Vorlesungsreihe „Innovative Unternehmer“ (TUM am 14. 1. 2010 – Beatrice und Randolf Rodenstock)

Sehr empfehlenswert ist die Vorlesungsreihe „Innovative Unternehmer“ von unternehmerTUM an der TUM München. Sie findet immer donnerstags von 17:30 – 19:00 statt. Das Thema des WS 09/10 war „Führung von wachstumsorientierten Unternehmen.

Der erste externe Referent war Håkan Samuelsson, damals noch der Vorsitzende des Vorstandes von MAN SE.

Referentin und Referent waren diesmal Tochter und Vater, Beatrice und Randolf Rodenstock, das Thema war „Innovative Unternehmensfortführung – Stärken und Schwächen eines Familienunternehmens„.

Das Thema interessierte mich natürlich besonders. Hier mein Bericht:

Den ersten Teil der Veranstaltung bestritt Randolf Rodenstock, geboren 1948. In einem unterhaltsamen und doch beeindruckenden, ab und zu fast intimen Vortrag beschrieb er authentisch seinen Lebensweg. Geboren „mit dem goldenen Löffel“ und schon von Geburt an zum Unternehmensnachfolger bestimmt, teilte er mit uns die Stationen seines Lebens. Die Eltern und Großeltern, sein Studium, die Versuche, der väterlichen Vorgabe zu entkommen, und schließlich der lange Weg über Jahrzehnte vom Juniorchef in einem sehr renommierten Mittelstandsunternehmen hin zur Übernahme der Gesamtverantwortung und letztendlich der Einbeziehung eines externen Investors.

Für mich war besonders die Phase des Umbaus des Unternehmens sehr beeindruckend. Hier der Inhalt in Stichworten:

Schwierige Situationen bedingt durch Markt- und Wettbewerbsverschiebungen, ein schwer zu überblickendes Konglomerat von technologisch führenden aber sich nicht unbedingt ergänzenden Einzelfirmen, die Notwendigkeit eines Strategiewechsels, die Entscheidung zur Konzentration auf ein Geschäftsfeld und die Aufgabe anderer sehr interessanter Themen, die Begleitung durch Beratungsunternehmen wie McKinsey,  die Formung des neuen Unternehmens mit einer ganz neuen Mission (für das Gesicht des Menschen), hohe Investments mit dem Ziel, ein globalen Player zu werden, die unvermeidlichen Rückschläge, die Einbeziehung eines Finanzinvestor, dies alles auch unter Betrachtung des wohl in einem Vater-Sohn-Unternehmens unvermeidlichen und offensichtlich vernünftig gelösten Konflikts, das war eine beeindruckende und nachvollziehbare Unternehmenssaga.

Ein großes Dankeschön für die Offenheit von Herrn Rodenstock

Ab und zu habe ich aus dem Vortrag von Herrn Rodenstock aber auch einiges an alter Welt herausgehört, mit der ich nicht ganz einverstanden bin.

In der neuen Welt hat sich da doch einiges geändert. Mir hat der Vortrag so eine Reihe von Anregungen für mein Unternehmertagebuch gebracht. Als Stichworte für meine neuen Posts seien genannt:

die Globalisierung, „man kann am Tag nur ein Schnitzel essen“ (moralisch vertretbarer Gewinn), die angeblich so nachteiligen Rahmenbedingungen in Deutschland, das immer währende Problem der Kapitalbeschaffung, die Leiden des Unternehmers, „als Unternehmer steht man mit einem Fuß im Gefängnis“, Stärken und Schwächen eines Familienunternehmens …

Nach dem Vortrag ihres Vaters war Beatrice Rodenstock an der Reihe. Genauso authentisch und offen wie ihr Vater beschrieb sie ihren Lebensweg: auch Tochter einer Familie eines Familienunternehmens, die Erwartungshaltungen auf beiden Seiten.

Ihr Leben nach dem Abitur begann mit dem „unvermeidlichen Aufenthalt im Ausland“. Gegen familiäre Erwartung studierte sie ein Fach der Geisteswissenschaft. Sie berichtete von ihren ersten beruflichen Erfahrungen bei einem großen schwäbischen Automobilhersteller und ersten Lehrjahren bei einem Start-Up in München.

Wie dann dieser Start-Up nach mehreren Finanzierungsrunden scheiterte, entschloss sie sich, Unternehmerin zu werden. Und gründete dann sehr wohl überlegt gemeinsam mit 2 Partnern das Unternehmen NaviGet, das überhaupt nichts mit dem bekannten Familienunternehmen zu tun hat.

Besonders spannend war die Vereinbarkeit von Familie und Unternehmen. Und dass das ganz gut funktionieren kann.

Die Veranstaltung ging mit vielen (wie immer) klugen Fragen der Studenten im Publikum und einer spannenden Diskussion zu Ende. Der Besuch hat sich für mich wirklich gelohnt. Drei interessante Vorträge gibt es dieses Semester noch – nichts wie hin  ins TUM-Stammgelände, HS 1100, Arcisstr. 21.

RMD

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