Im letzten Artikel zu Wikileak habe ich meinen Eindruck wiedergegeben, dass die Welt immer mehr von Systemen beherrscht wird, die das ausschließliche Ziel haben, sich selbst um jeden Preis zu erhalten und die eigene Macht zu mehren. Manager und Politiker unterwerfen sich wie Funktionäre den Zielen dieser entpersonalisierten Systeme oder missbrauchen diese zu ihrem persönlichen Nutzen und werden so zu Systemagenten.
Führungskräfte, die verantwortungsvoll zum Gemeinwohl handeln, werden seltener. Zivilcourage und konstruktiver Ungehorsam werden ersetzt durch Zielhörigkeit und blindes Folgen der Obrigkeit. Es wird nur noch im Sinne von Machterhalt und Besitzstandswahrung entschieden und gehandelt. Oder zumindest die eigene Macht benutzt, um seinen „Amigos“ hochwertige Geschäfte zuzuschanzen.
Wenn aber nur noch Systemagenten und Funktionäre an den Hebeln der Macht sitzen (anstelle von Führungskräfte mit sittlich verantworteten Werten), dann hilft nur noch Transparenz, um die Herrschaft dieser Systeme und ihrer Agenten einzudämmen.
Nebenbei haben die Veröffentlichungen von Wikileak auch gezeigt, dass die neuen Herrscher keinen „Benimm“ haben. Wie käme eine wirkliche Führungskraft dazu, über seine internationalen Partner schlecht zu reden und diese abzuqualifizieren? Und das dann auch noch in schriftlicher Form an Dritte weiterzugeben?
Ich meine, dass so etwas ein NOGO im Umgang von Menschen untereinander sein sollte. Welches Recht haben wir, uns über andere zu erheben und ihre charakterlichen Eigenschaften beurteilen zu wollen? Anmaßung und Selbsterhöhung sind keine Führungsqualitäten.
RMD