Der Rummel um Wikileak klingt mittlerweile ja schon wieder ab. Und auch die von manchen angekündigte Apokalypse aufgrund des Verrates geheimer Dokumente ist ausgeblieben. Aber wir sind ja gewöhnt, dass der angekündigte Weltuntergang ausbleibt.

Trotzdem passiert im Internet nicht nur Wikileak betreffend außergewöhnliches. So macht es Sinn, ein wenig nach zu denken und zu reflektieren, Güter verantwortet abzuwägen und autonom eine eigene Bewertung zu entwickeln. Das habe ich versucht. Und bin trotz mancher Contras zu diesem Ergebnis gekommen:

Ja – es ist gut wenn wir maximale Transparenz schaffen!

Als Begründung für diese Aussage habe ich ein PRO-Argument gefunden, das mehr Gewicht hat als alle meine CONs:

Wir leben in einer Welt, in der sich mächtige Systeme auf vielen Ebenen in einer Art und Weise verselbstständigen, wie es so massiv noch nie der Fall war.

Die großen Konzerne ganz gleich in welcher Branche, ob Energie, Finanz, Lebensmittel, Medien, Pharmazie oder Rohstoffe, agieren rücksichtslos für ihren Nutzen. Tabakkonzerne erwirtschaften schier unglaubliche Margen. Autokonzerne ignorieren die Bedürfnisse der Zukunft und verkaufen Produkte, die alles andere als zeitgemäß sind. Interessengruppen und Lobbyisten dominieren die Märkte und ruinieren Länder, Umwelt und Menschen.

Die Manipulation der Verbraucher durch Industrie, Medien und Gesellschaft hat ein nicht mehr zu rechtfertigendes Ausmaß erreicht. Der ursprüngliche Zweck von wirtschaftlicher Betätigung, nämlich die vorhandenen Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, wurde vom Ziel der Maximierung des „shareholder value“ abgelöst.

So marschiert eine Allianz von Wirtschaft und Politik auf der Suche nach Profit durch die Welt, dies zu Lasten gerade der Mehrheit der Menschen, den Ärmsten.

In den anderen Lebensdimensionen wie z.B. im Sport sieht es nicht besser aus. Die FIFA hat gerade wieder vorgemacht, wie Lobbyismus und wahrscheinlich auch Korruption über Vernunft siegt. Bei den Staaten und deren Regierungen und Administrationen scheint es noch schlimmer zu sein. Man bedenke nur, wie kunstvoll und ungerecht die letzten Kriege eingefädelt und gerechtfertigt worden sind. Oder wie sich Politik und Wirtschaft vernetzt haben. Und Unrechtsstaaten salonfähig gemacht werden. Und die Religionen bleiben auch nicht außen vor, sondern treiben eigenartige Spiele auf dem Rücken ihrer Menschen.

Wir brauchen einen Wandel. Als Menschen und Gesellschaft müssen wir umdenken und unsere gesellschaftliche „basic beliefs“ ändern. Das ist aber nur zu erreichen, wenn wir uns den Tugenden der Aufklärung wieder zu wenden. Und dazu gehört, dass wir wirklich erfahren, was denn tatsächlich auf unserem Planeten so abläuft. Nur mit einem höchstmöglichen Maß an Transparenz können wir dem Gemauschele der Macht hinter verschlossenen Türen begegnen.

RMD

3 Antworten

  1. Very good Roland, but your hang to nostalgia is showing through! Industry did not start with the Bavarian constitution! The first „commercial“ bakers did not set out to benefit mankind, but to feed themselves and their families. The same goes for the first service concerns. Often industry works to the benefit of mankind, but controls have always been needed. A „baker’s dozen“ means 13, and derives from heavy penalties for giving short weight.
    The concept of „basic beliefs“ is also rather dubious. We have a complex assortment of beliefs, rather than a basic set from which others are derived.

  2. Hi Chris, vermute, dass die ersten Bäcker die Mütter oder Väter waren. Und die haben bestimmt für Ihre Gemeinschaft gebacken …

  3. Ich finde Wikileaks eigentlich auch gut, ich frage mich aber, wie es uns nützt?

    Wer von euch verfolgt Wikileaks oder liest auf Wikileaks?

    Public-Private-Partnership-Verträge von 300 Seiten versteht doch kaum jemand. Vermutlich könnte ich es verstehen, aber die Zeit nehme ich mir dafür nicht.

    Also kurz eine Umfrage unter kritischen Lesern: Nutzt hier jemand Wikileaks direkt?
    Oder gehen Infos von Wikileaks nur über die Presse an die Öffentlichkeit?

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