Importbier und tranken natürlich das lokale Hopfengebräu aus Irkutsk, das im übrigen köstlich schmeckte.
Der Bierkeller war wieder eine andere und sehr westliche Welt von Russland. Da wurden pausenlos heiße Musikvideos an die Wände geworfen, die ein Musiker mit Schlapphut mit seinem Altsaxophon musikalisch aufpeppte. Und im Lokal waren viele aufgebrezelte Russinen, die nicht unbedingt nur auf der Suche nach Bier waren.
Gekrönt wurde der Abend von einem romantischem Spaziergang bei zunehmendem Sichelmond an der einzigartigen Uferpromade der Angara in Irkurtsk zurück ins Hotel.
Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Bus weiter an den Baikalsee zu einer Besichtigung eines Fischer- und Urlaubsdorfes. Auf dem Weg zum See (zirka 70 km) wurde es immer kälter.
Hatten wir am Abend davor noch in Irkutsk eine traumhaft warme Sommernacht, wurde es am See richtig eisig. Der See ist von Dezember bis Mai zugefroren und kühlt die Gegend im Sommer beträchtlich ab. Wie es jedes Jahr in Irkutsk ein paar Wochen hat, wo die Temperatur sich bei Minus 40 Grand einpendelt. Unser guide hat dazu nur gesagt: Das muss man halt überleben, dann wird es wieder besser. Und im Winter ist es am See wärmer.
Auf dem Fischmarkt dort haben wir uns einen geräucherten Fisch als Proviant für die anstehende Schiffsfahrt auf dem Baikal-See erworben. Dann ging es aufs Schiff, es fuhr über den Ausfluß der Angara auf die andere Seite des Baikalsees. Und der Fisch hat prächtig geschmeckt.
Nach einer kleinen Schiffstour auf dem Baikalsee ging es nach Port Baikal, wo unserer Zug im Bahnhof erwartete, um uns auf einer alten Teilstrecke der sibirischen Trasse nach Ulan Ude zu bringen.
RMD