Gestern war ich auf der Wiesn. Die Wiesn hat – wie sicher jeder weiß, das erste Mal vor 200 Jahren stattgefunden. Zur königlichen Hochzeit des bayerischen Kronprinzen Ludwig mit Prinzessin Theres von Sachsen-Hildburghausen wurde auf der dann nach der Braut benannten Theresienwiese ein sogenanntes „Roßrennerts“ veranstaltet.
Aber auch die Wiesen hat nicht jedes Jahr stattgefunden. Wegen Cholera-Epidemien oder Kriegszeiten ist sie immer wieder ausgefallen, so dass dieses Jahr erst die 177. Wiesn gefeiert wird.
Das 200-jährige Jubiläum ist natürlich trotzdem gültig. Und so gibt es dieses Jahres etwas besonderes: Eine historische Wiesn unterstützt vom Stadtmuseum in München.
Und der Besuch der historischen Wiesn lohnt sich wirklich.
Das erste erfreuliche:
So schnell wie auf der historischen Wiesn habe ich noch nie einen Sitzplatz in der warmen Septembersonne gefunden.
Auch das Bier kam ziemlich flott, nur auf das obligate Hendl musste ich ein wenig warten. Das Bier firmiert übrigens nur unter „Münchner Bier“, erst beim Blick hinter die Kulissen habe ich ein leeres Fass das leckeren Gesöffs entdeckt mit der Aufschrift: Hofbräuhaus München.
Auf der Museums-Wiesn sind auch alte Fahrgeschäfte vertreten. Ein wunderbares Holz-Karussell aus dem Jahre 1939. Mit dem muss man unbedingt fahren. Ein Super „Vintage-Gefühl“.
Es ist erstaunlich, was die alte Kiste hergibt. Und da sie laut Ansage der Veranstalterin seit letztem Mittwoch auch Münchner TÜV hat, muss man sich bei höchstem Tempo auch keine Sorgen machen.
Das beste Fahrgeschäft ist eine Weltsensation aus dem Jahre 1960. Da drehen sich die bunten Untertassen doppelt um die eigene Achse.
Und ich erinnere mit, welchen herausragenden Platz dieses aus heutiger Sicht unscheinbar kleine Karussell auf den Volksfesten in den 60iger Jahren eingenommen hatte. Das war damals in der Zeit der Beatles und Rolling Stones das Nonplusultra.
Leider sind die beiden mich begleitenden Damen keines der beiden Karussells mitgefahren. Mit der fadenscheinigen Begründung, dass ihnen auf solch rasanten Fahrten schlecht werden würde. Nicht einmal der irrsinnig niedrige Preis von einem Euro pro Fahrt konnte sie überzeugen.
Dafür haben sie mich ins „Land des Lächelns“ – einem Zerrspiegel-Labyrinth begleitet – und sahen da so richtig lustig aus. Und auch hier war verblüffend zu erleben, mit wie wenig Technik und Aufwand man so viel Lachen und Lächeln generieren kann.
Der Weg ins Museumszelt darf natürlich nicht fehlen. Da gibt es nicht nur die tollen Autoscooter, mit denen wir in unserer Jugend die Mädels angemacht haben. Nein, vom Wiesn-Wohnwagen über interessante Fahrzeugen gibt es vieles aus der Wiesn-Tradition zu sehen. Bei klassischen Wiesn-Abenteuern kann man mitmachen, besonders für Kinder wird hier wirklich viel geboten. Da gibt es auch ein eigenes Streichelzelt mit Pferden und anderen Tieren.
An vielen anderen Attraktionen wie den Pferderennen und -vorführungen konnte ich nicht mehr teilnehmen, weil ich ja auch noch auf die richtige Wiesn musste. Obwohl mich die große Pferderennbahn richtig gereizt hätte.
Auch die exzellenten Veranstaltungen im Herzkasperl-Zelt (das mich natürlich auch wieder wehmütig an Jörg Hube mit seinem Herz-Kasperls Biograffl erinnert hat) entgingen mir.
Bin mir aber sicher, dass es auch in diesem Jahr nicht nur bei einem Wiesn-Besuch bleiben wird.
RMD
P.S.
Ganz vergessen, beim Stand der Stadtwerke München (SWM) gab es so richtig schmackhaftes Münchner Wasser mit einem schönen Glas zum behalten. Das hat dann die zwei Mass wieder ein wenig verdünnt.