Das Phönix ist das Hallenbad in Ottobrunn, in dem ich die lange Zeit der acht Nicht-Sommer-Monate des Jahres zum Schwimmen gehe.
Ab und zu erlebe ich da Dinge, die mich berühren. So musste ich vor kurzem beim Rasieren das Waschbecken mit einem anderen (noch) älteren Herrn teilen. Er war ganz sympathisch. Das heiße Wasser ließ es jedoch während der aufwendigen Rasierprozedur durchweg laufen.
Immer wenn ich es abstellte, bekam ich von ihm einen Blick mit sanfter Rüge und er hat es wieder angemacht. Bis ich ihm erklärt habe, dass dies genau der Sinn von Einhebelmischbatterien wäre, dass man den Wasserfluss einfach ausschalten kann und dass dies der Umwelt nicht schlecht tun würde. Wir haben uns freundschaftlich getrennt.
Lustig finde ich auch die Typen, die beim Biseln zuerst vorwurfsvoll ins Pissoir schauen, dann Spülen (die Toiletten im unteren Teil des Bades haben noch eine mechanisch zu betätigende Spülung), ihr Geschäft verrichten und dann noch mal Spülen. Habe allerdings noch niemand erklärt, dass das erste Spülen auch eine sinnlose Verschwendung der Ressource Wasser ist.
Auf einer anderen Ebene hat mich letzte Woche (da waren noch die Weihnachtsferien) ein junger Vater mit netter Mutter und zwei wirklich süßen Kindern bewegt. Schon von weitem und „gegen den Wind“ sah man seinem Gesichtsausdruck an, dass er überhaupt keinen Bock hatte, mit seiner Familie ins Hallenbad zu gehen. Ich möchte wetten, in 20 Jahren wird er wehmütig an diese schönen Zeiten zurück denken.
Aber eigentlich wollte ich etwas ganz anderes berichten: Als Radfahrer fühle ich mich immer mehr diskriminiert. Auch im Schwimmbad!
Denn im Phönix gibt es kleine und große Garderobenfächer. Die großen habe ich abgebildet. Natürlich gibt es nur wenig große und viele kleine. Die großen Fächer werden natürlich bevorzugt, zu stark frequentierten Badezeiten sind sie alle belegt.
Als Radfahrer auf dem Weg zur Arbeit kann man sein Gepäck nicht am Fahrrad lassen (das ist übrigens einer der wenigen Nachteile am Radeln, Autofahrer schleppen oft ihren halben Hausrat mit sich mit) Das kleine Fach ist aber für mein Gepäck (Laptoptasche mit Akten, Regenschutz …) und Anzug zu klein, das (seltene) große reicht auch nur knapp.
Bei einem münzgesteuerten System wie im Hachinger Freibad (eine Ein-EURO- oder Zwei-EURO-Münze als Schlüsselpfand) kann ich dann zwei Fächer, notfalls drei nutzen. Und schädige bei meiner kurzen Verweildauer von einer Stunde im Schwimmbad garantiert niemanden.
Im Phönix nimmt sich natürlich jeder zuerst mal ein großes Fach. Wenn dann alle großen besetzt sind muss ich dank dem tollen elektronischen Coin-System alles in ein kleines Fach rein pressen. Das ist mit Fahrradtasche, Anzug, Winterbekleidung, warme Schuhe ohne Schaden für die Kleidung nicht immer möglich. Aber ich habe natürlich nur einen Coin, ein zweiter Coin wäre ein zweiter Eintritt und der kostet sogar im preiswerten Morgentarif vier EURO.
Eigentlich bräuchten Radler eine eigene Gepäckaufbewahrung im Schwimmbad. Wenn ich aber die freundliche Dame an der Kasse bitte, auf meine Fahrradtasche auf zu passen, schaut sie ziemlich verdutzt.
Jede öffentliche Einrichtung ist mit Riesenaufwand „Behinderten gerecht“ angelegt. Aber wieso denkt keiner daran, dass es nicht nur Behinderte und Autofahrer, sondern auch Radler gibt? Oder sind Radler keine gleich berechtigt zu behandelnde Volksgruppe?
Noch bin ich ja als auf dem Weg ins Büro schwimmen gehender Radler ziemlich einsam, aber das könnte sich ja mal ändern. Die „Schwerbehinderten“ kommen ja mit dem Daimler und fahren nach dem Schwimmen wieder nach Hause oder in die Berge … (siehe meinen Artikel dazu).
RMD